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Stendhal trifft Maria Callas

Chinesische Modeschöpfer im Kommen

Maske in Schwarz – ein Mannequin vor der Modenschau „CHRISTOPHE GUILLARMÉ“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 17. Mai 2017
Kleidungsdessin und Automobildessin treffen gelegentlich aufeinander. Der Pariser Modeschöpfer Christophe Guillarmé präsentierte seine Kollektion für den Herbst und Winter 2017/2018 am 1. März 2017 im Laden und Restaurant „l'atelier RENAULT“ in der Nähe des Triumphbogens. Da lag es nahe, zugleich sein sechstes Fahrzeugmodell, nämlich das Modell „Twizy Phuket by Christophe Guillarmé“, vorzustellen.

Die Kollektion „Diva Maria“ war eine Hommage an die griechische Opernsängerin Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou alias Maria Callas. Indem die Virtuosität der Stimme und die Verwendung von Ornamenten in verschiedenen Nuancen zusammenkamen, stellte sich eine Allianz aus Belcanto und Timbre ein. Daneben würdigte Christophe Guillarmé den französischen Schriftsteller Marie-Henri Beyle alias Stendhal. Das lackierte Bordeauxrot als Rot der Leidenschaft nahm eine romantische Dimension ein, wenn es auf subtile Weise auf das Schwarz der geheimen Applikationen traf. Das Modell „Violetta“ war ein Kleid aus Seidenfaille in Maxilänge mit U‑Boot-Ausschnitte. Das Modell „Carmen“ war ein mit scharlachroten Blüten bedrucktes, geschlitztes Etuikleid. Die Trägerinnen wurden „lyrische Göttinnen“, welche sozusagen die kristallinen Saiten zum Schwingen brachten. Ein weiteres Stück der Kollektion war das bordeauxrote Maxikleid aus Duchessesatin mit U‑Boot-Ausschnitte in Verbindung mit einem imposanten Juwelenkollier, das die „Miss France 2014“ Flora Coquerel vorführte, während die „Miss France 2010“ Malika Ménard und die „Miss France 2007“ Rachel Legrain-Trapani ihr vom Publikum aus zuschauten. Das Schuhwerk und die Handtaschen stammten von der brasilianischen Marke „Carmen Steffens“, während die hochwertigen Juwelen vom Tel Aviver Modeschöpfer Gil Neuhaus und der Schmuck für die geladenen Prominenten von der Pariser Marke „Elsa Lee PARIS“ kamen.

Für die Pariser Marke „U.N.X PARIS“ war es nunmehr die dritte Saison. In einem Appartement zeigte deren Modeschöpfer Hedi El Chikh die neue, zwischen Sportbekleidung und Schneiderkunst positionierte Kollektion. Nüchtern, elegant und gut geschnitten ohne fremde Details, versprühte diese Kollektion den Geist der amerikanischen Modeschöpferin Claire McCardell aus den 1920er Jahren. Hedi El Chikh bevorzugte kontrastierende Schrägschnitte für feminine Silhouetten. Eine Jogginghose aus sehr seidigem Jersey wurde mit einer kreuzweise geknöpften Jacke, die in einem Pariser Atelier handgefertigt worden war, kombiniert. Ein Rock aus Gabardine mit Kellerfalte in A‑Linie erschien unter einer gestreiften Wolljacke mit einem Martingale an der Rückseite. Eine geräumige, rippenförmige Stretchjacke mit einem Neoprenkragen lag über einem langen, fließenden Rocke mit Schottenkaromuster. Weitere Stücke waren eine Djellaba, eine Collegejacke aus Jersey mit Intarsien und eine lange Cabanjacke mit Kapuze. Eine Besonderheit an manchen Stücken waren die praktischen Reißverschlüsse oder Schnappverschlüsse.

Unter Federführung der in Hong Kong ansässigen Vereinigung „Fashion Farm Foundation (FFF)“ gab es erneut einen Schauraum für chinesische Modemarken. Das wichtigste Ereignis war da die Cocktailparty für die Presse am 1. März 2017 in der Veranstaltungsstätte „SHOWROOMby14“. Hinter der im Jahre 2013 gegründeten Marke „BERAYAH“ – eine Transliteration des hebräischen Wortes „Beraiah“ mit der Bedeutung „Gott hat geschaffen“ – steht der Modeschöpfer Enoch Ho aus Fo Tan. Dank dem Verständnisse für unterschiedliche Kulturen mündeten biblische Inspirationen in einen zeitlosen Stil und tragbaren Minimalismus. Mit seiner Vorliebe für Drapage und präzise Säume schuf er dreidimensionale Kleidungsstücke, um die Trägerin umflattern zu lassen. Namensgeber für die im Jahre 2012 gegründete Marke „HANG“ war das gleichlautende deutsche Wort, welches die Modeschöpferin Mak Chuen Chi alias Mim Mak aus Kwun Tong jedoch im Sinne einer Rampe benutzte. Ihren Stil beschrieb sie als kernig, so daß ihr Konzept lautete: weniger ist mehr. Einfache Linien trafen so auf einen harmonischen Materialmix.

Kennzeichen der im Jahre 2012 vom Modeschöpfer Leung Ka Kin alias Kenax aus Hong Kong gegründeten Marke „kenaxleung“ waren Digitaldrucke. In der Kollektion versammelten sich Elemente aus der Sportbekleidung, Installationskunst, Architektur und Handwerkskunst der Völker, wobei die Aufmerksamkeit jedem Detail galt. Die im Jahre 2012 gegründete, für Weiblichkeit und Zähigkeit stehende Marke „methodology“ erstreckte sich auf Kleidung und Accessoires. Deren Modeschöpferin Glori Tsui aus Lai Chi Kok war eine nachhaltige Modegestaltung wichtig; insofern war aufgearbeitetes Leder das Hauptmaterial der Kollektion, für welche die Kunstmalerei abermals die Inspirationsquelle war. Die ideale Frau war nach Glori Tsuis Ansicht unabhängig, entschlossen, mutig und sexy. Ebenfalls in Lai Chi Kok ansässig, blickte die Modeschöpferin Vanessa Tao mit ihrer im Jahre 2013 gegründeten Marke gleichen Namens auf ihre erste Begegnung mit der Mode zurück, als ihre Mutter Qipaos – ein traditionelles chinesisches Kleid – angefertigt hatte. Von den Winden im Hafen Hong Kongs inspiriert, waren Vanessa Taos Kleidungsstücke leicht und mühelos. Die Farbtöne entsprachen reifen Früchten. Die Verbindung von „Vintage“-Formen, zeitgenössischen Materialien und „maßgeschneiderten“ Drucken ergab eine Kollektion für eine junge, frische und zufriedene Frau.

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