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Punkig und knallbunt

Die Mode und der gute Geschmack

Kamerafunktion für jedermann – die Modenschau „DROMe“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 21. Mai 2017
Hatte der Samstag in der Prêt‑à‑porter-Woche bislang genau die Mitte der Veranstaltungsreihe „Semaine des Créateurs de Mode femme“ gebildet, gehörte er nunmehr infolge deren Verkürzung auf acht Veranstaltungstage schon zur letzten Hälfte. Nichtsdestoweniger blieb das Wochenende mit der hohen Dichte an Veranstaltungen wie den etlichen Modemessen der Höhepunkt der Modewoche.

Bei der Kollektion der italienischen Marke „DROMe“ für den Herbst und Winter 2017/2018 versah deren Modeschöpferin Marianna Rosati ihren romantischen Stil mit einer energetischen „Vintage“-Note vermittels Einflüsse des Punkstiles der 1980er Jahre. Das Ergebnis war eine Mischung von Materialien und Farben. Das Leder als Markenzeichen ergänzten Samt und Seide sowie Jersey mit Nadelstreifen. Den Kern der Kollektion bildeten die Kleider, Hosen, Anzüge und Mäntel aus Leder mit polierten, runzeligen oder matten Veredelungen. Übermäßige Ballonärmel und Lederrüschen fielen als weitere Details auf. An anderen Kleidungsstücken befanden sich olivgrüne, gefaltete Samtbahnen und Lagen verschiedener Stoffe. Spleißender Seidenkrepp und Leder ließen die schwarzen oder weißen ausgestellten Kleider mit asymmetrischer, zugeknöpfter Front fließen. Mehr maskuline Formen zeigten sich an einem Trenchcoat in Maxilänge und einem Hosenanzuge. Ein silberfarbener übergroßer Ledermantel hatte gleicherweise eine breite Schulterpartie. Die Kollektion präsentierte Marianna Rosati am 4. März 2017 im Museum der Modernen Kunst der Stadt Paris.

Gleich nebenan, und zwar im Palais de Tokyo, zeigte die Pariser Modeschöpferin Véronique Leroy aus Belgien ihre neue Kollektion. Um bei einer Herbst- und Winterkollektion weder Trübsal noch Mißmut aufkommen zu lassen, machte sich Véronique Leroy von den herkömmlichen Regeln des guten Geschmackes frei und setzte auf Exzentrizität. Mit Einfallsreichtume wurde die Kollektion überschwenglich. Kleidungsstücke mit freier Sicht auf den Nabel, Samtstiefel und Handschuhe bis zu den Ellenbogen zählten dazu. Eine knallige Kombination setzte sich aus einer bonbonrosa Samtjacke, einer ungefleckten Bluse, einer apfelgrünen, plissierten Hose und Cuissardestiefeln zusammen. Goldiges breitete sich ferner in femininen Silhouetten aus. Starke Drucke waren auch zu sehen.

Erneut verband die aus China stammende und in Paris tätige Modeschöpferin Minhua Guo-Lenoir die Präsentation einer neuen Kollektion ihrer Marke „Lysandre G.L“ mit einer Cocktailparty. In der auf zeitgenössische chinesische Künstler spezialisierten Kunstgalerie „A2Z ART GALLERY“ deutete das Motto „Architectural Sketching“ an, daß Minhua Guo-Lenoirs Inspiration von Architekturskizzen und geometrischen Strukturen kam. Eine geschickte Stickerei und eine magische Mischung von Perlen machte die Kleidungsstücke körperlicher und lebendiger. Die Zusammenstellung der Farbtöne ergab einen lustigen Kontrast, der die Strukturen nicht überlagerte. Kleider und Röcke waren knielang. Streifen-, Gitter- und Spickelmuster kamen oft vor. Der aus Saudi-Arabien stammende und in Beirut tätige Modeschöpfer Mohammed Ashi stellte im Rahmen des Schauraumes „AMF SHOWROOM“ in einem Bürogebäude nahe dem Palais Garnier der Nationaloper von Paris nach einigen Couturekollektionen die erste Prêt‑à‑porter-Kollektion seiner Marke „ASHI studio“ vor.

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