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Genius der Mode

Neues von der Bekleidungsmarke „MONCLER GENIUS“

Bereit zum Après-Ski – die Modenschau „MONCLER GENIUS“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. Mai 2019
In der Modewelt erblickt gelegentlich ein neues Geschöpf das Licht der Welt. Remo Ruffini, Vorsitzender des Vorstandes der MONCLER SPA in Mailand, hatte im Vorjahre die Marke „MONCLER GENIUS“ als ein neues Geschäfts- und Kommunikationsmodell konzipiert, um die Vielfalt der Kunden im digitalen Zeitalter zu feiern. Daraufhin rief er ein „Symposium kreativer Köpfe“ ins Leben. Eine neue Kollektion sollte aus den Entwürfen einzelner Genies hervorgehen, indem sich verschiedene Stimmen zu einer einzigartigen kunstvollen Sprache vereinen sollten getreu dem Motto „ONE HOUSE, DIFFERENT VOICES“.

Zu sehen waren am 20. Februar 2019 in den verschieden her- und eingerichteten Räumen der Veranstaltungsstätte „MAGAZZINI RACCORDATI“ in Mailand anhand der Teilkollektionen unterschiedliche Visionen, die alle die globale Markenbotschaft prägten, wobei die Visionen über saisonale Grenzen sowie Alters- und Geschmacksgrenzen hinausgingen. Diese Erlebniswelt, welcher lag ein kuratorischer Ansatz zugrunde, war der kreative Kulminationspunkt von Energien aus verschiedenen Kulturen. Als Modeschöpfer beteiligten sich Richard Quinn, Matthew Williams, Veronica Leoni, Sergio Zambon, Pierpaolo Piccioli, Liya Kebede, Sandro Mandrino, Simone Rocha, Craig Green, Fragment Hiroshi Fujiwara, Palm Angels, Francesco Ragazzi und die Macher hinter der Marke „POLDO DOG COUTURE“. Jeder drückte seine persönliche Sicht auf die „MONCLER“-Stücke und die Werte wie Authentizität, Funktion und Leistung, wofür es stand, aus. Insofern wichen Form und Zielgruppe der einzelnen Teilkollektionen voneinander ab, was selbige unverwechselbar machte. Der Fokus der Gesamtkollektion für den Herbst und Winter 2019/2020 lag sowohl auf der Produktvielfalt als auch auf der Individualität der Kunden, denn ein neues Regelwerk setzte den Verbraucher an die erste Stelle. Die globalen Kunden verschmolzen zu einer einzigartigen Gemeinschaft. Das Ziel war ein inklusiver Luxus. Im Sinne der Inklusion war die Stätte am 24. Februar 2019 offen für alle Menschen und führte so zu einer Synergie mit den Ballungsräumen der Stadt Mailand.

Der Römer Modeschöpfer Tiziano Guardini verwandelte zur Präsentation der Kollektion „This city is a jungle“ den Spazio Cavallerizze des Nationalmuseums der Wissenschaft und Technologie Leonardo da Vinci in einen urbanen Dschungel. Die Geheimnisse der Natur umgab er mit Liebe, Leidenschaft, Kraft und Schönheit. Tiziano Guardini, der Umweltschutz als eine Aufgabe für jedermann ansah, schuf eine farbenfrohe Kollektion. Er spielte mit den Standards der Schönheit. Jacquardstoff in lebhaften Farben erschien in harmonischen Silhouetten. Die Linien wirkten maskulin, blieben aber feminin. Die jungenhaften Kleidungsstücke bestanden aus nachhaltig hergestellter Wolle mit „GRS“-Zertifikate. Aufs neue war ökologische Serge de Nîmes namens „Earth Fit™“ in Zusammenarbeit mit der in Italien ansässigen Agentur „Creative Room™“ der türkischen Herstellerin ISKO Division Sanko Tekstil Isletmeleri San. ve Tic. A.S., die über die Zertifikate „EU Ecolabel“ und „Nordic Swan Ecolabel“ verfügte, ein bevorzugter Stoff, der sowohl für die Bearbeitung mit der Hand als auch für Laserschnitte in Betracht kam. Das Garn „ECONYL®“, aus alten Teppichen oder aus Abfällen in den Meeren hervorgegangen, stak in Jacken. Der Stoff „THERMORE“ aus Plastikflaschen diente als Füllung. Eine „Wiedergeburt“ gab es für Polyamid als Knöpfe und für Polyester als Reißverschlüsse. Überdies tauchte Polyamid ohne Einsatz von Chemikalien als Stoff „Q‑NOVA®“ wieder auf, um andere Kleidungsstücke weich und sinnlich aussehen zu lassen. Bei den gestrickten Stücken handelte es sich hingegen um Alpakawolle. Organische Baumwolle fand sich obendrein in den streng gemusterten Socken wieder.

Gegen die heutzutage vorherrschende Tyrannei des „Fast Fashion“ hatte der Mailänder Modeschöpfer Gilberto Calzolari, Absolvent der Brera Akademie der Schönen Künste in Mailand, im Jahre 2015 die eigene Marke mit „grünem Herzen“ geschaffen, um Eleganz und Exzellenz mit ökologischer Nachhaltigkeit zu verbinden. Seither drehte sich beim Gewinner des Preises „FRANCA SOZZANI GCC AWARD FOR BEST EMERGING DESIGNER“ im September 2018 für die Prêt‑à‑porter-Kollektion „Une Partie de Campagne“ für den Frühling und Sommer 2019 alles um Maßschneiderei, Handwerkskunst und erlesene „Retro“-Details. Die Natur stand von jeher, und zwar seit der ersten Kapselkollektion „My Arctic Heart“, wo es um eine Welt am Rande des Aussterbens gegangen war, im Mittelpunkte seines stilistischen Universums. In einer Zeit, wo es zusehends schwieriger wurde zu unterscheiden, was echt und was falsch ist, was natürlich und was künstlich ist, galt es für Gilberto Calzolari, die feine Trennlinie dazwischen zu finden. Mit der Kollektion „UN-NATURAL“ für den Herbst und Winter 2019/2020 begab er sich in die italienische Landschaft, wobei es ihm auf Umweltverträglichkeit und Respekt für unseren Planeten ankam.

So setzte er auf umweltfreundliche und recycelte Materialien. Cuproleinen, Seide mit „GOTS“-Zertifikate, „EVO®-Nylon®“ aus Samen des Wunderbaumes und „SEAQUAL“-Polyester aus Kunststoffresten in den Meeren. Die Polsterung bestand in Gänze aus recycelten PET-Flaschen. Druckguß war es bei den farbigen, riesigen Reißverschlüssen. Mit Stickerei verzierte Verpackungsnetze dienten als Couturetüll. Kostbaren Brokat schmückten köstliche Blumenmotive, die in grünen oder kupferfarbenen Lamé-Reflexen strahlten, als wären sie durch Säureeinwirkung verunreinigt worden. Mit „SWAROVSKI“-Kristallen bestickte Jutetüten kamen ebenfalls vor. Als Symbol für eine in Plastik eingeschlossene Natur bestand die Stickerei in Gestalt blühender Blumen aus recycelten Plastikflaschen. Eine solche Wiederverwertung stand Eleganz und Luxus keineswegs entgegen. Die für eine Herbst-Winter-Kollektion überraschend lebhafte Farbpalette umfaßte nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch kräftiges Gelb, helles Rot und Stahlblau. Das faszinierende Chaos der heutigen Zeit veranschaulichte ein Mix aus Stilen, Volumen und Proportionen. Gilberto Calzolari spielte mit der Silhouette des weiblichen Körpers in fast abstrakter Weise.

Sportlicher Chic zeigte sich an der Hose aus gelbem Cady mit schwarzen Ripsstreifen in Maxilänge, am langen Mantel aus glänzenden königsblauem Seidensatin in Paarung mit matt-rotem Waben-Neopren sowie an den zwischen Militäruniformen und Skianzügen der 1980er Jahre angesiedelten Kleidungsstücken aus Serge de Nîmes. Ein Bezug aufs Militär fand sich auch bei aufgenähten Taschen sowie Kapuzen und Schneehelmen in Coutureart, mit kostbaren elastischen Kordelzugverschlüssen aus goldenem Metalle versehen. Die weiten Ärmel der leichten Zipfelkleider und die im Stile der 1980er Jahre betonten Schulterpartien der langen Mäntel trafen auf die abstrakt bedruckten Palazzohosen im Stile der 1960er Jahre. Das kurze Trapezkleid, die seitlich geschlitzten Röcke in A‑Linie und die ärmellosen Blusen mit Rüschen bildeten eine Abfolge geometrischer Muster, welche den Körper umrahmten. Die ringförmigen Stolen aus Kunstpelze erinnerten mit ihrer Klasse der Vergangenheit. Ein Verweis auf die zeitgenössische Kunst fehlte nicht. Die Druckserie mit Gittermustern ließ an die Verwendung von Volltonfarben in einer scheinbar einfachen Liniensprache seitens des niederländischen Malers Piet Mondrian denken. Das hellblaue Top, dessen Stoff transparentes Polyvinylchlorid (PVC) war, war eine Hommage an das provokante Werk des britischen Bildhauers, Malers, Konzeptkünstlers und Kurators Damien Hirst, wo die Natur buchstäblich in Formaldehyd eintauchte. Die Kollektion zeigte Gilberto Calzolari am 20. Februar 2019 in der Veranstaltungsstätte „Teatro Franco Parenti“ der Bagni Misteriosi S.r.l.

Die Kollektion der italienischen Marke „ANTEPRIMA“ stand unter dem Motto „Visionary Journey“. Ein Zelt im Hofe der Militärschule Teulié war am 21. Februar 2019 der Ort, wo die aus Tokio stammende Modeschöpferin Izumi Ogino diese Kollektion zeigte. Klassiker erlebten eine Innovation. Männische Krawatten vervollständigten die ehrgeizige Kleidung. Hübsche, hoch taillierte Ensembles hatten ein Korsett. Vielseitige Stoffe lieferten sich ein Machtspiel, während Muster einander Schlag auf Schlag folgten. Schamesröte erzählte Geschichten aus der Stadt der Kunst, wo Schneeflocken fielen. Ein ausgestelltes Kleid aus Organdy dämmerte glamourös. Ein heißer Stoffdruck auf Samte tat ein übriges. Kecke Mokassinschuhe an den Füßen, ein zusammenklappbarer Hut auf dem Kopfe und ein Rollkoffer an der Hand rundeten das Bild einer im herbstlichen London reisenden selbstsicheren Weltbürgerin und zugleich verträumten Schicksalsreiterin ab.

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