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Die Reihe der Könige

Mode aus Israel in Paris

Exquisit – die Modenschau „GALIA LAHAV HAUTE COUTURE“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 8. Februar 2017
In der Couturewoche treten auch Akteure auf, die einen anderen Akzent oder gar einen Kontrapunkt setzen wollen. Gegen die Haute Couture bezog der Pariser Modeschöpfer Anggy Haif mit der Devise „Hart Couture“ Stellung. Am 26. Januar 2017 stellte er seine entsprechende Kollektion für den Frühling und Sommer 2017 vor. Das Motto „EMPIRE LA LIGNÉE DES ROIS“ paßte zum Ambiente des Clubs „HERITAGE PARIS“, denn an den Wänden des Saales hingen Porträts historischer Könige von Frankreich. Die Kollektion für Damen und Herren war in gewohnter Weise glitzernd. Ebenso fehlten die typischen Anspielungen auf Uniformen wie Tressenbesätze nicht.

Hinter der Marke „GALIA LAHAV HAUTE COUTURE“ stehen die Tel Aviver Modeschöpferinnen Galia Lahav und Sharon Sever. Das kreative Duo erlebte seine Pariser Premiere, indem es als eingeladener Gast der Chambre Syndicale de la Haute Couture seine Couturekollektion im Grand Palais präsentierte. Die Inspiration stammte im allgemeinen von der viktorianischen Ära und im besonderen vom kaum bekannten französischen Modeschöpfer Jean-Marjorie Lacroix, der die Vorstellungsbilder in der Schneiderkunst seiner Zeit herausgefordert hatte. An vielen Roben kamen transparenter Tüll, Nadelspitze (Guipure), und zwar teils antik, hauchdünne Stretchstoffe sowie zahlreiche Ausschmückungen und Oberflächenveredelungen zusammen. Mit Stickereien und glänzenden Perlen verzierte Roben hatten Korsetts, woran sehr lange, aufwendige Schleppen hingen. Hohe Kragen, herzförmige Auschnitte, Puffärmel, geknöpfte Rückenpartien, Schößchen und Schluppendetails kamen hinzu; als reizvolle Alternative gab es tiefe V‑Ausschnitte und freie Rücken. Samt war ein wichtiger Stoff, was sowohl für ein burgunderrotes drapiertes Meerjungfrauenkleid samt Tülloberteile und kleinem Cape als auch für eine Kombination aus schulterfreiem Korsette, voll appliziertem Tüllrocke und Röhrenhose galt. Strukturierter lavendelroter und silberner Brokat sowie cappuccinobrauner, mit einer graphischen Konstellation von Edelsteinen bestickter Tüll bildeten eine markante Stoffkombination für ein Bleistiftkleid. Besonders sexy sahen die auf Silikonbrüste anspielenden Bodysuits unter hauchdünnen Roben sowie die Kreuzungen aus Strümpfen und Leggings in schwarzer Spitze aus. Alles in allem war die Kollektion sehr glamourös.

Der Pariser Modeschöpfer Ylan Anoufa zeigte in der Cocktailbar „CARMEN“ nicht nur eine neue Kollektion, sondern auch sein zweites Gesicht, nämlich als Maler und Bildhauer. Unter dem Motto „When Art Meets Fashion“. Das Leitmotiv war der Teddybär als Symbol der Kindheit; er stand für Hoffnung, Selbstlosigkeit und grenzenloses Vertrauen. In der Kollektion verbanden sich eine ungewöhnliche Kindheit, Gegenwart und Zukunft. So war die Kollektion nicht bloß schwarz und weiß; es kamen auch experimentelle, fluoreszierende Farben als Zeichen der Liebe und des Glückes vor. Ausdrucksvolle geometrische Figuren, von Ylan Anoufas eigenen Skulpturen inspiriert, waren nahe am Glam Rock. Dies bedeutete Veredelungen mit luxuriösen, funkelnden Steinen, Stickereien, Pop-Art-Zeichnungen, dreidimensionalen, technischen Tiermotiven und Comic-Bildern über Ylan Anoufas Wünsche und Träume, was den verborgenen Traum aller Menschen reflektieren sollte. Ylan Anoufa kombinierte Leder mit Seide und Serge de Nîmes. Er experimentierte mit der Textur in einer gewagten Weise. Alles wies in die Richtung einer modernen Sensibilität.

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