Zwischen Kasbah und Karawanserei
Orientalische Mode in Paris
Erschöpfung – das Mannequin Crystal Noreiga vor der Modenschau „ANTONIO GRIMALDI“ (Bild: Christian Janssen)
Zu den Modeschöpfern beziehungsweise Modemarken im offiziellen Veranstaltungskalender für den Frühling und Sommer 2017 gehörte der Italiener Antonio Grimaldi, der erstmals als eingeladener Gast der Chambre Syndicale de la Haute Couture eine Couturekollektion präsentierte. Wenngleich es sich um Couture handelte, waren Funktionalität und Tragbarkeit Antonio Grimaldi wichtig. Dazu dienten Seidenkrepp, Seidenorganza und Seidentüll als Grundstoffe sowie Kristalle und Metallfäden als Materialien für dezente Ausschmückungen. Überhaupt kam Antonio Grimaldi ohne viel Zierrat aus. Die im Hotel „WESTIN PARIS“, genau gesagt in dessen Salon Impérial, gezeigte Kollektion enthielt vornehmlich bodenlange Roben. Ensembles, Cocktailkleider und übergroße Tops waren überdies vorhanden.
Als „Einzelkämpfer“ zeigte der Pariser Modeschöpfer Didit Hediprasetyo aus Indonesien seine neue Kollektion in der Stätte der Architektur und des Kulturerbes (Cité de l’Architecture et du Patrimoine). Er befaßte sich mit dem in jedem Augenblicke facettenreichen Leben der Frauen mit ihren raffinierten und unverwechselbaren Ansprüchen. Die urbane Bewegung beziehungsweise die Stadt als allgegenwärtige Verkörperung des Fortschrittes war die Inspirationsquelle. Anklänge an die Stile der 1990er Jahre und den Art-Déco-Stil prägten die Kollektion. Im Streben nach Einfachheit beseitigte Didit Hediprasetyo Unordnung und verdichtete die Wirklichkeit zu einer „ausdrucksvollen Dosis“. Ein Halsausschnitt mit asymmetrischen Schnitten oder ein subtiler Rückenausschnitt an Kleidern ließen die Haut unversehens sinnlich hervortreten. Samt und Krokodilleder gewährleisteten die handliche Fließfähigkeit einer makellosen Hose und eines anschmiegsamen Kleides, ohne die Körperkonturen zu verzerren. Korsettselemente mit einfachen, eleganten Schnitten tauchten an einfachen Kleidern auf, nicht um die weibliche Silhouette zu beschränken, sondern um sie hervorzuheben. Vinylpaspeln spielten auf den Umrissen und gaben so einer Jacke mehr Struktur.
Didit Hediprasetyo verwandte zum ersten Male die althergebrachte handgewebte Baduy-Baumwolle, so daß die reinen Linien ihrer traditionellen Streifenmuster die Kleidungsstücke deutlicher strukturierten. Die innere Kraft einer geistvollen Frau zeigte sich dank den exzellenten Handwerkern der Pariser Manufaktur „LESAGE“ an wie zarte Panzerplatten figurierten Stickereien entlang der Kurven der Brust. Sie drückte sich zudem in den strengen Schnitten einer Lederjacke aus. Sie deutete sich außerdem in Einsätzen aus exotischen Lammfellen am Oberteile eines Kleides an. Ohnehin drückten mühelose, jugendliche Schnitte eine zuversichtliche Verspieltheit aus. Um das kostbare handwerkliche Erbe hervorzuheben, erzeugten luxuriöser Samt sowie Silberfäden im Songket-Brokate und in der Baduy-Baumwolle reiche Reflexionen wie glitzernde Juwelen. Weitere Materialien waren Seidenjersey, Serge de Nîmes und Leinen. Die Farbpalette umfaßte Indigoblau, Nachtblau, Schwarz, Weiß und Silber. Die Kleidungsstücke für jeden erdenklichen Anlaß paßten zum „komplexen Puzzle des heutigen globalen Lebensstiles“.
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