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Freiheit auf der Straße

Die Mode und die Urbanisierung

Lippenbekenntnis – ein Mannequin vor der Modenschau „LISELORE FROWIJN“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 15. Mai 2017
Bei den Modewochen war etwas in Bewegung. Modeschöpfer orientierten sich neu und wechselten den Ort zur Präsentation ihrer Kollektion. So ging beispielsweise Wolfgang Joop schon im Jahre 2015 von Paris nach Mailand. In dieser Saison folgte ihm die Marke „VIONNET“. Im Gegenzuge gelangte Uma Wang nach Paris, wohingegen es die Marke „PORTS 1961“ von Mailand nach London zog. Roland Mouret und Sharon Wauchob zogen London Paris vor. Insgesamt war ein Trend weg von Paris festzustellen. Davon abgesehen, kürzte die Chambre Syndicale du Prêt à Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode ihre Veranstaltungsreihe „Semaine des Créateurs de Mode femme“ um einen Tag – die Reihe war fortan achttägig –, so daß der Unterschied zur Veranstaltungsreihe „Milano Moda Donna“ mit sechsen Tagen geringer wurde. Obendrein war die Stimmung in Paris nicht mehr so gut und locker wie früher. Man stellte sich in der Zeit vom 28. Februar 2017 bis zum 7. März 2017 unweigerlich die Frage: was ist los in Paris? Die allgegenwärtige Terrorgefahr konnte nicht für alles der Grund sein.

In Paris blieb immerhin die niederländische Modeschöpferin Liselore Frowijn, indem sie am 28. Februar 2017 in der Kunstgalerie „GALERIE ISABELLE GOUNOD“ ihre Kollektion für den Herbst und Winter 2017/2018 präsentierte, wozu die Mannequins durch drei weiße, rechteckige Räume als Liselore Frowijns poetischen Kosmos marschierten. Bereits beim Entwerfen der Präkollektion hatte sie das Werk des niederländischen Bildhauers Alfred Eikelenboom, der für seine ästhetische Vision, von der Barockkunst und Natur inspiriert, mit Kreisformen für Modellstädte experimentiert gehabt hatte, entzückt. Das Erträumen einer modernen, urbanen Metropole sowie Einnehmen einer kritischen Position waren nunmehr – in der Zeit globaler Konflikte und des Klimawandels – ihr gemeinsamer Nenner. Dadurch, daß Liselore Frowijn den Schwerpunkt auf die menschliche Einheit und Freiheit legte, war ihre aktuelle Kollektion mehr straßentauglich als sportlich.

Für Seiden- und Wollgewebe schuf Liselore Frowijn Gradientdrucke, welche die momentane Veränderung der Welt darstellten oder niederländische „VLISCO“-Wachsmuster enthielten. In Anlehnung an Alfred Eikelenboom umfaßte die Farbpalette Rot, Gelb, Blau und Grau; es gab auch Verweise auf die Farben Indiens, um den wegweisenden Metropolen heutzutage eine neue Perspektive aufzuzeigen. Bei der vom „Streetstyle“ inspirierten Kollektion ging es um Bewegungsfreiheit für eine ideale Frau auf ihrem Wege der Ablenkung durch Trost. Mit der Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Gestaltern und Herstellern wollte Liselore Frowijn verdeutlichen, daß mit einem solchen Zusammenschlusse eine Menge positiver Energie freigesetzt und dadurch ein neues kreatives Niveau erreicht werden könne. Das Finale mit den weißen Bandanas an den Handgelenken aller Mannequins stellte klar, daß der Laufsteg auch ein Podium war, um durch eine einzige einfache visuelle Aussage das Ideal der „Gleichheit von Rasse, Sexualität, Geschlecht und Religion“ zu veranschaulichen.

Wie in der letzten Saison gab es in der Schule der Medizin der Pariser Universität René Descartes diesmal eine Veranstaltung unter Federführung der in Hong Kong ansässigen Vereinigung „Fashion Farm Foundation (FFF)“ mit Modenschauen dreier chinesischer Marken. Es handelte sich um die von einer Fachjury ausgewählten Marken „CYNTHIA & XIAO“, „FFIXXED STUDIOS“ und „id“. Hinter der im Jahre 2014 gegründeten Marke „CYNTHIA & XIAO“ stehen die Modeschöpfer Cynthia Mak und Xiao Xiao; beim Entwerfen der Kollektion verbanden sich Cynthia Maks Kenntnisse in Graphikgestaltung und Xiao Xiaos Erfahrungen mit Strickwaren, was zu minimalistischen Formen führte. Bei der Kollektion ihrer Marke „FFIXXED STUDIOS“ konzentrierten sich die Modeschöpfer Kain Picken und Fiona Lau aus Wutong in der Provinz Shenzhen auf eine hochwertige Unisexkleidung für ein unbeschwertes, zeitgemäßes Leben. Bei der Kollektion ihrer Marke „id“ ging es den Modeschöpfern Julio Ng und Cyrus Wong erneut um das Gleichgewicht zwischen den widerstreitenden Kräften Yin und Yang, das sie diesmal in einem Ausgleiche zwischen Romantik und Realität fanden.

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