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Einundzwanzig Kleider für ein Halleluja

Afrikanischer Einfluß auf die Mode

Heilige Halle – die Modenschau „EYMERIC FRANÇOIS“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 8. August 2016
Es ist ein Glück, wenn Märchen wahr werden. Der Pariser Modeschöpfer Eymeric François, den der Spielflim „LEGEND“ des britischen Filmregisseurs Sir Ridley Scott aus dem Jahre 1985 inspiriert hatte, erzählte am 7. Juli 2016 in der Amerikanischen Kathedrale zu Paris unter dem Motto „LEGENDES“ die Geschichte wunderbarer Charaktere, wo populäre Vorstellungen oder poetische Erfindungen die Tatsachen verwandelten. Der sakrale Ort und die Musik des französischen Duos „CΛSSANDRE“ – Pop, New Wave und Chansonstil in Mixtur – machten den Vorführungslauf der Modenschau zur Prozession, und zwar für archetypische Märchenfiguren.

Das Modemärchen begann mit einem „Ritter“, dessen beiger bis nachtschwarzer Hosenanzug aus Gabardinewolle und Seide eine Jacke mit Frackschößen beinhaltete. Es folgte eine „Jägerin“ in einem drapierten, langen Wollrocke und einer mit sepiabraunen Lederschnüren drapierten Bluse. Ausgewaschenes Beige und Anthrazitgrau waren die Farbtöne des mit silberner Calais-Spitze zusätzlich bestickten Brokates, aus dem der Rockanzug (Deux-pièces) des „Einsiedlers“ bestand. Segeltuchwolle, Satinbrokat und Lurex-Onyx waren die Materialien für einen Hosenanzug der „Sagengestalt“. Den „Narren“ kleideten ein gestreifter, großer Petticoat und ein schwarzes Brokatkorselett. Das Kleid des „Alchimisten“ mit schwarzen, verschachtelten Reißverschlüssen hatte den Schriftzug „Eymeric François“. Die „Elfe“ erschien in einem bestickten, jadegrünen Tüllkleide mit pflanzenförmigen Applikationen aus schwarzem Crêpe Satin. Die „Meerjungfrau“ trug einen mit einer Samttätowierung verziertes, geschnürtes Etuikleid aus blauer Calais-Spitze, während die „Mutter Gottes“ ein skulpturartiges Kleid aus schwarzem, schimmerndem Seidensamte trug. Rosa Chiffonschleier umwickelten bei der „Prinzessin“ deren schwarzes Korselett aus Calais-Spitze und Roßhaaren.

Für das mit schwarzen Satinrosen verzierte Etuikleid der „Fee“ waren Roßhaar und lila Seidenorganza die Materialgrundlage. Das Brokatkleid der „Nacht“ war auf der Rückseite mit schwarzen Kristallen bestickt. Die Ballrobe der „Giftmischerin“ war mit vollen Winkeln aus blutrotem Lurex drapiert. Das Ensemble des „Magiers“ bildeten ein mit purpurroten Wolltuchen drapiertes Brokatkorselett und eine drapierte Wollhose. Die fast entkleidete „Wahrsagerin“ begnügte sich mit Roßhaaren und Volants aus Calais-Spitze. Ein geschnürtes Kleid mit matten, silbernen Pailletten gab es für den „Spiegel“. Die Robe der „brennenden Königin“ schmückte eine handgefärbte Goldbrokatkrause. Bei der „Hexe“ bedeckten Edelsteine ​​und Kristalle die starre Brust- und Schulterpartie des schwarzen Brokatkleides in Godetform. Achthundert Meter schwarzen Seiden- und Baumwollstoffes steckten in den winkligen Bändern an der Ballrobe der „Königin der Nacht“. Die „Chimäre“ in einem langen Etuikleide aus glitzernder, schwarzer lainage führte zusätzlich ein Hirschgeweih mit sich. Das Hochzeitskleid mit dem Namen „Das Versprechen“, das weicher Tüll und makellose Calais-Spitze feierlich aussehen ließen, beendete das Modemärchen. Bei der Dominanz des Schwarztones in der Kollektion für den Herbst und Winter 2016/2017 lag die Bezeichnung der Modenschau als schwarze Messe denn als Prozession nicht ferne, was den Begriff der Modemesse um eine Facette erweitern konnte. Für Eymeric François war die Präsentation nichtsdestoweniger ein voller Erfolg.

In der Veranstaltungsstätte „maison des métallos“ zeigte der Pariser Modeschöpfer Imane Ayissi aus Kamerun, zugleich Tänzer, Mannequin und Stilist, eine Kollektion, bei der sich unter dem Motto „Asseulènn“, was in seiner Muttersprache Überquerung bedeutet, Couture und Sportbekleidung, Männliches und Weibliches, Sommer und Winter, Altes und Neues kreuzten. Angesichts der heutzutage in wirtschaftlicher, kultureller und touristischer Hinsicht zusammenrückenden Menschen in einer enger werdenden Welt galt es, eine moderne „Crossover“-Idee in Kleidung umzusetzen. In der Kollektion traf demnach in Kamerun handgefärbte Baumwolle auf technische Stoffe. Kitabänder von der Elfenbeinküste begegneten Seidenbändern für japanische „Vintage“-Kimonos. Kostbarer Kenté Ewe aus Ghana stieß auf luxuriösen Seidentaft. Die verschieden karierten Stoffe waren eine Metapher für den vielfältigen Kreuzungsgedanken.

Der Pariser Modeschöpfer Anggy Haif, ebenfalls aus Kamerun stammend, stellte seine Kollektion „RASYN“ in der Veranstaltungsstätte „ESPACE CHRISTIANE PEUGEOT“ vor. Er forcierte einen Dialog zwischen Kunst und Mode, wobei es ihm um einen Ausgleich zwischen der Tradition und dem zeitgenösssichen Luxus ging. In der Kollektion mischte er unterschiedliche Materialien, die aus ökologischen Gründen allesamt natürlichen Ursprunges waren, worunter sowohl Baumwolle, Schurwolle, insbesondere Kaschmirwolle, Seide und Leder als auch Baumrinde, Bast und Lianen fielen. Bei der Verarbeitung kam es ihm auf handwerkliches „Savoir faire“ an. Er setzte ferner auf so lebendige Farben, wie sie für die bunten afrikanischen Volkstrachten üblich sind. Symbole der Sonne und der Freude durften als markentypische Elemente auch nicht fehlen. Nach der Kleidervorführung wartete der Champagner auf die Gäste. So ging die Pariser Couturewoche mit einem angenehmen Prickeln gemächlich zu Ende. Voller Erwartung blickte man noch auf das Jahr 2017 – und auf das anstehende Fußballspiel der deutschen und der französischen Nationalmannschaft im Rahmen der Europameisterschaft …


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