Der charmante Giorgio Armani
Mode zwischen Disziplin und Freiheit
Das Wortspiel „Charmani“ als leitmotivischer Name der Kollektion für den Frühling und Sommer 2017 drückte die Leichtigkeit des Körpers aus, sich selbst verführerisch zu geben sowie ein neues Gleichgewicht zwischen Disziplin und Freiheit zu finden. Um Aufmerksamkeit zu erregen, legten die charmanten Silhouetten die Beine frei und bedeckten sie dann wieder. Die ethnische Komponente wurde sexy. In einer exotischen Zusammenstellung aus kurzen Sarongröcken, an den Knien gebundenen Shorts aus weichem Jersey und Hosen aus durchsichtigen Tuchen verbarg sich ein Echo aus fernen Kulturen. Jumpsuits aus Jacquardstrickgeweben in Kombination mit schwebenden, dekonstruierten, kleinen Jacken aus luxoriösen Stoffen mit einer „Techno“-Textur oder aus gewebtem Leder sorgten für einen dynamischen Moment. Solche Jacken ließen sich auch mit Shorts kombinieren. Die Shorts waren zweischichtig; für einen blasenartigen Effekt umschloß ein Druck transparente Seide. Die verführerische Kraft der multikulturellen Melange steckte in den Wasserdrucken. Wässerige Blumenbilder und schimmernde Texturen brachten Fischnetze, Schuppen und Mondschein auf dem Meere bildlich hervor. Die Fusion von Dessins stach ins Auge, weil Blau und Purpurrot mit Akzenten in Weiß, Graubeige und Hochrot eine „hypnotisierende“ Farbpalette bildeten. Am Halse befestigte Jacken hatten meistens die Leichtigkeit von Cardigans, während andere Jacken ombrierte Bandstege aufwiesen.
Es gab überall Fransen, beispielsweise als Auflage langer, handwerklicher Fransen auf Shorts aus Seidenorganza. Abseits der Kombinationen war Platz für mädchenhafte Kleider mit großen, gepuffelten Ärmeln. Der Aspekt der Proportionen beschränkte sich auf die Abendkleidung. Ein Überfluß an Stickereien mit winzigen, nicht greifbaren Pailletten und Kristallen verzierte die Kleider aus leichter Georgetteseide oder aus leichtem Seidenorganza. Einen glanzvollen Auftritt ermöglichten ebenso ein übergroßer Blazer und ein eng anliegendes Etuikleid. Ein Rockanzug beziehungsweise Damenkostüm (Deux-Pièces) bestand in der charmanten Version aus einer scharf geschnittenen Jacke und einem Wickelrocke mit einem überstickten tiefmarineblauen Drucke. Flache Slipper, bis zur Wadenmitte reichende Riemenstiefel im Stile der Gladiatoren und hochhackige Sandaletten bildeten das Schuhwerk. Sonnenbrillen sowie Ohrringe in Hülle und Fülle rundeten als Accessoires das sinnliche Bild ab, wobei die auf der Schulter getragenen breitkrempigen Sonnenhüte wie Schutzschilde wirkten. Die sanfte Präzision war immerhin Giorgio Armanis Markenzeichen und zeigte sich hier vor allem bei den hauchdünnen Stoffen, gedämpften Tönen, undeutlichen Linien und lässigen, aber kontrollierten Silhouetten. Die frische und verlockende Kollektion, die er am 23. September 2016 im Stammhause gleich zweimal präsentierte, begeisterte das Publikum.
Ein Blick durchs Kaleidoskop taucht die Welt in eine erstaunliche Farb- und Formvielfalt. Für den Modeschöpfer Christian Beck versinnbildlichte dieser Facettenreichtum die Vielfältigkeit der Individualität. Unter dem Motto „KALEIDOSCOPIA“ entwarf er für die Münchener Marke „AIGNER“ ein den Kaleidoskopeffekt wiedergebendes Muster. Dieses die gesamte Kollektion prägende Kaleidoskopmuster nahm durch eine ausgeklügelte Farbgebung, eine bestimmte Lederprägung und den Einsatz von Metallapplikationen Gestalt an. Inspirationsquellen für die in der Veranstaltungsstätte „Spazio Riva“ beziehungsweise „Spazio Savona 56“ vorgestellte Kollektion waren zwei verschiedene Epochen. Es handelte sich zum einen um die späten 1970er Jahre mit dem Flair der berühmten New Yorker Diskothek „STUDIO 54“, was sich an den Farben und Materialien zeigte, und zum anderen um die 1990er Jahre, was sich in den Schnitten und Silhouetten niederschlug. So entstanden sowohl glamouröse und „coole“ als auch schicke und feminine Kleidungsstücke. Die Farbauswahl war überaus sommerlich. Violett in tiefer Pflaumentönung, helles Malvenrot, neutrales Lohbraun und sanftes Rauchgrau wurden von kräftigen Farbakzenten wie Limonengelb, Lapislazuligrün, Melonenrosa und Preiselbeerrot gebrochen. Tüll und Spitze vermittelten als feine Stoffe Leichtigkeit, wohingegen Veloursleder, Nappaleder und Serge de Nîmes für die nötige Kühle sorgten. Höhepunkte der Kollektion waren Devorésamtkleider mit geometrischem Muster, fließende, lange Kleider, schimmernde Hosen im Diskostile und Tops mit funkelnden Pailletten. Bei den Schuhen waren drei verschiedene Modelle zu finden. Mules mit Blockabsätzen, flache Schuhe und klassische Pumps hatten alle eine spitze Front, deren Material entweder farbiger Samt oder Kork war. Opulente Ringe waren ebenso auffällige Accessoires wie die Ohrhänger und Ohrclips mit bunten, farblich passenden „SWAROVSKI“-Steinen.
Für die Marke „AIGNER“ war es selbstverständlich, den Handtaschen viel Platz bei der Präsentation einzuräumen. Eine eigens für die Modenschau entworfene henkellose Handtasche (Clutch Bag) mit den Volantdetails der Kleiderkollektion erschien zweifarbig, in verschiedenfarbiger Glitzeroptik oder mit dem Kaleidoskopmuster. Das Modell „Tiny Tin Bag“ in Dosenform aus buntem, mit dem goldenen Kaleidoskopmuster durchsetztem Leder, ebenfalls eigens für die Modenschau entworfen, ließ sich aufschrauben und sollte als Hingucker an größeren Taschen oder an einer langen Kette getragen werden. Das Modell „Cybill“ in Malvenrot, Limonengelb oder Rauchgrau oder gar mit dem Kaleidoskopmuster tauchte eigens auf der Modenschau mit unterschiedlich bunten „SWAROVSKI“-Steinen an der oberen Taschenkante auf. Das Modell „Carla“ enthielt am Verschlusse große „SWAROVSKI“-Steine, während der Korpus mit dem Kaleidoskopmuster in unterschiedlichen Farben gestaltet war; ein Tuch diente als zusätzlicher Henkel. Das Modell „Euphoria“ war ihm ähnlich, doch als henkellose Handtasche in quadratischer Form konnte sie auch mit einem Schulterriemen getragen werden. Das Modell „Pina“ hatte auf dem Kristallverschlusse das charakteristische „AIGNER“-Logo und eine auffällige Metallkante am Boden; Glitzer, Samt und das Kaleidoskopmuster brachten unterschiedliche Ausführungen hervor. Das Modell „Bella“ in zweien Größen erschien in einer mit goldenen Details durchsetzten Korkversion sowie in einer Leder- und in einer Samtversion; ihre Ziehharmonikaform garantierte viel Stauraum. Übrigens lieferte die Modepräsentation das fehlende Verbindungsstück zwischen den 1970er Jahren und den 1990er Jahren; das Lied „You Keep Me Hangin’ On“, dessen erfolgreichste Version die britische Sängerin Kim Wilde in den 1980er Jahren geschaffen hatte, erklang nunmehr in einer aktuellen Version über den Laufsteg.
Wieder war der eigene Schauraum der Ort, wo eine neue Kollektion der Marke „VICEDOMINI“ zu sehen war. Eine Besonderheit war diesmal der zweifarbige geometrische Jacquardstoff, oft auf weißem Grunde, der unverwechselbar war und trotz oder eher wegen seiner Einfachheit eine starke Persönlichkeit ausstrahlte. Wichtige Details waren Rüschen, Manschettenapplikationen und Tülleinsätze. Transparenz galt für die Ärmel mehrerer Kleidungsstücke, während bei den Beinen die Knielänge das rechte Maß war. Gedämpfte Töne und geringe Volumen kamen hinzu. Ein separater Bereich, der sich an eine sanfte, romantische und elegante Frau richtete, betraf den Farbton Schamesrot. Hier waren vornehmlich Strickwaren zu finden. Für eine tragbare Kleidung kam es letztlich auf einen Ausgleich zwischen verschiedenen Stilen an. In aller Bescheidenheit gelang der neuen Kollektion der Ausdruck der Modernität.
Weitere Bilder