Wilde Tiere in magischen Wäldern
Die Mode und die Unendlichkeit
Mooi meisjes – die Mannequins Lis van Velthoven und Jacobien van der Kleij vor der Modenschau „YUMI KATSURA“ (Bild: Christian Janssen)
Am 4. Juli 2017 präsentierte Georges Chakra diese Kollektion im Museum des Menschen in Paris. Die Silhouetten drückten eine zeitgemäße Eleganz aus. Kurze und lange Asymmetrien, Ballerinalinien, Drapagen, korsettierte Büsten, Basque-Röcke und Capes. Transparenz und Opazität ermöglichten ein Licht- und Schattenspiel. Für hohe Ansprüche verbesserten verspielte Cuissardestiefel als neue Siebenmeilenstiefel das Aussehen. Der Samt schimmerte, gleichviel ob als einzelne Rippe oder als volles Gewebe. Der Musselin war zart, die Spitze war fein; bestickter Tüll kam hinzu. Kristalle und Steine, die vielfältig funkelten, umschlossen Blumenmotive sorgfältig wie in einem Herbarium. Für die Femme fatale unterstrichen Federn die Ausschnitte und Schleppen. Die Farbpalette war diesmal herbstlich, und zwar vorwiegend mit nächtlichen Nuancen. Gewichtige Akzente setzten Violett, Preußischblau, Kaisergrün, gebranntes Orange, Purpurrot, Bernsteinbraun, Quarzgrau, Schwarz und Weiß, während Bronze und Silber in Laméreflexionen mit Subtilität in jene düsteren Töne abglitten. Das Weiß war obendrein heilig. Um den großartigen Moment spektakulär zu feiern, vereinte das Hochzeitsausstattung krasse Gegensätze. Zu einer mit Perlmuttblumen bestreuten und mit Tüllwellen versehenen Korsettrobe in Minilänge samt langer Schleppe und zu einem Kapuzencape darüber gehörten besagte Cuissardestiefel.
„Kunst ist ein Schritt von der Natur zum Unendlichen“, hatte einst der libanesisch-amerikanische Maler, Dichter und Philosoph Khalil Gibran erklärt. Dies griff die japanische Modeschöpferin Yumi Katsura dadurch auf, daß sie Flora und Fauna zum Thema ihrer Kollektion „The Awakening of Nature“ machte. Inspirationsquellen für die Dessins waren die japanischen Maler Suzuki Motonaga alias Kiitsu Suzuki und Tawaraya Sōtatsu. Mit Liebe zur Tradition und Moderne gleichermaßen, aber ohne Kompromisse nahm Yumi Katsura ihre Gäste im Festsaale der Bürgermeisterei des vierten Arrondissements von Paris mit auf eine Reise zur japanischen Kunst und zum japanischen Handwerke. Alle handgefertigten Kleidungsstücke standen in der Tradition dieser Handwerkskunst. Die Natur Japans mit all ihren Blumen und Wildtieren war die Vorlage der allgegenwärtigen Stoffdrucke. Hier drückte sich das Erwachen der Natur aus, was die Kollektion reich an Bewegungen machte. Indem sich die Abendkleider in lebendige Bilder verwandelten, erzählten sie tagein tagaus eine magische Geschichte. Schick und elegant, stellte die ideale Frau zwischen der Ikone zeitgenössischer Schöpfung und der sie umgebenden Natur einen Einklang her. Die farbenfrohe und lebendige Kollektion weckte Neugier und war mehr denn je in der Stadt des Lichtes verankert. So baute Yumi Katsura weiter an der Brücke zwischen Osten und Westen.
Zum ersten Male stellte der Modeschöpfer Idan Cohen aus Israel eine Kollektion in Paris vor. Die eigene, namensgleiche Marke hatte er im Jahre 2011 nach seiner Zeit als Kreativer Leiter der familieneigenen Jeansmarke „JACOB COHËN“ aufgrund seiner Leidenschaft für Abend- und Brautbekleidung gegründet. Unverwechselbare Dessins mit offenen Silhouetten, komplizierten Ausschmückungen und unerwarteten Details kennzeichneten seither seinen Stil. Inspiration waren nunmehr die wildesten und schönsten Tiere aus magischen Wäldern. Obwohl Tiger, Jaguare, Zebras und Schlangen in die Muster und Drucke eingingen, benutzte Idan Cohen die üblichen Farben nicht; vielmehr setzte er, von Schwarz einmal abgesehen, auf Metalltöne wie grüner Kupfer, blauweißes Silber und Gold. Materialmischungen und neue Perlentechniken kamen hinzu. Die Formen waren jung, sexy und glamourös. Mit der Kollektion wollte Idan Cohen übrigens verdeutlichen, daß Tiere hatten eingesetzt werden können, ohne sie durch die Verwendung ihrer Felle und Leder verletzen zu müssen. Leider verlief die Modepräsentation in der Veranstaltungsstätte „29MAUBOURG“ insoweit unglücklich, als die Mannequins in den Kleidern nur für eine knappe Zeit zur Verfügung standen und dann verschwanden, während die Veranstaltung an sich länger dauerte. So etwas wäre in Mailand nicht geschehen.
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