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Alles, was man braucht, ist Liebe!

Das Frauenbild in der Mode

Echte Freunde stehen zusammen – die Mannequins Nina Dapper, Sharon Koopman und Ivana Anić vor der Modenschau „CRISTIANO BURANI“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. November 2016
Wenn Modeschöpfer eine Kollektion entwerfen, schwebt ihnen üblicherweise ein bestimmtes Frauenbild vor. Von sehr feminin, über androgyn bis zu sehr maskulin kommt alles in Betracht. So gab es bei den zahlreichen Modenschauen in der Mailänder Modewoche aufs neue verschiedene Umsetzungen zu entdecken.

Am 22. September 2016 präsentierte der Modeschöpfer Cristiano Burani aus Carpi bei Modena seine Kollektion für den Frühling und Sommer 2017 im Palazzo Reale. Unter dem Motto „I LOVE YOU!“ empfahl er der Damen für den täglichen Auftritt eine lässige Untergrundhaltung mit sportlicher Faszination, um die Liebe des Lebens zu feiern. Die Freiheit sollte in der Kombination heterogener Materialien bestehen. Energetische und solare Nuancen näherten sich geometrischen Linien und architektonischen Falten. Details aus der Gymnastikkleidung entspannten sich über die Volumenlinien. Kostbare Materialien und solche der Hochtechnologie galt es mit der Handwerkskunst zusammenzuführen. Für eine zeitgemäße feminine Attraktivität stand der Ausdruck eines neuen, bescheidenen Luxus. In diesem Sinne milderten Staubblau und Kalkgelb die „explosive Energie der Sonne“. Rot, insbesondere Fuchsienrot, Orange und Grün kamen hinzu. Gymnastikschwarz und Weiß waren auf optischen Linien oder Dschungeldrucken zu finden.

Bedruckter technischer Organza war mit Knitterung gefaltet. Seidenkrepp und Serge de Nîmes hatten eine krawattenartige Färbung. Federn schmückten effektvoll den Fil-coupé-Jacquard-Stoff. Cady und Chenille waren hier Materialien mit kontrastierenden Sportprofilen. Gefärbter Nerz führte durch Thermofixierung zu paarweisen Maschen. Bestickte Ripsbänder rundeten die Materialauswahl ab. Bei den Sabots und Stiefeletten aus Chenille waren die Sohlen so dick wie sonst bei Creepers, während kniehohe Stiefel eine Trekkingschnürung hatten. Als Accessoires tauchten Umhängetaschen in Gestalt von Regenbogentaschen auf. Die Taschen in Minigröße aus verblaßtem Serge de Nîmes und Leder hatten mehrfarbige Einsätze; solche in Maxigröße enthielten optisches Leder über den Griffen. Die Brillen stammten von der italienischen Marke „VANNI“. Von der italienischen Marke „JOSEPHINE“ kamen übrigens die Schuhe.

Die Modenschau der Mailänder Marke „GENNY“ war am selben Orte zu sehen. Die Modeschöpferin Sara Cavazza Facchini widmete ihre neue Kollektion den „eleganten und femininen Frauen mit kühnen, tapferen Herzen“, so zart wie die „raffinierten Lilien“ des amerikanischen Photographen Robert Mapplethorpe und zugleich so mutig wie die Kriegerinnen der Antike. Um deren komplexe Persönlichkeit in zeitgemäße Kleidung zu übersetzen, spielte Sara Cavazza Facchini mit Kontrasten. Romantische Seelen spiegelten sich in den Tageskleidern mit üppigen, Blütenblättern gleichen Ärmeln wieder. Korsetts drückten wie Rüstungen Stärke aus. Transparente Effekte durch Organzaeinlagen gaben einem mit pflanzlichen Löwenmäulern bestickten Etuikleide aus Seide in der Länge eines Cadikleides eine sinnliche Note und verstärkten wie die ein wenig geweitete Hose und die sportlich-schicke Bomberjacke die weibliche Attitüde. Irisierende Effekte charakterisierten die Abendkleidung. Maxikleider aus Chiffon zeigten Plissé-Details in metallischen Farbtönen und legten Korsetts mit prächtigen Stickereien transluzenter Perlen frei. Gürtel hatten mitunter wertvolle Gravuren; bisweilen umgaben sie den Körper von der Taille bis zum Halse. Sandaletten hatten Plexiglas-Absätze oder luxuriöse Stickereien. Handtaschen in frischen Tönen wie Himmelblau und Lila ähnelten runden Wassertropfen.


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