Die Kollektion für den Frühling und Sommer 2016 gliederte sich in mehrere Themenblöcke. Der erste Abschnitt „SPORTY ELEGANCE x ,Cut & Stick‘“ führte das neue Material „Cut & Stick“ ein. Es entstand mit gefestigter Struktur, indem mehrere, zuvor in jegliche Form frei zerschnittene Stoffstücke anders zusammengesteckt wurden. Ein weicher, fließender Jerseystoff und ein anderer steifer Stoff jeweils in geometrischen Schnitzeln verbanden sich so beim Zusammenstecken zu einer rigiden, gleichwohl flexiblen Textur. Die Applikation von Bändern ermöglichte bei dieser Technik ein aktives Tragen der Kleidungsstücke. Die Möglichkeiten neuer Materialien waren unbegrenzt; man mußte halt nur über den bisherigen Horizont hinausdenken. Der zweite Abschnitt „GEOMETRIC STRUCTURE x ‚3D Steam Stretch‘“ griff die schon von der letzten Kollektion her bekannte „3D Steam Stretch“-Technik auf; doch diesmal ergaben große und kleine konzentrische Quadrate, von den Spitzen der Falten erzeugt, eine blockhafte Textur mit der Folge dynamischer Formen.
Der dritte Abschnitt „TRIBAL PATTERN x ‚Baked Stretch‘“ war einer Technik zum Erzeugen von Falten, und zwar durchs Drücken eines besonderen Leimes auf die Stoffe und dann durchs Backen der Kleidungsstücke mit Hitze, gewidmet. Wurde den Falten ein Motiv hinzugefügt, so erhielt man ein detailliertes, aber dynamisches tribal Muster. Transferdrucke brachten Lagen lebendiger Farben und Muster hervor. Der vierte Abschnitt „ISSEY MIYAKE x UN“ behandelte das neue Schuhprojekt der Modemarke. Durchs Erforschen der Potentiale der Handwerkskunst sollten originale Produkte auf der Basis des Konzeptes „TEN SEN MEN“ – Punkt, Linie, Oberfläche – erschaffen werden. Die fertigen Sandalen hatten strukturierte Absätze, die so aussahen, als wären sie aus Steinen gehauen und als erschienen sie in farbvollen Variationen. Der fünfte Abschnitt „EB (ELECTRONIC BAG)“ drehte sich um eine futuristische Handtasche, die zusammen mit Sony’s Fashion Entertainment entwickelt worden war. Diese gelochte und aus Lederriemen gewebte Handtasche konnte in den Händen der Trägerin ihre Muster dank der E-Papier-Technologie verändern. Dafür standen sieben verschiedene Muster, beispielsweise ein Blinken oder eine farbliche Abstufung, zur Verfügung. Sämtliche Kleidungsstücke sahen nicht nur phantastisch aus, sondern waren auch bequem zu tragen.
Die Marke „JOURDEN“ gründete die Modeschöpferin Anais-Jourden Mak Chun Ting (Anais Mak) aus Hong Kong im Jahr 2012. Wenn es etwas gab, was sie in den Stand versetzte, sich eine unverwechselbare Dessinästhetik zuzulegen, dann war es das Erlernen der Berufspraxis in den Ateliers lokaler Kleidungsfabrikanten und Schneider bei regelmäßigen Reisen nach Hongkong in der Zeit ihrer Studien im Pariser Studio Bercot. Das Mischen des Handwerkes und der industriellen Techniken war das Erfolgsrezept, um eine völlig moderne, für alle Arten von Mädel und Lebensstilen geeignete Kleidung zu machen. Eine ungezwungene Haltung sollte einen graphischen Schlag zur generischen Weiblichkeit setzen. Das Zurechtmachen sollte mehr als eine Verdrehung klassischer weiblicher Bekleidungsregeln denn als deren Bruch geschehen. Eigentümlichkeit hieß demnach die zeitgemäße Form der Rebellion.
Die aktuelle Kollektion entstand aus einer Suche nach einer neuen Leichtigkeit. Das Ergebnis stellte sich am 30. September 2016 im Collège Jean-Baptiste Poquelin als ein gewagtes Spiel mit Nebeneinanderstellungen von Stoffen, Texturen und Volumen dar. Sanft ausgewogene Silhouetten, kräftige Farben und strukturelle Effekte trafen aufeinander. Einflüsse der 1960er Jahre waren an Jacken aus Serge de Nîmes mit Paisley-Jacquard-Mustern, an heißen kurzen und langen Hosen, die mit gespiegelten Scheiben verziert waren, an Minikleidern aus Jacquardstoffbahnen mit wellenförmigen Rändern und an Mantelkleidern abzulesen. Die Verwendung von Fil-coupé-Stoffen verlieh asymmetrischen Rüschenbündchen an Röcken und Kleidern eine federartige Beschaffenheit. Der gleiche Effekt stellte sich bei Mänteln mit A-Linie ein, während Kaskaden aus Tüllcapelets eine „impressionistische Vibration“ entstehen ließen. Abstrakte Blumenmotive befanden sich auf dem Relieffe der doppellagigen Stoffe, was den Volumen der Topkleider mit Kreuz-und-quer-Haltern sowie der mittellangen Röcke eine gewisse Fremdheit bescherte. Industrielle und handwerkliche Techniken kamen bei graphischen „Polka dot“-Motiven zusammen, welche mechanisch auf Tüll bestickt waren. Um den Eindruck horizontaler Farbstreifen auf langen voluminösen Kleidern aus klassischem Oxford-Hemdenstoffen hervorzurufen, wurden Smoktechniken überall in der Kollektion derart angewandt, daß jedes fertige Kleidungsstück unter eine heiße Presse gebracht wurde, so daß der Faden schmolz und einen synthetischen Glanz annahm. Graphische, subtil durchsichtige Strickoberteile wurden mit bodenlangen Röcken gepaart, wobei deren Volumen und Bewegungen von der jeweiligen Gegenüberstellung unterschiedlicher Stoffgewichte abhängig waren. Anais Mak zeigte mit einer spielerischen und modernen Konfrontation von Stoffen und Zusammenstellungen – von Maxiröcken bis zu Minishorts, von reichhaltigen Texturen bis zu Transparenzen – eine Lockerheit und Unbefangenheit in ihrer Großartigkeit auf, die sie selbst eine „hieratische Nonchalance“ nannte.
Um das Erscheinungsbild zu vervollständigen, arbeitete Anais Mak mit der französischen Schuhmarke „CAREL“ zusammen. Heraus kam eine Schuhkollektion mit achten Stilen, welche die gleiche Dessinästhetik wie bei der Kleiderkollektion aufwies. Ein Mary-Jane-Stil offenbarte sich in kniehohen Stiefeln und flachen Mules. An der offenen Front der bis zum Oberschenkel reichenden Blockabsatzstiefeln war entweder eine Kreuz-und-quer-Schnürung wie an Ballerinaschuhen oder eine Haken-und-Augen-Konstruktion aus Grosgrainspitze vorhanden. Die bezaubernde Palette umfaßte himmelblaues, kleinkindrosa oder seegrünes Wildleder, schwarze oder gelbe Satinseide sowie ein kühnes metallisches Nappaleder in Gold, Silber oder Rot. Es handelte sich bei der Marke „JOURDEN“ übrigens um die erste Modepräsentation in Paris, wobei erstaunlich war, daß hier alte deutschsprachige Musik gespielt wurde, nämlich das Lied „Der Räuber und der Prinz“ des Duos „Deutsch-amerikanische Freundschaft“ aus dem Jahre 1982.