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Zarte Bande

Die Mode als Kulturbotschaft

Wie Zwillinge – die Mannequins Saskia Anderson und Alisa Grabovaja vor der Modenschau „YUMI KATSURA“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. Februar 2018
Modeschöpfer sind auch Kulturbotschafter. Dann wird die Mode zur Botschaft. Die japanische Modeschöpferin Yumi Katsura sieht sich als eine Botschafterin der japanischen und europäischen Kultur. Mit der Couturekollektion für den Frühling und Sommer 2018 schlug sie unter dem Motto „Bonds“ eine Brücke zwischen dem Fernen Osten und dem Westen.

Yumi Katsura ließ sich dafür von Malern wie Katsushika Hokusai, Vincent van Gogh, Claude Monet und Henri Rivière inspirieren. Besonders wandte sie sich der traditionellen japanischen „Ukiyo-e“‑Kunst, deren Holzschnitte die westliche Malerei sehr beeinflußt hatten, zu. Verführt von der Magie der Meister, fing Yumi Katsura das Wunder der Natur ein. So war die Tierwelt in ihren Modellen einmal mehr allgegenwärtig. Die Stoffe, von einer schillernden Farbpalette unterstützt, waren geschmeidig und anmutig. Hinzu kam die traditionelle Yuken-Technik der Seidenfärbung. Die Kleider waren demnach voller Leben. Am 21. Januar 2018 nahm Yumi Katsura die Besucher im Hotel „WESTIN PARIS“ mit auf eine Reise, wo Tradition und Moderne in einer „poetischen Umarmung“ verschmolzen.

In der Gunst der altgriechischen Götter schuf die Athener Modeschöpferin Celia Kritharioti eine Kollektion als Hommage an die Romantik. Da lag eine göttliche Liebesgeschichte nahe. Nach einer Erzählung des antiken Schriftstellers Apuleius von Madauros ist Psyche eine Sterbliche, welcher das alte Orakel vorhergesagt hat, sie werde einen Gott heiraten. Sogar die Göttin Aphrodite beneidet Psyche für deren unübertreffliche Schönheit so sehr, daß sie ihren Sohn Eros um Hilfe bittet; er soll alle daran hindern, sich in Psyche zu verlieben. Eros jedoch verletzt sich mit den eigenen Pfeilen und verliebt sich in Psyche, woraufhin die Liebenden auf immer eins in ihrer Liebe werden und in der Nachbarschaft der Götter wohnen. Die Kollektion „Psyche“ war obendrein eine Ode an die Handwerkskunst und die Kunst der Couture, nämlich an die besonderen Fähigkeiten von Näherinnen, Stickerinnen, Federmachern und Schuhmachern. Bestickte, schenkelhohe Stiefel und figurbetonte Minikleider hoben den weiblichen Körper hervor und stellten die weibliche Stärke heraus. In hauchdünnen, mit Halbedelsteinen bestickten Cocktailkleidern und Stiefeletten bis zum Knöchel funkelten ätherische Nymphen wie Morgentautropfen. Von der Pracht und Symmetrie der griechischen Architektur beeinflußte geometrische, plissierte, voluminöse Abendroben betonten die schmalen Taillen märchenhafter Figuren. Monatelang bestickte, feine Spitze und Seidentüll wurden die Leinwand für einzigartige Kreationen. Seidenorganza in weichen Pastelltönen vervollständigte die am 22. Januar 2018 im Hotel „Ritz PARIS“ präsentierte Kollektion.

Im Hause der Fondation Dosne-Thiers stellte der von der Insel Mauritius stammende und in Paris tätige Modeschöpfer Perry Ah Why am 21. Januar 2018 eine Kollektion mit Hochzeitskleidern vor. Er blieb seinen Wurzeln treu, indem er den siebenundzwanzig Einzelstücken – jedes Stück war wie kein anderes – jeweils eine Bezeichnung mit einem Bezuge zur Insel Mauritius gab. Er spielte mit zahlreichen Feinheiten; neben Transparenz setzte er auf Stoffmischungen und erzeugte einen Reliefeffekt für genug Kontrast. Das majestätische Weiß ergab ohnehin eine würdevolle, harmonische Camaieu. Die Kleider mit ihrem altehrwürdigen, poetischen Charme entrückten die Trägerinnen so zu einsamen Ufern. In der Länge drückte sich sinnliche Glückseligkeit aus, wohingegen die Kürze sexy anmutete. Die strengen Linien der Etuikleider standen der raffinierten Unschärfe der anderen Kleider gegenüber. Biegung und Gerade waren ein weiteres Gegensatzpaar. Materialien waren Seidenorganza, mal perlig, mal bemalt, Seidengaze, Seidenmusselin, Seidenkrepp, Crêpe Satin, bestickter Taft, Tüll, mal plissiert, mal bestickt, mal hauchdünn, mal als Libellentüll, perlmuttartige Gabardine, Tweed, bestickter Roßhaarstoff (Crin), durchbrochener Neopren, Zellophan, Nadelspitze (Guipure) aus bestickter Baumwolle, Calais-Spitze und bestickte italienische Spitze sowie Vogelfedern. Bei der Stickerei herrschten Blumenmuster vor.

Eine Spezialistin anderer Art ist die zyprische Modeschöpferin Maria Aristidou. Diesmal widmete sie ihre hochwertigen Strickwaren ihrem unlängst verstorbenen Pariser Agenten Alexandre Boulais. Sie schloß ihre Augen und stellte sich ein Phantasieland mit einem menschlichen Lächeln vor; dort war die Euphorie das einzige Gefühl der Existenz. Es war ein nie endender Garten aus zarten japanischen Blumen. Die am 22. Januar 2018 in der Veranstaltungsstätte „LA MAISON DES CENTRALIENS“ gezeigte Kollektion spiegelte die Schönheit dieser geheimen, romantischen Gartengeschichte wider. Metallische Garne und Garne aus Seidenviskose machten aus aufwendigen Stickereien in Blumengestalt einen Spielplatz. Unbeschwerte Kurven und elegante Schnitte rundeten zusammen mit unerwarteten Details und Accessoires das Bild ab.

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