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Aktiv und geschäftig

Zurück zur modischen Hochtechnologie der 1980er Jahre

Modisch vom Scheitel bis zur Sohle – die Modenschau „VALENTIN YUDASHKIN“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 19. November 2016
Die 1980er Jahre gehen partout nicht vorüber, was für die Musik ebenso wie für die Bekleidung gilt. Die Ära, wo der konstruktive „Hightech“-Stil skulpturartige Formen, Schärfe und harte Linien bedeutete, wo die Übergröße vorherrschte, wo nebstdem Frauen hemmungslos wesentliche Details der Herrenkleidung übernahmen, um ihr elegantes und sinnliches Erscheinungsbild zu bereichern, war ein bedeutsamer Meilensteinen der Modegeschichte und ließ als solcher wie einige andere Modeschöpfer auch den Moskauer Valentin Yudashkin nicht unberührt.

Am 4. Oktober 2016 präsentierte Valentin Yudashkin im Hotel „THE WESTIN PARIS“, genauer gesagt in dessen Salon Impérial, seine Kollektion für den Frühling und Sommer 2017. Mit neuen Interpretationen durch neue Stoffe und neue Kombinationen erwies er der besagten Ära seinen Respekt. Er experimentierte mit klassischen und sportlichen Elementen, um eklektische Ensembles zu erschaffen. Da Frauen heutzutage sehr aktiv und geschäftig seien, sollten praktische Lösungen durch eine Verbindung aus klassischer Eleganz und sportlicher Leichtigkeit ihre Kleiderschränke füllen, wozu neue Formen und Proportionen dienten. Männliche Stärke und weibliche Zerbrechlichkeit verband Valentin Yudashkin insoweit, als er spektakuläre Elemente und Details aus der Herrenbekleidung in seine Kollektion übertrug, welche sich dann durch eine konstruktive und harte Paßform mit hervorgehobenen Linien auszeichnete. Große Herrenjacken mit einer erweiterten Schulterbasis, groteske Blazer mit dekorativen Blechscheiben, Perlen und Flitter, weite Überziehparkas mit gerader Paßform aus zartem Tülle sowie Bleistiftröcke hatten die geforderte Strenge der Linien. Als exquisites Ensemble bot sich eine Kombination aus großen Jacken und leichten Tüll- und Seidenkleidern an. Zur neuen Kollektion gehörten auch Hosen im „Boyfriend“-Stile, und zwar mit Falten und schmal an der Unterseite. Gerade, hoch auf der Taille sitzende Pyjamahosen, lose, elegante Seidenblusen und schräg geschnittene Kleider erweiterten das Sortiment.

Eine Menge sportlich wirkender Dekors, namentlich Muster, Knöpfe, Schnüre und Reißverschlüsse, verschönerte vorzügliche Tops und Blousons. Die Kollektion enthielt ebenfalls taillierte Kleider in A-Form mit metallischer Füllung, welche per Hand mit Perlen, Flitter, Hörnern und Steinen bestickt waren, sowie Röcke und Godetkleider mit metallischem Lederzierrate. Deren zahlreiche silberfarbenen Metall-, Glas- und Kunststoffdetails verstärkten die Eleganz der Silhouetten. Sogar an den Kominationen aus den mit Strass-Steinen und Flitter reichlich bestickten Tops und Shorts sowie aus Tüll- und Seidenkleidern war der Einfluß der 1980er Jahre unübersehbar; hier entstand ein „Stereoeffekt“ für ein neuartiges Texturgefühl. Kostümbaumwolle, Seidenköper, Seidenorganza, Taft, Chiffon, Leinen, Serge de Nîmes, Jersey und ein technischer Stoff mit Laserspritzern waren weitere Materialien, die hochtechnologische Drucke und geometrische Muster teilweise noch veredelten. Angenehme Pulvertöne wie Beige, Milchweiß, Opalweiß und blasses Teerosenrot erhielten Gesellschaft durch Heidelbeerblau, Perlgrau, edles Himmelgrau und metallisches Chromgrau. Alles zusammen – Farben, Materialien, Formen, Silhouetten – ergab einen schmackhaften Sommercocktail aus Weiblichkeit, Sinnlichkeit und Anmut.

Die Münchener Marke „ESCADA“ mit ihrem kreativen Kopfe Daniel Wingate war in Paris gleich zweimal präsent, und zwar am 3. Oktober 2016 und 4. Oktober 2016 in einem Appartement nahe dem Triumphbogen sowohl mit der Hauptlinie als auch mit der Sportlinie. Der Rhythmus der neuen Kollektion der Hauptlinie hatte einen ethnischen Takt. Die Grundidee bestand in handgefertigten Unikaten „wie von einem marokkanischen Basare“. Eine Mischung aus fühlbaren Texturen und satten Farben sorgte für ein exotisches und zugleich luxuriöses Aussehen. In neuer Frische kam Leder in Fransendetails und an Ganzflächenstrickmänteln daher. Tropisch anmutende Blätter prägten die graphischen Drucke, wobei das Palmenblatt ausdrucksstark und gleichwohl verspielt erschien. Glänzende Schmuckstücke wie glitzernde Diamanten und schillernde Smaragde zierten Ballonblusen und Kleider mit plakativen Streifen. Die Farbpalette umfaßte Orange, Himmelblau und Türkis in leuchtenden Schattierungen. Bei der Linie „ESCADA SPORT“ diente die Kunstbewegung „ZERO“ die Inspiration. Deren kunstvolles Spiel mit einfachen Materialien und reduzierten Mustern kam in der neuen Kollektion besonders zur Geltung. Graphische Muster waren in samtweiche, fließende Stoffe eingewebt. An Kleidern mit Mikroplissee und an diagonal geschnittenen Maxiröcken zeigte sich jener Kontrast. Ein futuristischer Parka aus Silberfolie und ein Fallschirmtrenchcoat bewiesen innovative Leichtigkeit, während ein langes, geschmeidiges Tankkleid subtile Schönheit ausstrahlte. Violett in Lavendeltönung, Marineblau, Akrylrot, Weiß und Schwarz standen ferner für Kraft und Klarheit.


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