▌EN

Durch die Blume sagen

Mode aus Deutschland in Paris

Königin der Herzen – das Mannequin Hannare Blaauboer vor der Modenschau „TALBOT RUNHOF“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 19. November 2017
Die Botschaft lautete: „Erzeugen Sie Liebe, nicht Krieg. Bleiben Sie stark. Seien Sie gelassen.“ So erwarteten die Münchener Modeschöpfer Johnny Talbot und Adrian Runhof am 30. September 2017 ihre Gäste im Palais der Schönen Künste in Paris. Aus Verärgerung über die politische Lage in den Vereinigten Staaten von Amerika war die letzte Kollektion entstanden. Für Johnny Talbot und Adrian Runhof war bei der neuen Kollektion zwar keine Besserung in Sicht, ihre Reaktion fiel aber anders aus. Um dies zu verstehen, verwiesen sie auf den Videofilm „Tip for healing“ der amerikanischen Sängerin Tori Amos.

Die Prêt‑à‑porter-Kollektion für den Frühling und Sommer 2018 stand unter dem Motto „Blumen versagen nie“. Alles drehte sich um kühne und schöne Farben sowie selbstverständlich um viele Blumen. Den Silhouetten war der Einfluß der 1970er Jahre anzusehen. Blusen aus mourantblauer Baumwollpopeline mit Nadelstreifen, zusätzlich mit Pailletten und Strass-Steinen in Gestalt von Gänseblümchen bestickt, trafen auf Stücke aus sepiabraunem, waldgrünem und cognacrotem Baumwolltwille, wobei Nähte, Kanten und Konturen mit einem dicken, kontrastierenden Seidenfaden bestickt waren. Zu Blazern aus Seidenjacquard im „Flower Power“-Stile gab es passende Hosen, Kleider und Roben. Die verwandte Jacquardwebtechnik war insoweit neu gewesen, als jeder der acht verschiedenen Fäden die Brillanz seiner lebendigen Farbe beibehalten hatte. Für Partyaufmachungen eignete sich fließender Seidenschantung, ein Stoffklassiker aus dem legendären italienischen Hause „TARONI“, in fünfen die Stimmung hebenden Farbtönen. Für Johnny Talbot und Adrian Runhof war dessen Bewegungsverhalten einfach unglaublich; das Zusammenspiel der Textur, der Farbe und des Falles raubte ihnen beinahe den Atem. Zur Abrundung erschienen Seidenmousseline und Tüll für leichte, skurrile Cocktailkleider, Roben und Overalls. Es reichte von Wolkenmustern über durchsichtigen Degradé bis zu einem Chiffonnetze aus Mille-Feuilles, wobei zur Zier überall handgestickte, dreidimensionale Chiffon- und Kristallblüten vorhanden waren.

Im Palais Brongniart beziehungsweise Palais de la Bourse veranstaltete das Koreanische Forschungsinstitut für Modeindustrie (KRIFI) die Sammelmodenschau „2017 K‑FASHION PROJECT Paris“. Das Ministerium für Handel, Industrie und Energie der Republik Korea förderte es, um den Einstieg koreanischer Modeschöpfer in Überseemärkte in der Erwartung eines dauerhaften Erfolges zu unterstützen und die Bedeutung der koreanischen Bekleidungsindustrie zu mehren. Der kritischen Auswahl hatten sich einhundert Bewerber gestellt. Die ausgewählten fünf Teilnehmer hatten nach der Devise „Made in Korea. Made for you.“ die Aufgabe, eine Kollektion vornehmlich mit Textilien aus Korea und mit heimischer Nähtechnologie zu erstellen. Dem Finale am 30. September 2017 war zur Werbung vom 31. Juli 2017 bis zum 5. August 2017 eine Verkaufs- und Schaufensteraktion in Zusammenarbeit mit den Betreibern der Pariser Konzeptboutique „colette:“ – deren Schließung steht für Dezember 2017 an – vorausgegangen. Man hatte von den Modeschöpfern erwartet, die Reaktion der europäischen Verbraucher einschätzen und die Möglichkeit einer Ausweitung des Geschäftes auf den Weltmarkt ermessen zu können.

Bei der im Jahre 2008 vom Modeschöpfer Taeyong Ko gegründeten Marke „Beyond Closet“ ging es um adrette Herrenbekleidung mit schrulligen Logos und Illustrationen. Der in Seoul und New York lebende und arbeitende Modeschöpfer Bumsuk Choi legte mit der Marke „GENERAL IDEA“ Wert auf Kommunikation und Sympathie. Mit seiner neuen Kollektion erzählte er die bewegende Geschichte seiner Generation. Die im Jahre 2011 gegründete Marke „KYE“ stand für hochwertige Straßenkleidung nach dem Unisex-Gedanken zur Repräsentation der Jugendkultur. Die Modeschöpferin Kathleen Kye, die an der Central Saint Martins University of the Arts London studiert gehabt hatte, hatte sogar im Jahre 2015 ein autobiographisches Buch über Mode geschrieben. Aus weiblich künstlerischer Perspektive verschrieb sich die Modeschöpferin Jinhee Moon für die Marke „Moon J“ einem femininen Stile mit einem gewissen Drehe. Eine experimentelle Zusammenstellung von Farbe und Textur mit graphischem Dessin kennzeichnete ihre neue Kollektion. Der Name der Marke „ti:bæg“ ging auf die Vorliebe der Modeschöpferin Eunae Cho fürs Teetrinken zurück, denn sie mochte sanfte Aussprache des englischen Begriffes für Teebeutel. Seit dem Jahre 2015 erweckte die Absolventin der Yonsei Universität zarte Emotionen durch vielfältige bunte Grafiken.

Weitere Bilder