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Mode in Berlin – siebter Teil

Die zweite Hälfte des Jahres 2011 in der Retrospektive

Locker vom Hocker – die Modenschau „DSTM DONT SHOOT THE MESSENGERS“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 1. Juli 2017
Auch im Jahre 2011 zeigten die Absolventen, Studenten und Schüler der Berliner Hochschulen und Modeschulen ihre kreativen Fähigkeiten. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ermöglichte vor ihrer Modenschau in der Berliner Modewoche einen Einblick in den „Backstage“-Bereich. Wer dort gemeinhin bei all den kreativen Köpfen Trubel, Hektik und ein schöpferisches Chaos erwartet, wird rasch eines Besseren belehrt.

Der Modenschau „im_puls“ am 9. Juli 2011 war ein „Casting“ mit den potentiellen Laufstegmodellen am 5. Juli und 6. Juli 2011 in den Räumen der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) vorausgegangen. Die Vorbereitungen in den Räumen des Zeltes der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN“ am Tage der Modenschau dauerten von 7.00 Uhr bis 10.00 Uhr und verliefen eher ruhig. Nach dem Eintreffen der Modelle gegen 7.00 Uhr wurde sogleich mit dem Schminken und Frisieren begonnen, da dies erfahrungsgemäß die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Für einen geordneten Ablauf sorgte unter anderem der „Make-up Artist“ Boris Entrup, indem er den Modellen an den Schminktischen klarmachte: „Ohne Make-up geht hier keiner heraus!“ Danach wurden bei einer einstündigen Laufstegprobe mit den Modellen die letzten Feinheiten der Choreographie geklärt; die Reihenfolge war bereits vorab festgelegt worden. Währenddessen wurden die vorzuführenden Kleidungsstücke zugeordnet und aufgebügelt.

Für einen Augenblick brach ein wenig Unruhe aus, als ein bestimmtes Paar Schuhe gesucht wurde. Doch dies konnte die allgemeine Ordnung nicht gefährden. Die Hochschulangehörigen, für die eine Modenschau in einem solchem Rahmen eine Herausforderung darstellte, erhielten eine Hilfestellung seitens der Veranstalterin; so unterstützte sie die für den „Backstage“-Bereich verantwortliche Mitarbeiterin der IMG GmbH bei der Beaufsichtigung der anwesenden Presseleute. Zur Überraschung der Hochschulangehörigen fand sich noch der Münchener Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer dort ein und schaute sich ein wenig um. Dazu erklärte der „Backstagemanager“ Peter Schramm, der an der HTW im sechsten Semester Modedesign studiert: „Wir haben uns sehr darüber gefreut und hoffen, dass es für Herrn Kretschmer ein interessanter Morgen war.“

Hinter den Kulissen von Berlin
Zugegen waren obendrein Kameraleute, die für den Fernsehsender „bio. THE BIOGRAPHY CHANNEL“ das Leben angehender Modeschöpfer porträtierten und „hinter die Kulissen einer Modeschule“ blickten. Die Wahl war zugunsten der HTW ausgefallen, weil nach Auskunft des Produzenten der mehrteiligen Dokumentation „DIE MODEMACHER“ Emanuel Rotstein die HTW unter den gefragten Hochschulen und Modeschulen – es gibt in Berlin neun entsprechende Einrichtungen – am ehesten geneigt gewesen war, sich den Filmemachern zu öffnen. Mit ihrer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gab die HTW, dem Motto ihrer Modenschau gemäß, einen Impuls für den Standort Berlin. In der Dokumentation sollen neben den Porträtierten bekannte Persönlichkeiten aus der Modewelt zur aktuellen Lage der Modebranche, zu Berlin als Modestadt und zu ihrem eigenen Wirken Stellung nehmen. Bei einer Pressevorführung am 12. Juli 2011 in den Räumen der HTW machte Prof. Horst Fetzer das rege Interesse am Modedesign deutlich, denn von den ungefähr fünfhundert Bewerbern jährlich erhielten in der Regel nur vierzig einen Studienplatz. Hervor stach noch das gefilmte Interview mit dem Berliner Modeschöpfer Michael Michalsky; er gab den derzeitigen und künftigen Modeschöpfern etwas mit auf den beruflichen Weg: „Egal welchen Beruf man wählt, man ist sowieso nur gut in dem Beruf, wenn’s mehr als ein Beruf ist, wenn’s ’ne Leidenschaft ist.“

Am 5. Juli 2011 waren die Kollektionen der Studenten und Absolventen der Universität der Künste Berlin (UdK) auf der Modenschau „Schau 11“ in der Veranstaltungsstätte „Trafo“ zu sehen. Erneut beeindruckte manch übergroße Kopfputz. Auch an der UdK hatte der „Bologna-Prozess“ seine Spuren hinterlassen. War es vormals lediglich um die Kollektionen der Absolventen gegangen, so war nunmehr eine Unterteilung in die Bereiche „Bachelor“ und „Diplom“ erforderlich. In das Theater „ADMIRALSPALAST“ strömten die Modebegeisterten am 7. Juli 2011, um sich die Modenschau „MD.H Catwalk 2011 - VOL. 3: SPARKLING“ der MEDIADESIGN HOCHSCHULE FÜR DESIGN UND INFORMATIK GMBH (MDH) anzuschauen. Da diese Einrichtung auch in München ansässig ist, lag es nahe, nicht nur die Kollektionen der Berliner Studenten, sondern auch diejenigen der Münchener Studenten zu zeigen. Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee (KHB) nutzte wieder das Haus der Kulturen der Welt als Örtlichkeit. Doch diesmal, und zwar für die Modenschau „seefashion11“ am 8. Juli 2011, war die Terrasse als Schauplatz ausgewählt worden. Unter der abendlichen Sonne erstrahlten die farbenfrohen Kleidungsstücke, insbesondere ein goldfarbener Overall.

Für den Nachwuchs unter den Modeschöpfern ist gesorgt
Innerhalb der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN“ rangen am 6. Juli 2011 die Modeschöpfer Marc Buscha, Lena Hasibether, Jonathan Christopher Hofwegen, Alexandra Kiesel und Markus Schmidbauer als Teilnehmer des Wettbewerbes „DESIGNER for TOMORROW“ um die Gunst der Jury mit dem US-amerikanischem Modeschöpfer Marc Jacobs als Vorsitzendem, wozu die Nominierten auf einer Modenschau ihre Kollektion zeigten. Daraus ging Alexandra Kiesel, die an der KHB studiert hatte, als Siegerin hervor. Sie wird bei der nächsten Modewoche im Januar 2012 die Gelegenheit einer eigenen Laufstegschau bekommen.

Eine weitere Fördermaßnahme war der ebenfalls integrierte Wettbewerb „Start your Fashion Business 2011“ des Landes Berlin mit einer Modenschau am 8. Juli 2011 in der Veranstaltungsstätte „Römischer Hof“. Die siegreichen Modeschöpferinnen Annelie Augustin und Odély Teboul (Marke „AUGUSTIN TEBOUL“) durften sich über das Preisgeld von 25.000,00 EUR freuen; sie überzeugten die Jury mit „starker eigenständiger Handschrift“ und präsentierten eine Kollektion, die „düster-romantische Elemente mit avantgardistischen Linien und handgearbeiteten Details“ verband. Für die Modeschöpferinnen Derya Issever und Cimen Bachri (Marke „ISSEVER BAHRI“), deren Kollektion sich durch „außergewöhnliche handwerkliche Techniken in Kombination mit moderner Eleganz“ auszeichnete, gab es ein Preisgeld von 15.000,00 EUR. Auf den Modeschöpfer Hien Le, dem die Jury ein „herausragendes Gespür für Schnitte und Farben“ attestierte und der für „sehr reduzierte, tragbare und zeitlose Kollektionsteile“ stand, entfiel ein Preisgeld von 10.000,00 EUR.

Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen
Das Segment der „grünen Mode“ beziehungsweise „Ökomode“ in Berlin ist in Bewegung; es ist ein Kommen und Gehen. Die Veranstaltungen rund um dieses Segment gruppierten sich nun unter der Bezeichnung „ECO FASHION DAYS“. Ein Klassiker war mittlerweile die Veranstaltung „GREENshowroom“ im Hotel „ADLON“. Die Initiatorinnen Magdalena Schaffrin und Jana Keller, die nunmehr mit der Messe Frankfurt Exhibition GmbH zusammenarbeiteten, brachten im namensgebenden „Showroom“ vom 6. Juli 2011 bis zum 8. Juli 2011 unter anderem die Marken „ASANDRI“, „Braintree“, „HANNA felting“, „JESCHEWSKI“, „KASKA HASS“, „LEIBSCHNEIDER“, „RITA IN PALMA“, „Schmidttakahashi“, „Shokay“, „STAT“, „Studio Ecocentric“, „Studio JUX“, „the rooters“, „VonWinckelmann“ und „yog:k uniwearsal“ zusammen. Daneben war den Modebegeisterten, die nicht zum Fachpublikum oder zur Presse gehörten, ein „Shop“ zum Informieren, Stöbern und Kaufen geöffnet. Den Höhepunkt bildete die „Salonshow“ am 7. Juli 2011, wo die neuen Kleider an lebendigen Modellen in Augenschein genommen werden konnten.

Anders als die Modenschauen der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN“ waren die Modenschauen der Reihe „lavera SHOWFLOOR BERLIN“ vom 6. Juli 2011 bis zum 8. Juli 2011 im ehemaligen Kino „KOSMOS“ nicht nur dem Fachpublikum und der Presse vorbehalten; hier konnte sich jeder Modebegeisterte die neuen Kollektionen ansehen. Über die Konzeption hieß es in der Pressemitteilung: „Die Schauen zeigen ausschließlich Kollektionen mit hohem ethischen Anspruch, der Ökologie, kurze Transportwege, sozial verträgliche Produktion innerhalb Europas und fairen Handel, in den Vordergrund stellt.“ Am 7. Juli 2011 stellte dort die Hamburger Modeschöpferin Julia Starp ihre neue Kollektion vor.

Die Berliner Modewoche und die „grüne Mode“
Ähnlich frei zugänglich war die Veranstaltung „ecoShowroom“ mit der Kunstinstallation „Rosen und Eiskrem“ am 8. Juli 2011 und 9. Juli 2011 unter dem Motto „Public Day mit Verkauf“; am 7. Juli 2011 hingegen hatten nur Fachbesucher Zutritt. Ein Besuch der für die Zeit vom 7. Juli 2011 bis zum 9. Juli 2011 geplanten Modemesse „thekey.to“ war nicht mehr möglich. Gründe für die Absage der Veranstaltung wurden nicht genannt.

Ein Neuling in Berlin war die aus München nach Berlin ins Theater „RADIALSYSTEM V“ gekommene Modemesse „in fashion berlin“ für Damen- und Herrenkollektionen sowie Accessoires vom 5. Juli 2011 bis zum 8. Juli 2011. Dazu hieß es in der Pressemitteilung: „… bereits jetzt sind 70 Kollektionen gemeldet, unter ihnen Aussteller wie Mellmax, Mania shoes, Nör-Denmark, Annette Görtz, Bitte Kai Rand, Mc Planet, Indies, Gabi Lauton, Roberto Naldi, Cutloose. Besonders ist auch der nachhaltige Modebereich GreenGlamour, der bereits in München erfolgreich installiert wurde. Hier haben sich Kollektionen wie Mandala, Alchemist, Queen and Princess, Fairliebt, the baand, xess & baba sowie Christina Krämer collection akkreditiert.“ Die Veranstalterin Andrea Frahm erläuterte noch die Mischung der Aussteller: „Ziel ist es, grüne Mode zu integrieren und selbstverständlich zu machen, den Händlern so die Scheu vor diesem neuen Feld zu nehmen. Die Authentizität der Aussteller in Sachen ‚Grün‘ ist dabei neben dem modischen Aspekt ausschlaggebend.“

Nach der Modewoche ist vor der Modewoche
„Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt“, hatte einst der Kaiser der Franzosen Napoleon I. erkannt. Den Veranstaltungen der Berliner Modewoche vom 5. Juli 2011 bis zum 10. Juli 2011 ging ein Strafverfahren des Amtsgerichtes Tiergarten gegen das international bekannte, aus Berlin stammende Modell Nadja Auermann wegen des Verdachtes der Steuerhinterziehung voraus. Die Staatsanwaltschaft Berlin geht von einem Steuerschaden in Höhe von rund 272.000 Euro aus. Zur Klärung der Frage, ob Nadja Auermann zwischen den Jahren 1999 und 2002 einen Wohnsitz in Berlin begründet hatte, dauerte die Beweisaufnahme, bei der es auch um streunende Katzen, vertrocknete Zimmerpflanzen und eine rote Wandbemalung ging, länger als gedacht. Insofern war für den 4. Juli 2011, den vorerst letzten Verhandlungstag, ein Urteil nicht mehr zu erwarten. Rechtsanwalt Robert Unger, der Strafverteidiger, bemerkte in der Hauptverhandlung am 9. Juni 2011 zum ganzen Geschehen: „Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, daß dieses Verfahren auf einem korrupten und untreuen Steuerfahnder beruht.“ Der Sommer schien ohnehin die beste Zeit fürs Diskutieren von Steuerfragen zu sein. Für die Fortsetzung der Verhandlung am 25. August 2011 waren weitere Zeugen geladen.

Um so erfreulicher war endlich der Beginn der Berliner Modewoche. Die Modewoche hätte schon am 3. Juli 2011 anfangen können, wenn nicht die Ocean Media GmbH die Modemesse „5 elements.berlin“ am 1. Juni 2011 abgesagt hätte. Dazu ließ der „Event Director“ Andrew Lookman in einer Pressemitteilung verlauten: „Heute … haben 37 Hersteller mit gut 65 Marken zugesagt, von weiteren Herstellern haben wir die mündlichen Zusagen. Zu viele Hersteller warten jedoch ab, um zu sehen, welche Mitbewerber sich noch anmelden. Sosehr uns die Entwicklung insgesamt freut, ist sie dennoch nicht ausreichend (selbst wenn alle mündlichen Zusagen ihr Erscheinen bestätigen würden), um eine sinnvolle Leitmesse für Bodywear in Deutschland umzusetzen. Aus Sicht des Einzelhandels ergibt sich kein attraktives Ausstellerfeld, zumal führende Hersteller aus den Bereichen Dessous und Beachwear der aktuellen Veranstaltung eine Absage erteilt haben.“ Den Auftakt der Modewoche bildete dann am 5. Juli 2011 die Eröffnung eines Ladens der niederländischen Marke „SCOTCH & SODA AMSTERDAM COUTURE“ im Modeviertel rund um den Hackeschen Markt.

Die Mode als Botschafter
Es gibt halt nicht nur bei der „grünen“ Mode ein stetes Kommen und Gehen. So traf auch die Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN“, die diesmal mit der Modenschau des Berliner Modeschöpfers Michael Sontag eröffnet wurde, ein Wachstumsschub. Die Rückkehr an den ursprünglichen Ort, nämlich ans Brandenburger Tor, führte zu einer Vergrößerung des Veranstaltungszeltes. Der Laufstegsaal wurde von siebenhundert auf tausend Sitzplätze erweitert. Mit dem kleinen Studio stand den Modeschöpfern abseits des großen Laufsteges nun eine weitere Plattform zur Präsentation ihrer Kollektionen zur Verfügung. Dort waren beispielsweise feinste und edle Leder- und Metallaccessoires der Berliner Modeschöpferin Celia Czerlinski, als Mobiles arrangiert, zu sehen. Der Berliner Modeschöpfer Hannes Kettritz, der derzeit sein Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin abschließt, verwandelte das Studio in einen Wald, zum dem die männlichen Modelle in „Menswear“ mit unkonventionellen Schnittechniken einen Kontrapunkt setzten. Choreographischer Höhepunkt war freilich die Modeinstallation der in Berlin arbeitenden Modeschöpfer Jen Gilpin aus Kanada und Kyle Callanan aus Neuseeland (Marke „DSTM DONT SHOOT THE MESSENGERS“). Es war ein Wechselspiel der Gefühle; die weiblichen Modelle in sexy schwarzen Kleidern wandelten entweder unnahbar umher oder posierten verführerisch auf Caféstühlen.

Die letzte Modenschau der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN“ gestalteten diesmal die belgischen Modeschöpfer An Vandevorst und Filip Arickx. Ihr Erkennungszeichen sind die ins Gesicht gekämmten Haare der Modelle und der eingenebelte Laufsteg. Dazu präsentierten sie eine reine „women’s ready-to-wear“-Linie aus Schuhen, Accessoires und einer „pre-collection“ namens „BLACKBOARD“ und „A.FRIEND by A.F. VANDEVORST“. Glanz kam einmal mehr am 7. Juli 2011 nach Berlin, und zwar in den Hof der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin GmbH. Für die Begriffe „Eleganz“ und „chic“ gibt es ein Synonym: Guido Maria Kretschmer. Der Münchener Modeschöpfer verbreitete auf der Modenschau unter freiem Himmel mit den Kleidern seiner neuen Kollektion „STAY ANOTHER DAY“ in den Marinefarben Blau und Weiß eine wohltuende Urlaubsatmosphäre, was sich auch der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit nicht entgehen ließ. Daneben eröffnete er dort seinen „Showroom“ und erläuterte die künftige Zusammenarbeit mit der KPM – für sie wird er besondere Porzellanobjekte entwerfen – folgendermaßen: „Mit der Königlichen Porzellan-Manufaktur verbinde ich Ästhetik und handwerkliche Kunst, die ihres gleichen sucht.“

Die Modebranche als Wirtschaftsfaktor für Berlin
Die Modenschau „SHOW0711“ am 5. Juli 2011 war Teil einer anderen Veranstaltungsreihe der Berliner Modewoche, die in der Veranstaltungshalle „ARENA GLASHAUS“ untergebracht war. Die Berliner Modeschöpferin Nadine Miyahara hatte sich das Clubrestaurant „FELIX“ ausgesucht, um dort am 6. Juli 2011 ihre neue Kollektion zu zeigen. Die Berliner Modewoche endete am 10. Juli 2011 mit der Modenschau „5. FASHION NIGHT COCKTAIL“ in einer Grunewalder Villa, zu welcher der Berliner Schauspieler Julian F. M. Stoeckel Modebegeisterte eingeladen hatte. Als Nachzügler trat der Berliner Friseurmeister Civan Ucar mit seiner mittlerweile traditionellen Modenschau „walk of fashion“ rund um den Charlottenburger Savignyplatz am 17. Juli 2011 auf den Plan; da konnten sich wieder hoffnungsvolle Talente, die teilweise noch studierten, der Öffentlichkeit bekanntmachen.

Bei all diesen schönen und amüsanten Momenten darf die Bedeutung der Modebranche als Wirtschaftsfaktor für die Entwicklung der Stadt Berlin nicht übersehen werden. Laut einer aktuellen Studie der Investitionsbank Berlin wird die wirtschaftliche Dynamik der Berliner Modewirtschaft besonders deutlich an der Anzahl der ortsansässigen Unternehmen der Modebranche. In Berlin sind rund 3.700 Unternehmen mit mehr als 11.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und damit mehr Unternehmen als in anderen Städten der Bundesrepublik Deutschland ansässig; anders als in den Städten Hamburg, Köln und München nahm die Anzahl in Berlin seit dem Jahre 2000 um 29,4 % besonders stark zu. Unter Berücksichtigung der freien Mitarbeiter, Selbständigen und geringfügig Beschäftigten ergibt sich die Gesamtzahl von 15.300 Personen, die in der Berliner Modewirtschaft dauerhaft tätig sind. Nach der Studie erreicht der Umsatz in Berlin einen Wert von 1,6 Milliarden Euro, womit Berlin zwar hinter München mit 2,3 Milliarden Euro, aber noch vor Hamburg mit 1,4 Milliarden Euro und Köln mit 1,2 Milliarden Euro rangiert. Angesichts dessen kommt seit dem Jahre 2005 der Modebranche in Berlin eine Förderung von Einzel- und Infrastrukturprojekten mit jährlich rund 1 Million Euro seitens der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen zugute.

Trotz finanzieller Förderung gibt es bei der Infrastruktur selbst etwas aufzuholen. In Paris gibt es die Fédération Française de la Couture, du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode; dazu gehören die Chambre syndicale de la haute couture, die Chambre syndicale de la mode masculine und die Chambre syndicale du prêt-à-porter des couturiers et des créateurs de mode. In London existiert das British Fashion Council (BFC), in Mailand die Camera Nazionale della Moda Italiana (CNMI), in New York das Council of Fashion Designers of America (CFDA). In Berlin hingegen ist eine entsprechende Interessenvertretung der Modeschaffenden als zentrale nationale Einrichtung nicht zu finden. Eine solche Anlaufstelle würde der einheimischen Modebranche sicherlich einen zusätzlichen Impuls geben.

Die Mode schlägt Funken
Auf der Elektronikmesse „IFA CONSUMER ELECTRONICS UNLIMITED“ vom 2. September 2011 bis zum 7. September 2011 auf dem Berliner Messegelände kam neben all den Produktneuheiten das Begleitprogramm der Aussteller nicht zu kurz, um den Messebesuchern einen angenehmen und unterhaltsamen Messetag zu verschaffen. Nach dem guten Echo bei der letzten Funkausstellung hatte die Miele & Cie. KG das Modekonzept unter dem Motto „Miele FASHION DAYS“ weiterentwickelt und setzte so ihre Zusammenarbeit mit dem Münchener Modeschöpfer Marcel Ostertag fort; er hatte diesmal für das Standpersonal Krawatten und Halstücher entworfen. Daneben konnte die Herstellerin von Geräten der Haushaltselektronik weitere Modeschöpfer für eine Zusammenarbeit gewinnen. Die Berliner Modeschöpferin Frida Weyer kleidete die Standmoderatorin Annabelle Mandeng in ein sommerlich-frisches Cocktailkleid. Auf die Berliner Modeschöpferin Katja Will mit ihrer Marke „C’est tout“ ging das diesjährige „Miele“-Kleid zurück, ein Unikat aus dunkelgoldfarbenem Chiffon und Stretchseide in gleicher Farbe sowie 1.500 Strass-Steinen. Umrahmt wurden die täglich sechs Laufstegpräsentationen mit den neuen Sommerkollektionen der beteiligten Modeschöpfer vom Trio „String Ladies“ aus Prag mit rockiger und poppiger Streichmusik sowie von der Tanzformation „Stylize“ aus Zürich, deren Streetdance, Stepptanz und klassischer Bühnentanz den Laufsteg fast zum Beben brachte.

Die GRUNDIG Intermedia GmbH setzte ebenso auf die Mode als Blickfang. Die Herstellerin von Fernsehempfangsgeräten bot der Berliner Modeschöpferin Nadine Miyahara eine Plattform, um die Kleider aus der aktuellen Kollektion ihrer Marke „MILA MIYAHARA“ zu zeigen. Ferner gab der Geschäftsführer der Monster Europe Ltd. Noel Lee, der sich selbst als „Chef-Monster“ bezeichnet, den Beginn einer Kooperation mit den Machern der italienischen Modemarke „DIESEL“ bekannt. Als erstes gemeinsames Produkt stellte er den neuen Kopfhörer „Diesel Vektr“ vor. Obendrein trat das „Gesicht“ der Funkausstellung „Miss IFA“ nunmehr im sportlichen Sakko und in schmaler Bundfaltenhose anstelle des bisherigen Kleides auf; der Grundstoff war ein roter Seidenstoff, welcher durch robustes Lachsleder ergänzt war. Der Stilwechsel ergab sich aus der Kooperation mit den Machern der jungen Berliner Marke „barre|noire“.

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