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Das ist die Revolution!

Couturekleider für das Modevolk

Mondän – das Mannequin Dajana Antic vor der Modenschau „Guo Pei“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. August 2016
Es gibt etwas, was das Gesicht der Mode grundlegend verändern wird. In der Couturewoche stellten die Macher der Modeplattform „COUTURíSSIMO“ ihre neue Netzseite „couturissimo.com“ für den „Online“-Handel vor. Da nach ihrer Ansicht die sich ohnehin in steter Veränderung befindliche Couturebranche nunmehr an einen Scheideweg gelangte, war es an der Zeit, die Vergangenheit und Zukunft der Couturebekleidung mit einer zeitgemäßen, verläßlichen Brücke zu verbinden, nämlich durch ein „neues demokratisches Modell des Luxus“ eine neue, moderne Generation Couturefans zu erreichen.

Obwohl die Asiatische Couture-Föderation (ACF) in Singapur die Plattform ins Leben gerufenen hatte, ist im Hinblicke auf den Briten Charles Frederick Worth als den Erfinder der Haute Couture London der Ort, wo sie von der EREADY COUTURE Company betrieben wird. Die „COUTURíSSIMO“-Kollektionen sollten von erlesenen Couturiers entworfen und nach Maße handgefertigt werden. Zugleich sollten sie den Vorgaben für Couturebekleidung – anspruchsvolles Dessin, hochwertige Materialien, elegante Motive und Schnitte sowie präzise Verarbeitung – entsprechen, aber für die Kundinnen zu moderaten Kaufpreisen – eine Preisspanne von 170 Euro bis 800 Euro – erhältlich sein. In der Hoffnung, beim elektronischen Handel die Rücksendung schlecht sitzender Kleidungsstücke zu vermeiden, wird der Planung nach in naher Zukunft ein „revolutionärer virtueller Fitting Room“ eröffnet werden; dann werden die Kundinnen einen digitalen Avatar mit ihren eigenen Körpermaßen erstellen können, um an ihm zu sehen, wie das Kleidungsstück am eigenen Körper aussehen würde. Kreative Leiter, für die Auswahl der zu beteiligenden Modeschöpfer und die Einhaltung der Qualitätsstandards verantwortlich, wurden die Pariser Modeschöpfer Yassen Samouilov und Livia Stoianova, die bereits durch ihre gemeinsame Marke „on aura tout vu“ bekannt sind. Als Mitstreiter für die erste „COUTURíSSIMO“-Saison wählten sie den indonesischen Modeschöpfer Sebastian Gunawan und den philippinischen Modeschöpfer Michael Cinco aus.

Abseits der Netzaktivitäten oder vielmehr zur Ergänzung derselben beschritten die beteiligten Modeschöpfer den Weg herkömmlicher Modepräsentation. Auf der Laufstegschau in einem Pavillon im Jardin des Tuileries gab es am 3. Juli 2016 von jeder Marke zwei Kollektionen zu sehen, und zwar zunächst eine reguläre Kollektion für den Herbst und Winter 2016/2017 sowie sodann eine eigens und exklusiv für die Plattform „COUTURíSSIMO“ entworfene Kollektion, doch mit subtilen Abweichungen von der Hauptlinie. Sebastian Gunawan, ein Pionier der Modekultur in Indonesien, stellte zwei Kollektionen mit luxuriösen Materialien und behutsam ausgewählten Ornamenten zusammen. Yassen Samouilov und Livia Stoianova steckten in ihre Kollektionen eine gehörige Portion spitzfindigen, hintergründischen Humors. Eleganz und ein bißchen Flamboyance durften nicht fehlen. Extravagante Accessoires rundeten das Bild ab. Mit ihren luxuriösen Stücken hatten Yassen Samouilov und Livia Stoianova in der Vergangenheit den Gescmack der Sängerinnen Beyoncé, Lady Gaga, Madonna und Gwen Stefani getroffen. Michael Cinco, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten äußerst beliebt ist, schuf eine sehr glamouröse Silhouette im Hollywoodstile. Die Kleider eigneten sich besonders für den Roten Teppich, was auch daran zu erkennen war, daß schon die Sängerinnen Beyoncé, Lady Gaga, Jennifer Lopez und Rihanna andere Modelle aus seinen Händen getragen hatten.

Die Schuhe, die der Modeschöpfer Yuima Nakazato aus Tokio während seines Studiums an der Königlichen Akademie für Schöne Künste Antwerpen entworfen hatte, gelangten für eine dauerhafte Aufbewahrung ins Antwerpener Modemuseum (MoMu). Nach dem Studium rief der Sohn künstlerisch tätiger und ihn in solchem Sinne prägender Eltern im Jahre 2009 seine Modemarke gleichen Namens ins Leben. Nachdem er im Jahre 2010 Bühnenkostüme für einige Musiker entworfen hatte, wurde er im Jahre 2014 der kreative Leiter unter den Kostümbildnern für den Spielfilm „Lupin III“ des japanischen Regisseurs Ryuhei Kitamura. Die Gründung der Yuima Nakazato Co., Ltd., folgte im Jahre 2015. Yuima Nakazatos Gestaltungsprinzipien lauteten Kosmos, Natur und Zukunft; Bekleidung und Mode sollten die Zukunft der Menschen zunächst vorzeichnen und sodann ausgestalten. Der Ausgangspunkt der neuen Kollektion „[UNKNOWN]“ war eine Reise nach Island, wo Yuima Nakazato großartige Landschaften und Morgenröte erlebte. Diese Naturwunder galt es, mit Hilfe japanischer Handwerkskunst auf Kleidungsstücke zu übertragen. Die skulpturalen Kleidungsstücke entstanden aus Zellen, und zwar aus rechteckigen Filmblättern, welche durch eine Plottermaschine mühsam geschnitten und dann wie Origami gefaltet worden waren, um einzelne Einheiten zu erhalten. Zusammengesteckt, erzeugten diese Zellen einen dreidimensionalen Effekt. Yuima Nakazato nutzte die „FUJIFILM“-Drucktechnologie, um Photographien mit isländischem Eise auf das von ihm auf der Grundlage der Hologrammfilme für LCD-Bildschirme entwickelte, ikonische Hologrammaterial zu bringen. Daneben arbeitete er mit dem Druckerhersteller „stratasys“ zusammen, um 3D-Körperpartien in Computergraphik mit 3D-Druckern auf dem neuesten Stande der Technik drucken zu lassen. Seine außerweltliche Vision brachte ihn dazu, sich eine Zukunft der Couture vorzustellen, wo es möglich sein wird, den menschlichen Körper in ein Element der Mode zu transformieren. Mit der im Palais de Tokyo vorgestellten Kollektion zeigte Yuima Nakazato die heutzutage zusehends undeutlichere Trennlinie zwischen realer und virtueller Welt auf.


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