MODE UND KULTUR

Grün und kurvig

Neue Lingerie in Paris

Spitzentanz in Dessous – die Modemesse „SALON INTERNATIONAL DE LA LINGERIE“ (Bild: Christian F. Janssen)

Von Christian F. Janssen — 2. Februar 2020
Der ökologischen Verantwortung stellte sich auch die Eurovet SAS als Veranstalterin der Modemessen „SALON INTERNATIONAL DE LA LINGERIE“ und „INTERFILIĒRE“. So ging es vom 18. Januar 2020 bis zum 20. Januar 2020 auf dem Pariser Messegelände um innovative Materialien und nachhaltige Kleidung. Natürliche oder recycelte Fasern von heute führten zu Dessous von morgen. Das Schlüsselkonzept lautete: „Back to basics“.

Für die ökologischen Belange gab es auf der Messe „SALON INTERNATIONAL DE LA LINGERIE“ eigens einen Raum. Unter dem Motto „O.R.G.A.N.I.C.“ wurden dort alle „grünen“ Themen wie Textilien, Verpackungen, Etiketten und soziale Fragen behandelt. Bei der im Jahre 2018 von der Modeschöpferin Victoria Wilson geschaffenen französischen Marke „MADAME porte la CULOTTE“ war über einen Schlüpfer aus „Bio“‑Baumwolle hinaus ein „Solidaritätshöschen“ mit eingravierter ego-steigernder Botschaft der Beitrag zum Kampfe gegen Gewalt gegen Frauen. Bei der im Jahre 2008 geschaffenen französischen Marke „occidente“ war mit dem Kennzeichen „Global Organic Textile Standard (GOTS)“ zertifizierte Baumwolle – ohne Pestizide und chemische Düngemittel – das Hauptmaterial der Kollektion. Die im Jahre 2011 nach der Devise „weniger ist mehr“ geschaffene französische Marke „Germaine des près“ stand für schlichtes, zeitloses Dessin; ein Höschen wies das „GOTS“‑Zertifikat auf, während die gesamte Heimkleidung die französische Kunst zu leben widerspiegelte. Um ethisch einwandfreie und zugleich attraktive Kleidung ging es bei der von dreien französischen Studenten geschaffenen Marke „Olly“, was „Organic & lovely lingerie, yours“ bedeutete; die Verkaufsaktion „Black Friday“ sollte boykottiert und durch die solidarische Aktion „Green Friday“ ersetzt werden. Bei der französischen Marke „Nėnės PARIS“ bestand die Kreislaufwirtschaft darin, Schrott aus der Textilindustrie und gebrauchte Kunststoffflaschen auf die Faserstufe zurückzuführen und nach Weiterverarbeitung als Spitze, Tüll oder sonstigen Stoff wiederzuverwenden.

Unter dem Motto „Exposed“ ging es in ökologischer Hinsicht weiter. Das Konzept bei der schwedischen Marke „SWE — S.“ beziehungsweise „SWE. STOCKINGS“ bestand im Sammeln gebrauchter Strümpfe, um deren Garne für neue Strümpfe ohne Abfall zu recyceln; eine besondere Sammelstelle existierte während der Messe. Bei der französischen Marke „PALOMA CASILE“ mit Rock ’n’ Roll-Einstellung hatte man den Textilabfall durch die Wiederverwendung von Reststücken auf die Hälfte reduziert. Bei der neuseeländischen Marke „Lonely“ war der wenig Wasser benötigende Bambus als Alternative zur Baumwolle die Materialbasis. Bei der im Jahre 2016 geschaffenen amerikanischen Marke „girlfriend collective“ beruhte jedes Leggingspaar auf fünfundzwanzig recycelten Plastikflaschen, während es sich beim Trägerbustier um elf Flaschen handelte; recycelte Fischernetze kamen daneben vor. Davon abgesehen, war bei der französischen Marke „MAISON LEJABY“ Buchenholzzellulose das Material für das Modell „La Petite Lejaby“; gegenüber der Standardproduktion war der Wasserverbrauch durch Wasserrecycling um 85 Prozent verringert worden. Bei der italienischen Marke „Oscalito“ mußten es so viele Naturfasern wie möglich sein. Naturfarbstoffe waren obendrein ein Thema. Die Messeveranstalterin kümmerte sich überdies um eine Begrenzung der Abfallmenge auf der Messe.

Um die ganze Bandbreite der Schönheit zu erfassen und der Lebenswirklichkeit gerecht zu werden, galt es den Stereotypen „extremer Dünnheit“ zu entkommen und alle Körpertypen zu berücksichtigen. Übergrößenmodelle beziehungsweise kurvigere Silhouetten eroberten schrittweise Laufstege und Werbekampagnen. Mannequins mit nicht retuschierten Körpern waren zu sehen. Die Kleidungsstücke der Marke „girlfriend collective“ waren nunmehr in den Größen von XXS bis 6XL erhältlich. Dem entsprach die antisexistische Botschaft der im Jahre 2017 von der französisch-ivoirischen Modeschöpferin Maïna Cissé geschaffenen britischen Marke „the vnderʌrgument“. Für die Zeit nach einer Operation gab es ferner Dessous, die weit über die einfache Unterstützung der Heilung hinausgingen. Auf solch postoperative Dessous war die britische Marke „MEGAMI“ spezialisiert. Die Messeveranstalterin unterstützte die französische Fondation ARC pour la recherche sur le cancer bei der Brustkrebsforschung mit einer Spende von einem Euro je verkaufter Eintrittskarte. Die im Vergleiche zum Vorjahre geringere Besucherzahl ging wohl auf die sozialen Unruhen, genau gesagt den Streik der Eisenbahner, zurück.

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