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Modische Eskapaden

Klimawandel in der Mode

Abenteuerlich – die Modenschau „PASCAL MILLET“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 15. November 2016
Das Gute an der Pariser Prêt-à-porter-Woche ist, daß sich die im wesentlichen neuntägige Veranstaltungsreihe in drei gleichlange Abschnitte zu je dreien Tagen unterteilen und so terminlich bestens bewältigen läßt. Fast verhält es sich so wie bei Theaterstücken in dreien Akten: Exposition, Entwicklung (Höhepunkt), Auflösung. In der Modewoche dient der erste Abschnitt mit modischen Appetithappen zur Einstimmung aufs Wochenende. Das Wochenende mit den meisten Einzelveranstaltungen, insbesondere mit den Modenschauen weltweit operierender Marken und mit den Modemessen, umfaßt daraufhin der zweite Abschnitt. Der dritte Abschnitt läuft danach auf mehr Entspannung hinaus.

Der Pariser Modeschöpfer Pascal Millet befand sich mit seiner Modenschau am 29. September 2016 in der Phase steigender Spannung. Eine Revolution bestand seiner Ansicht nach auch in der Entdeckung gut geschnittener, schmeichelnder Kleidungsstücke. Zur Kollektion für den Frühling und Sommer 2017 inspirierten ihn Caroline Prinzessin von Monacos Auftritt auf dem Rotes-Kreuz-Balle im Jahre 1976, wo sie mit Schönheit, Sportlichkeit und Glamour ein weißes Spitzenkleid getragen hatte, die sexy Selbstinszenierung des Partymenschen Bianca Jagger in der berühmten New Yorker Diskothek „STUDIO 54“ ums Jahr 1980 sowie die elegante und sinnliche Erscheinung der amerikanischen Schauspielerin Meryl Streep im Spielfilme „OUT OF AFRICA“ aus dem Jahre 1985. Für Pascal Millet lief dies auf einen Kolonialstil – Sand, Sonne, Wärme, Süße und Leichtigkeit – hinaus, der für die Trägerin mehr Eskapade denn bloße Reise bedeutete. Die Umsetzung gelang ihm vor allem bei den mal langen, mal kurzen Jumpsuits; eine marineblaue, geschnürte Version war da in der Veranstaltungsstätte „MONA BISMARCK AMERICAN CENTER“ ein wahrer Hingucker. Pailletten und Stickereien ergänzten nebenher Baumwolle, Leinen und Satinseide. Überhaupt kam es Pascal Millet, an die Frauen auf der Suche nach Pariser Eleganz denkend, auf eine entspannte Silhouette an.

Die Marke „XUAN“ gründete die niederländisch-vietnamesische Modeschöpferin Xuan-Thu Nguyen, Absolventin der Hochschule von Amsterdam AMFI-Amsterdam Fashion Institute, im Jahre 2004 in Paris. Die von ihren Lebenserfahrungen geprägte Kollektion „Private Interlude“, die sie am 30. September 2016 vorstellte, drückte Intimität, Überraschung und Zerbrechlichkeit aus. Der Präsentation in der Veranstaltungsstätte „atelier néerlandais“ lag allerdings ein Paradoxon zugrunde. Obwohl die Erfrischung durch ein Cocktailgetränk bei sommerlicher Wärme am Meeresstrande Xuan-Thu Nguyen zu ihren Entwürfen angeregt hatte, ließ sie die ätherischen fertigen Stücke in Eisblöcke einfrieren und stellte diese Skulpturen dann aus. Xuan-Thu Nguyen sah darin eine Metapher für einen besonderen, festzuhaltenen Moment der Zeit. Gewiß hatte die Maßnahme auch etwas mit den kühlenden Eiswürfeln in ihrem Cocktailglase zu tun. Schichtung, Transparenz, Schnitte und neue Techniken bestimmten die Kollektion, die verschiedene Grünschattierungen durchzogen. Das Prinzip der Improvisation galt hingegen für die Stickerei, die so aussah, als wollte sich ein Schmierfleck ausbreiten.


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