▌EN

Altes und Neues

Mode aus Deutschland und Finnland in Paris

Willkommene Ablenkung – die Mannequins Trang Nguyễn und Thanh Thao vor der Modenschau „TALBOT RUNHOF“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 17. November 2016
Alleine die Dosis macht es; dies erkannte schon in der frühen Neuzeit der berühmte Arzt Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim, Paracelsus genannt. Für den Frühling und Sommer 2017 gelang es den Münchener Modeschöpfern Johnny Talbot und Adrian Runhof, genau das richtige Maß zu finden, um in einer einzigen Kollektion lauter sprudelnde Ideen unterzubringen. Sportkleidung, Herrenkleidung, Safari, Metall, Eine-Schulter-Form, Drapage und Übergröße waren die wesentlichen Aspekte, die sie dabei bewegten.

Unter dem Motto „Welcome to the jungle“ präsentierten Johnny Talbot und Adrian Runhof am 2. Oktober 2016 in der Höheren Schule der Schönen Künste eine Kollektion, die von einer Dschungelszenerie voller Sonne, Blumen und Palmen sowie mit einem bezaubernden Äffchen inspiriert war. Eine raffinierte Mischung aus Seide und Baumwolljacquard war dann der Stoff, in den das Tiermotiv eingewebt wurde. Darüber hinaus gab es einen opulenten, bedruckten Abendrock aus feinstem Seidenjacquard, eine beigefarbene, bodenlange Bustierrobe mit vielen aufgesetzten Klappentaschen, ein asymmetrisches, ärmelloses Cocktailkleid sowie Seidenblousons und gerüschte Minikleider aus Trikotstoffen mit Tunnelzügen. Federn waren ein Element der Ausschmückung. Das Schuhwerk bildeten verzierte Zehensandalen und Blockabsatzsandaletten, während runde, verspiegelte Sonnenbrillen die Köpfe zierten.

Mit der neuen Kollektion der finnischen Marke „marimekko“ wollte die Modeschöpferin Anna Teurnell die Essenz des skandinavischen Dessins – funktional, langlebig, hochwertig – hervorzeigen, weshalb sie die Kollektion am 2. Oktober 2016 in der Botschaft der Republik Finnland in einem heimeligen Raume vorstellte, den der finnische Architekt Veli Paatela mit Interieurdetails wie den Lampen des weltbekannten finnischen Gestalters Alvar Aalto geschaffen hatte. Zu den Klängen einer eigens aus Finnland eingeflogenen, „live“ spielenden Jazz Band erschien die Kollektion in einem zeitlosen Aussehen, um die herkömmlichen Grenzen zwischen der Kleidungsgestaltung und der Innenraumgestaltung zu überwinden. Die Inspiration bezog Anna Teurnell aus der eigenen Markengeschichte, indem sie den revolutionären Gedanken der Anfangsjahre und neue, überraschende Ideen zusammenführte, um das gestalterische Erbe für die Zukunft zu erweitern. Das architektonische Kleid war eines der Markenembleme, das immer noch aktuell war.

Es ging darum, mit der neuen Kollektion Menschen zu ermuntern, sich wahrhaftig zu verhalten, das heißt sich so zu geben, wie man wirklich ist. Vier Kleider und ein Rock waren die fünf typischen Kleidungsstücke der 1960er und 1970er Jahre, die genug Wiedererkennungswert hatten, um von Anna Teurnell aus dem Fundus geholt zu werden; allen gemein war der geschickte, spielerische Umgang mit Drucken im Verhältnisse zur Silhouette. Als Stücke fielen daneben besonders ein khaki Parka, ein schwarzer Ledermantel und ein beigefarbener Trenchcoat auf. Schwarz, das entweder die ganze Stofffläche bedeckte oder in einfarbigen Drucken vorkam, tauchte überaus häufig auf. Ferner umfaßte die Farbpalette Purpurrot, Rosa, Senfgelb und Braun. Die Säume verschleißenden, kurvigen Stoffbahnen an der Front- und Rückpartie mit geraden Linien an den Seiten waren noch ein echter Hingucker. Für Tiina Alahuhta-Kasko, die Geschäftsführerin des Modehauses, war die Pariser Modewoche die beste Gelegenheit, die wichtigsten Leute aus der Modewelt wirkungsvoll zu erreichen.


Weitere Bilder



█ INHALTSVERZEICHNIS █ ARCHIV █ KALENDER █ IMPRESSUM