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Ein Mann für alle Felle: Gianfranco Ferré

Pelzmode aus Italien

Pelzig – finale Modenschau der Veranstaltung „ITALIAN FUR FASHION NIGHT“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 9. Mai 2017
Im Jahre 1987 entwarf der Mailänder Modeschöpfer Dr. Gianfranco Ferré seine erste Pelzkleidungskollektion. Heutzutage, nach dessen Tode im Jahre 2007, gehört die Marke „GIANFRANCO FERRE FURS“ der Mondialpelli Spa in Mailand, welche die Kleidungsstücke auch gleich herstellt. Obwohl der „Architekt der Mode“ selbst nicht mehr lebt, leben seine Ideen und Vorstellungen bei der Mondialpelli Spa mit ihrem kreativen Kopfe Roberto Ravizza weiter.

Inspiration für die Kollektion für den Herbst und Winter 2017/2018 war die französische Schauspielerin Catherine Deneuve, eine unerreichbare, sinnliche Stilikone. Mäntel in Trapez- oder Bleistiftform, mit Couturestickerei verschönerte Parkas, weiche Kapuzen mit geometrischen Linien, Pelz mit Details aus Doppelhäuten. Die Kombination der Materialien hatte es in sich: gestickter Taft, Futter aus gestrickter Kaschmirwolle und technische Seide-Nylon-Details. Die natürliche Farbpalette umfaßte Violett, Marineblau, Fliegerblau, blau frei, Säuregrün, Ölgelb, Korallenrot, Fuchsienrot, Pulverrosa, Gansgrau, Taupegrau, Militärgrau, Rauchgrau und Schwarz. Roberto Ravizza präsentierte seine Kollektion am 24. Februar 2017 auf der Veranstaltung „ITALIAN FUR FASHION NIGHT“ in der Militärschule Teulié in Mailand.

Für die ebenda gezeigte neue Kollektion des Modeschöpfers Fabio Gavazzi aus Seregno nahe Monza galt glatter Minimalismus mit etwas Sinnlichkeit für anmutige Bewegungen. Die Oberbekleidung wies lange, fließende Linien auf. Flauschiger Nerzpelz gewährleistete ein entspanntes Tragen. Silberfarbener Fuchspelz schmückte die großen Kragen und Revers. Der mit Blumenstickerei à la Jane Birkin übersäte Swakarapelzanzug war äußerst leicht und lag deswegen sanft auf der Haut. Laminierter Swakarapelz befand sich ebenfalls an den Trenchcoats in Maxilänge, wohingegen Murmeltierpelz in den Parkas steckte. Für den Modeschöpfer Giorgio Magnani aus San Marino stellte seine Kollektion eine Balance zwischen Ethno-, Pop- und Rockeinflüssen dar. Umwickelnde Mäntel, Motorradfahrerjacken sowohl in der Biker- als auch in der Perfectovariante, Westen sowie Stolen waren so die wesentlichen, sportiven Stücke der Kollektion. Die Farbpalette umfaßte Türkis, Silber, Grau und Schwarz. Für eine kreative Dissonanz trafen Zobel- und Nerzpelz auf Nappa- und Schlangenleder; Lammfell stand metallischen Oberflächen gegenüber.

Der georgische Modeschöpfer Irakli Rusadze, der als Dreizehnjähriger das Schneiderhandwerk gelernt und im Jahre 2015 seine Marke „SITUATIONIST“ gegründet gehabt hatte, war von Sofia Tchkonia, der kreativen Leiterin bei der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz FashionWeek TBILISI“ ausgewählt worden, als besonderer Gast auf der von der Gemeinde Mailand gesponserten Messe „WHITE MILANO“ vom 25. Februar 2017 bis zum 27. Februar 2017 im Hotel „nhow“ seine neue Kollektion zu präsentieren. Mit Unterstützung seitens der Camera Nazionale della Moda Italiana veranstaltete er obendrein seine erste Modenschau im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Milano Moda Donna“, und zwar am 24. Februar 2017 im Spazio Cavallerizze des Nationalmuseums der Wissenschaft und Technologie Leonardo da Vinci. Der Markenname ging zurück auf die situationistische Bewegung, der Politiker, Künstler und Denker angehörten. Die ästhetische Vision des Modeschöpfers stammte aus dem vom dänischen Kunsthistoriker Mikkel Bolt Rasmussen und dänischen Kunstaktivisten Jakob Jakobsen herausgegebenen Buche „COSMONAUTS OF THE FUTURE Texts from the Situationist Movement in Scandinavia and Elsewhere“ aus dem Jahre 2015 sowie dem Buche „Situationist City“ des amerikanischen Architekturhistorikers Simon Sadler aus dem Jahre 1998.

Demnach sollten alle Kleidungsstücke aus einer vorgegebenen Situation stammen und untereinander interagieren können. Irakli Rusadzes zusätzlicher Gedanke an eine Weiblichkeit mit fester innerer Kraft führte zu Kleidungsstücken, die nicht die Form des Körpers, sondern die Form der Persönlichkeit wiedergeben sollten. Die Verwendung natürlicher Rohstoffe wie Leder, Schurwolle und Baumwolle bei der Herstellung nur in Georgien war ihm wichtig. Eine untergrundige, von eleganten und femininen Formen ausgeglichene Ästhetik kennzeichnete die Kollektion ebenso wie scharfe Formen, starke Silhouetten und klar geschnittene Schulterpartien für den Blick einer „unkonventionellen und subversiven Seele“. Um die archetypische Harmonie durch etwas Unerwartetes zu stören, wurden klassische Stilelemente mit Einsätzen erweitert. Grünes Leder, beige Neopren und burgunderrote fellartige Schurwolle waren die Materialien für die Overalls als wichtigste Stücke der Kollektion. Die langen Mäntel hatten doppelte Revers, kleine Ketten und schmückende Dekorationen. An den verschiedenen Kombinationen beteiligten sich kurzärmelige Capes und Bomberjacken sowie lange Hosen und Shorts. Das Schuhwerk bestand aus Stiefeln für lange Hosen sowie Absatzschuhen aus Wildleder und sonstigem Leder. Burgunderrot und Grün hellten in farblicher Hinsicht Schwarz, Grau und Blau auf. Weltweit bekannt war die Marke übrigens schlagartig geworden, als in der letzten Pariser Couturewoche unter anderem das amerikanische Mannequin Isabella Khair Hadid alias Bella Hadid eines seiner T‑Shirts mit dem Drucke der georgischen Flagge getragen hatte.

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