Bei der vorwiegend bei jungen Fernsehzuschauern beliebten Sendung „GERMANY’S NEXT topmodel by Heidi Klum“ stellt sich stets aufs Neue die Frage, ob in den Beiträgen die Modeszene so wiedergegeben wird, wie sie wirklich ist. In der Ausgabe der Zeitung „Bild am Sonntag“ vom 6. Juni 2010 wurde den Machern unter der Überschrift „Verkauft uns Heidi Klum für dumm?“ vorgeworfen, die Zuschauer getäuscht zu haben, indem zu lesen war: „Bei ‚Germany's next Topmodel‘ erweckt Heidi Klum den Eindruck, ihre Models liefen bei den tollsten internationalen Schauen mit. Die Wahrheit: Die meisten Szenen wurden nachgestellt … Die Kandidatinnen laufen in der zweiten Folge dieser Staffel bei der Modenschau von Designerin Anja Gockel (41) auf der Fashion Week in Berlin. … Doch bei der Show am 21. Januar waren weder Heidi Klum noch ihre Kandidatinnen zu sehen. … Für die ‚GNTM‘-Sendung soll zwei Tage später eine Variante aufgezeichnet worden sein.“
Den Veranstaltungsreigen eröffnete die Modeschule „ESMOD“ mit der Modenschau „Capturing moves“. Das Haus der Kulturen der Welt war der Ort, wo die diesjährigen Absolventen ihre Abschlußkollektionen zeigten. Das Schaukonzept visualisierte nach eigenen Angaben der Modeschule die Komplexität soziokultureller Trends und ihren Einfluß auf die Erziehung. Vielleicht war dieses „Korsett“ zu eng geschnürt, denn die gezeigten Stücke schienen eine Handschrift erkennen zu lassen. Beispielsweise dominierte die Farbe Schwarz; daneben tauchten Leggings vermehrt auf. Für Abwechslung sorgten immerhin Tänzer und Akrobaten, die in der Art der Darsteller des Musicals „Starlight Express“ gepanzert waren. Die frühere Absolventin Selma Berisalic, Preisträgerin des Wettbewerbes „createurope: THE FASHION ACADEMY AWARD“ im Jahre 2008, fand zu ihren Wurzeln zurück, indem sie bei ihrer ehemaligen Modeschule nach den diesjährigen Absolventen ihre neue Kollektion „Selma Starfinger“ vorstellen konnte.Grenzen des Wachstums scheint es für die Modebranche nicht zu geben. Zu den vornehmlich von Laufstegschauen geprägten Veranstaltungsreihen „Mercedes-Benz FASHIONWEEK BERLIN“ und „SHOWFLOOR BERLIN“ trat jetzt als dritte Einrichtung die Reihe „Black Box Theater“ hinzu. Auf die kommenden Veranstaltungen darf man gespannt sein.
Am 9. Juli 2010 suchte der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit das Veranstaltungszelt neben der Staatsoper Unter den Linden auf, um sich die Modenschau „DESIGNER for TOMORROW“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz FASHIONWEEK BERLIN spring/summer 2011“ anzuschauen. Dort zeigten acht von der Peek&Cloppenburg KG Düsseldorf ausgewählte Modeschöpfer ihre Kollektion. Die Jury kürte den in Berlin arbeitenden Parsival Cserer mit seiner Kollektion „Good morning Miss Obama“ zum Sieger. Doch blieb der Kunstgenuß nicht auf das Fachpublikum beschränkt. Alle Interessierten konnten die Modenschau „online“ mitverfolgen und durch eine „Online“-Wahl ihren eigenen Kandidaten auszeichnen; es traf die Berlinerin Cora Isabel David mit ihrer Kollektion „For safety reasons“. Nebenbei war eines erstaunlich: beide Sieger studierten an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Nachher stand eine weitere Preisvergabe auf der Modenschau „Start your Fashion Business“ im Club „WMF“ an. Zu dieser neuen Initiative der Standortförderung des Landes Berlin unter dem Motto „projektzukunft“ hieß es: „Berlin hat aufgrund seiner Dichte an Modeschulen ein enormes Potential an Designnachwuchs und Talenten. Die Qualität der Kollektionen der Absolventen/Absolventinnen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen … Mit den Auszeichnungen und Preisgeld wollen wir drei talentierten und in Berlin ansässigen Modedesignern/-designerinnen den Start in die Selbständigkeit … erleichtern und dazu beitragen, dass wir Talente in Berlin halten und die Infrastruktur am Standort verdichten.“ Sechs Finalisten, die aus über einhundert Bewerben ausgewählt worden waren, zeigten ihre Kollektion. Den ersten Platz wies die Jury dem in Berlin arbeitenden Michael Sontag zu, dessen vorletzte Kollektion schon von der international bekannten Modekritikerin Suzy Menkes in der Zeitung „INTERNATIONAL Herald Tribune” gelobt worden war. Den zweiten Platz belegten Johanna Perret und Tutia Schaad mit ihrer Marke „PERRET SCHAAD“. Den dritten Platz erreichte Vladimir Karaleev. Sie durften sich auf ein Preisgeld in Höhe von 10.000,00 EUR bis 25.000,00 EUR wie auch Sachleistungen, beispielsweise Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit sowie Teilnahme bei Messen und renommierten Modenschauen, freuen. Weitere zehn Kandidaten werden die Gelegenheit erhalten, an unentgeltlichen „Workshops“ zur Unternehmensgründung, zu Rechtsfragen und zur Öffentlichkeitsarbeit teilzunehmen. Indessen machte angesichts der vielen Berliner Sieger bei Hintergrundgesprächen das Wort „Berlin Connection“ die Runde.
Der Tag endete mit der Modenschau der Universität der Künste Berlin, die ebenfalls den Laufsteg im Club „WMF“ nutzte, um ihren Absolventen und Studenten eine Spielwiese zum kreativen Austoben zu geben. Besonders fiel der Kopfputz in Gestalt eines Schwanes, Hahnenkammes oder riesigen Hammers auf. Eine unangenehme Begleiterscheinung war die Folge der hohen Außentemperaturen. Dem Betongebäude fehlte eine Klimaanlage, weshalb die Räumlichkeiten äußerst schnell die Hitze eines Treibhauses annahmen. Hier mußten sich die Zuschauer, Journalisten und Photographen einer harten Prüfung unterziehen; ihnen lief der Schweiß regelrecht am Körper herunter. Dies tat der Begeisterung über die Kunstwerke jedoch keinen Abbruch. Womöglich brauchen die jungen Pflanzen in der Modewelt die Hitze, um prächtig zu gedeihen. Am 10. Juli 2010 beendete die Modenschau der Marke „30 paar haende“ den Veranstaltungsreigen. Bei dieser Marke handelt es sich um ein interdisziplinäres Studienprojekt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin; Studenten aus den Fachgebieten Gestaltung, Technik und Wirtschaft haben die Möglichkeit in Form eines Übungsunternehmens, eine Kollektion von der Idee bis zur Vermarktung zu begleiten. Unter der Leitung des Hochschullehrers Prof. Uwe Janssen war wieder eine an praktischen Bedürfnissen ausgerichtete, tragbare Kollektion in dezenten Farben entworfen worden.
Beispielsweise liefen die Modelle auf der Modenschau der österreichischen Modeschöpferin Lena Hoschek über einen in Schwarz und Weiß geschachten Laufsteg, was die Wirkung der farbenfrohen Kleider im Stile der 1950er Jahre hervorhob; so wurde jedes Modell gleichsam zu einer begehrten, kostbaren Dame: gardez!. Bei anderen Gelegenheiten stimmten einen Lieder der Musikgruppen „KRAFTWERK“, „ROXY MUSIC“ und „BLONDIE“ auf das Lebensgefühl der späten 1970er und frühen 1980er Jahre ein. Konsequenterweise trug einer der Gäste ein T-Shirt mit einer Abbildung der Frontsängerin Deborah Harry und der Aufschrift „BLONDIE“. Ein „Crossover“ war auf einer Modenschau mit der Sopranistin Nadja Michael zu erleben. Der Gesamteindruck wurde dennoch beeinträchtigt, denn es war erneut ein Defizit beim Laufen der Modelle festzustellen. Die Modelle wählten ihren Haltepunkt vor der Medientribüne am Ende des Laufsteges scheinbar willkürlich und ohne System aus; manchmal trauten sich einige Angsthasen sogar nur bis zur Hälfte des Laufsteges. Überdies war angesichts des lustlosen Herumlaufens die Kunst des klassischen Posierens nahezu abhanden gekommen. An dieser Stelle herrscht noch viel Verbesserungsbedarf.
Im Zentrum der neuen Kollektion „SEEN NATURE“ der Marke „arrondissement Aq1“ stand die Natur. Die Münchener Modeschöpferin Christina Arend setzte mit organischen Formen und fließenden Linien den „Kreislauf des Lebens“ um; dabei drehte sich alles um den Mikrokosmos in Abgrenzung zum Makrokosmos der vorherigen Kollektion. Bei den Stoffen waren fließender Jersey, Seide und leichte weiche Baumwolle vorhanden. Helle leise Töne wie Pastell, Nude und Taube dominierten neben kräftigen Tönen wie Rost und Dunkelblau. Die neue Kollektion der Marke „custo BARCELONA“ ließ sich mit den Worten „positive Energie, Frische und Lebendigkeit“ zusammenfassen. Neben den bekannten T-Shirts waren auch Röcke, Kleider, Blusen, Hosen und Mäntel zu sehen. Für die für den Tag gedachte Linie „CUSTO EVERYDAY“ setzte der spanische Modeschöpfer Custo Dalmau auf Leinen, Trikot, Guipure, Viskose und vor allem Denim. Bei der für den Abend bestimmten Linie „LOWXURY“ („LOW“ und „LUXURY“) kamen fließende Chiffons und Seidensatin mit wilden Farbmustern vor. Die Linie „CUSTO LET’S PARTY“ für besondere Anlässe zeichnete sich durch Schulterpolster, großzügige Ausschnitte, knielange Teile und asymmetrische Stücke aus; auch der „Oversized-Look“ war zu finden.
Hinter der Marke „BLAAK“ stehen seit dem Jahre 1998 die Modeschöpfer Aaron Scharif und Sachiko Okada, die beide in London studiert hatten. Die gezeigte Hosenkollektion spaltete jedoch die Anwesenden. Zum einen rief aus lauter Langeweile ein italienischer Photograph ins Publikum: „That’s why we have Paris Fashion Week!“ Langeweile breitete sich ebenso an anderer Stelle aus, wenn es in Richtung auf die „prominenten“ Gäste hieß: „Immer die gleichen Gesichter.“ Zum anderen regten die adretten Jungen, welche die Hosen mit nacktem Oberkörper vorführten, die Phantasie einer ältere Dame unter den Zuschauen an; sie hätte ihnen am liebsten nachgerufen: „Was kostet einer für die Nacht?“ Abwechslung war wieder bei der Kollektion des in Paris arbeitenden Modeschöpfers Thomas Engel Hart zu erleben, der dem Publikum eine „rebellische Collage von traditionellen und innovativen Techniken der Schnittmustergestaltung“ vor Augen führte.
Die letzte Modenschau der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz FASHIONWEEK BERLIN spring/summer 2011“ bestritt der aus Mazedonien stammende Modeschöpfer Risto Bimbiloski. Mit der Reflexion des Themas „Blume“ durch abstrakte Digitaldrucke von Blütenblättern auf Seidencrèpe und Jersey versöhnte er das Publikum. Auch der italienische Photograph war beruhigt, indem er zur Verabschiedung ausrief: „Thank you, Berlin, and good-bye!“ Nebenher unterhielt er seine Kollegen mit Gesangseinlagen, indem er zwischendurch die Lieder „Ave Maria“ und „Nessun dorma“ anstimmte. Etwas mehr mediterrane Lockerheit wäre der Atmosphäre in den Berliner Modewochen durchaus nicht abträglich. Schöne Kleider waren nicht nur an den Modellen auf den Laufstegen zu sehen, sondern auch bei den Hostessen wurde Wert auf ein ansprechendes Erscheinungsbild gelegt. Ein Sponsor kleidete seine Mitarbeiterinnen in Petticoatkleider im Stile der 1950er Jahre. Mit der Ausstattung von Hostessen hatte abermals eine weniger bekannte Modeschöpferin, und zwar die Berlinerin Tatjana Masuhr mit ihrer Marke „Charlott Atelier“, die Gelegenheit erhalten, ihre Entwürfe einem größeren Publikum abseits eines Laufsteges zu zeigen.
Übrigens ließen die ständige Vorführung und Betrachtung von Körpern den Zuschauer unweigerlich vergleichen. Man war allzu sehr versucht, verschiedene Oberschenkel auf ihre Festigkeit hin zu prüfen. Aus dieser Perspektive war es womöglich eine zu große Ablenkung, zugleich weibliche Modelle in Minikleidern und männliche Modelle in Shorts auftreten zu lassen – ein Vorschlag zur Güte: demnächst besser dunkle Strümpfe oder Leggings. Ebenso war das Umfeld der Laufstege ein Ort, um Einblicke in die Modellbranche zu bekommen. Der Berliner Modellagent und -scout „SASHA“ sprach über die Arbeitseinstellung von Modellen. Auf die Frage, warum in der Nähe der Veranstaltungsstätten kaum Modelle anzutreffen seien, obwohl dies doch ein riesiger Arbeitsmarkt für neue Engagements sei, kam die Antwort, Modelle aus Berlin seien oft hochnäsig und hätten keine richtige Lust zu arbeiten; wenn ein Auftritt nicht von vornherein feststehe, blieben sie lieber zu Hause als sich hier zu bewerben. Für eine gute, professionelle Modenschau solle man besser auf polnische oder tschechische Modelle zurückgreifen.
Vielleicht schlug sich die mangelnde Einsatzbereitschaft gerade im lustlosen Laufen und Fehlen von Posen nieder. Aus Sorge, selbst in Passivität zu erstarren, brüllte einmal ein Photograph den regungslosen Modellen entgegen: „Move!“ Bei der Frage der Choreographie und der damit zusammenhängen Einweisung der Modelle in ihre Rolle lag noch einiges im argen. Für die Zukunft des Modestandortes Berlin sind vor allem durchdachte Inszenierungen mit exzellenter choreographischer Umsetzung fernab des üblichen Hin- und Herlaufens zu wünschen, denn Kunstschaffen ist das Streben nach Perfektion. Das Publikum muß von der Art und Weise der Präsentation ergriffen werden; sonst bleibt zu Lasten des Modeschöpfers und seiner Kollektion auf Seiten des Publikums lediglich ein – mit den Worten des Philosophen und Kulturwissenschaftlers Peter Sloterdijk – Ergriffenheitsdefizit. Zu guter Letzt spielte der Streit um den richtigen Umgang mit der Geschichte des Bebelplatzes, auf dem das zentrale Veranstaltungszelt früher gestanden hatte und auch jetzt wieder stand, nach den Kontroversen im Januar 2010 nun keine Rolle mehr.
Leider fielen einige Modelle manchmal aus der Rolle, indem sie beim Posieren mehr zuckten als sich geschmeidig zu bewegen. Ein festbleibender Halte- oder Wendepunkt war ebensowenig erkennbar. Man wird in Berlin nicht umhinkönnen, für eine gute Modenschau gleich einer Theateraufführung der Choreographie der Posen und Schritte sowie der Einweisung der Modelle in ihre Rolle nebst eingehenden Proben mehr Aufmerksamkeit zu schenken; so wird sich an der Stringenz einer Ballettinszenierung ein Beispiel nehmen lassen. Daneben wäre es hier für die Berufsphotographen hilfreicher gewesen, sie räumlich von den Hobbyphotographen zu trennen, um nicht in ihrer Arbeit, beispielsweise durch störendes Blitzlicht, gehindert zu werden. Bereits am 23. Juli 2010 hatten sich die Türen der HTW in Oberschöneweide für einen Tag lang unter dem Motto „Werkschau ’10“ außenstehenden Interessenten geöffnet. Auf mehreren Modenschauen hatten die Studenten ihre in Stoff gebrachten Ideen zu den Themen „Pathos“, „Transformation“, „1-Shirtstile-Hemdkleider“, „Overalls“, „Catch the Wind“ und „At the Seaside“ vorgestellt. Bei der Präsentation der Bademodenkollektion am Spreeufer war es sogar feucht geworden, denn das Regenwasser war auf die Gäste und Photographen niedergeprasselt.
Um eine Kollektion zu präsentieren, gibt es auch andere Wege als den klassischen Laufsteg. Am 31. Juli 2010 feierte der für seine Affinität zur Mode bekannte Berliner Friseurmeister Jens Link das 10jährige Bestehen seines Unternehmens und zugleich die Eröffnung seines neuen Salons in Charlottenburg. Angereichert war die Feier nicht nur mit alkoholischen Getränken, sondern auch mit optischen Leckerbissen. Modelle, die sich unter die Gäste mischten und nebenher kulinarische Häppchen verteilten, führten Kleider aus zusammengenähten Modeetiketten der Berliner Modeschöpferin Pia Fischer vor, die von ihrer derzeitigen Praktikantin Karlijne Opmeer aus den Niederlanden charmant vertreten wurde.
Nun durften sich erstmals alle bundesdeutschen Modeschöpfer bewerben, die seit mindestens zwei Jahren und höchstens acht Jahren im Berufsleben standen sowie eine eigene Kollektion entwarfen und verkauften. Die siebenundsiebzig Teilnehmer hatten die Aufgabe, einen dreiminütigen Videofilm über den Stil und das Sortiment ihrer Marke einzusenden. Wettbewerbskategorien waren die Damenbekleidung, Herrenbekleidung und Accessoires. Die von einer internationalen Jury ausgewählten Sieger erhielten als Preise „Sponsorships“ für freie Stände auf internationalen Messen, Verkaufsmöglichkeiten in Läden sowie Geschenke wie hochwertige Nähmaschinen, Design-Computerprogramme, Schneiderpuppen, Garne und Knöpfe.
Nach der Preisvergabe auf einer festlichen Veranstaltung im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie am 5. Juli 2010 stellten die Sieger dort auf einer Modenschau im Rahmen der Veranstaltung „Einladung zum Staatsbesuch 2010“ am 21. und 22. August 2010 ihre Kollektionen einem breiten Publikum vor. Ein breites Publikum garantierte übrigens auch die Veranstaltung „27. Lange Nacht der Museen“ in Berlin. Am 28. August 2010 war in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg eine Modenschau mit historischen Kostümen zu sehen.
Am 3. September 2010 stellte der Modeschöpfer Harald Glööckler in Begleitung zweier schriller Modelle seine für die Peter Jäckel Kommunikationsysteme GmbH entwickelte pompöse „Handytaschen“-Kollektion vor. Am 5. September 2010 zog die aus der ehemaligen Sowjetunion stammende und nun in den Niederlanden lebende Modeschöpferin Larisa Katz mit Modellen in ihren Kleidern durch die Messehallen. In deren Gefolge befand sich der bildende Künstler Tinus D aus den Niederlanden, der für den Messestand der X60 USA Inc. eine Frauenskulptur aus hochroten Bändern geschaffen hatte. Sie warben für die Marke „XPAND“ der X60 USA Inc., die in der Unterhaltungselektronik auf die 3D-Technik setzt. Insofern lag es nahe, die Modeschöpferin, den Künstler und die Modelle zusätzlich mit Shutter-Brillen (3D-Brillen) auszustatten. Daneben luden sie Messebesucher zu einer Uraufführung am Ende des Messetages ein: „If you ever wanted to know what it feels like to live, sleep and breathe like Haute Couture models, this provocative 3D experience will ignite your imagination and excite every nerve of your mind and body.“
Am 9. September 2010 schmückte die Modenschau „8 1/2 Wochen presents Fashion Show“ die Messe „POPKOMM“. In der Abfertigungshalle des ehemaligen Flughafens Berlin-Tempelhof drehten Modelle eine Runde, wobei sie Stücke aus den Kollektionen der Berliner Modeschöpfer Julia Heuse und Benjamin Klunker wie auch Paul Immich, Kilian Kerner, Michael Michalsky sowie Christiane Wingenbach vorführten. Für die musikalische Begleitung sorgte auf der Bühne die Gruppe „The Ape“ aus Hamburg. Im Interview auf der Bühne zeigte sich Kilian Kerner noch erfreut über eine witzige Begebenheit. Ein Mädel, das ihn habe photographieren wollen, habe ihn mit Michael Michalsky verwechselt, indem sie ihn mit der Anrede „Herr Michalsky“ angesprochen habe, obwohl sie sich wirklich nicht ähnlich seien. Wer davon noch nicht genug hatte, konnte sich später auf der Veranstaltung „VOGUE FASHION’S NIGHT OUT“ in Nobelwarenhäusern und Edelboutiquen wie das „Supermodel“ Claudia Schiffer und der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit ins Getümmel der „Fashion Victims“ stürzen. Der umtriebige Michael Michalsky war mit seinem Laden auch bei dieser Veranstaltung präsent.
Der Regisseur Hans Werner Geissendörfer hob den unermüdlichen Einsatz des Schauspielers Georg Uecker für Minderheiten und Randgruppen der Gesellschaft hervor: „Er hat nie seinen Schwanz eingezogen.“ Als störend erwies sich die Unruhe im Publikum, das sich bereits auf der Party wähnte, weshalb sich der Laudator immer wieder Ruhe für seine „pastoralen Worte“ ausbat; nachher ermahnten Jessica Witte-Winter, Rundfunkmoderatorin und Pressesprecherin der Vergessen ist ansteckend gemeinnützige GmbH, sowie – neu an ihrer Seite – der Schauspieler und Fernsehmoderator Ingolf Lück, die ansonsten in lockerer Weise gemeinsam durch den Abend führten, das Publikum, den Preisträgern und Laudatoren doch mehr Respekt entgegenzubringen.
Die traditionelle Modeschau „ReD Walk“ war diesmal dreigeteilt. Zuerst waren sechsundzwanzig edle Kleider aus mehreren Kollektionen der Berliner Modeschöpferin Frida Weyer zu sehen. Danach zeigten Waridi Schrobsdorff, Gründerin des i-magine e. V. und ehemaliges Modell, sowie Schüler der Berliner Modeschule „ESMOD“ ausgefallene Accessoires. So trugen die Modelle zu Kleidern des Berliner Warenhauses „GALERIES Lafayette“ bunte Kondome und Kondomverpackungen als Verzierung oder Kopfschmuck, wozu Waridi Schrobsdorff vorab gesagt hatte: „Unser Ziel war es, Kondome und Mode ästhetisch zu verbinden. Die Studenten haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und das Thema sehr schön umgesetzt.“ Für „Premium-Streetwear vom Feinsten“ standen zuletzt die Marken „Elbkind HAMBURG“ und „MEK USA DNM“. Zwischendurch gab die Musikgruppe „FOOLS GARDEN“ unter anderem ihren Hit „Lemon Tree“ zum besten, bei dem das Publikum mitsang. Für die weitere musikalische Untermalung sorgten der Sänger Max Herre, ehemals Sänger der Gruppe „Freundeskreis“, und die Gruppe „Public Hearing“.
Ebenfalls unter freiem Himmel verlief am 5. September 2010 in Berlin-Charlottenburg die Modenschau „walk of fashion“ mit einer bis in das Jahr 1999 reichenden Tradition. Diesmal waren Berliner Modeschöpfer mit den Marken „FROUFROUBERLIN“, „JA!Design“, „Kurvenstolz“, „LEA UHLMANN berlin“, „le·chim Franziska Michael“, „MARYAM NEVISI“, „MY CHILI“ und „SARAH / BAYDON berlin“ beteiligt. Ausgangs- und Endpunkt des Rundganges der Modelle über den Savignyplatz, die Grolmanstraße, den Kurfürstendamm und die Bleibtreustraße war der Laden des Initiators der Veranstaltung, des Friseurmeisters Civan Ucar. Vor dem Laden befand sich ein Laufsteg, auf dem nochmals alle Kollektionen zu sehen waren. Für die beste Kollektion ging der Preis „walk of fashion award“ an die Modeschöpferin Lea Uhlmann; für das kreativste Einzelstück zeichnete die Jury die Modeschöpferin Franziska Michael aus.
Am 6. November 2010 thematisierten Elke Giese für den Deutsches Mode-Institut e. V. in Köln, Prof. Ulrich Lehmann für die University of Creative Arts Rochester sowie der Autor und Berater Joachim Schirrmacher bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Die Versportlichung der Gesellschaft – Auswirkungen auf die Mode“ die aktuellen Marktanforderungen und die damit einhergehenden veränderten Ansprüche an die Modeschöpfer. Am 26. November 2010 folgte die Lette-Verein Stiftung des öffentlichen Rechtes mit den angeschlossenen Berufsfachschulen unter anderem für Grafikdesign, Modedesign und Photographie. Beispielsweise kommen auf die achtundzwanzig Plätze für neue Modeschüler jedesmal rund 250 Bewerber. Der Titel der Auftaktveranstaltung „Fashion Battle“ klang zwar kriegerisch, war aber spielerisch gemeint. Vier interdisziplinäre Mannschaften aus Mode-, Photographie- und Grafikschülern traten gegeneinander an, um unter sich die Besten bei der Bewältigung einer gemeinsamen Aufgabe herauszufinden, die darin bestand, ein Kleid am Körper eines Modells zu drapieren, das so bekleidete Modell in Pose abzulichten und das Produkt in einer Filmsequenz zu präsentieren: eine innovative Idee der Modepräsentation. Als Preis lockte unter anderem ein Praktikumsplatz bei der Berliner Modeschöpferin Nanna Kuckuck. Den Sieger durfte das Publikum küren, das sich für das „Team Blau“ entschied.
Nach der den „Lette-Verein“ vertretende Martina Vogt bräuchten junge Modeschöpfer für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben vor allem kompetente Partner und gute Netzwerke. Allmählich driftete die Diskussion in Richtung auf die Frage ab, wie das Studium beziehungsweise die Ausbildung sinnvoll zu gestalten sei. Aus dem Publikum ergriff der in London arbeitende Photograph Kai Strasser das Wort und machte den Mentalitätsunterschied deutlich, indem er sagte, solche Diskussionen über Selbstverständlichkeiten wie eine solide handwerkliche Basis gebe es in London erst gar nicht. Der anfängliche Mißerfolg liege vielfach an einer falschen Arbeitseinstellung; so erzählte er von seiner Bekannten, die zunächst einfach „keine Lust“ gehabt habe, Schuhe für eine Handelskette zu entwerfen. Die Moderatorin Fredericke Winkler benannte abschließend das größte Hindernis auf dem Wege in die Zukunft: hierzulande sei die Mode noch nicht von allen als Kulturgut erkannt worden. Eine Modeschöpferin, die schon mit beiden Beinen in der Berufspraxis steht, ist die Berlinerin Caroline Kratzsch. Sie kam, frisch inspiriert, aus Paris zurück und zeigte am 19. November 2010 im Berliner Theater „Kleine Nachtrevue“ im Rahmen einer burlesken Inszenierung ihre neue Dessouskollektion „Körpernah“.
Schon am 9. Dezember 2010 öffneten die Modeschöpfer Claudia Pfeiffer und Dirk Pfeiffer die Türen ihres neuen Ladens „crusz“ in Berlin-Mitte für eine Modenschau mit eleganter Hochzeits- und Abendkleidung. Anfangs stellte die Fernsehmoderatorin Tanja Bülter die Arbeit der Stiftung KinderHerz Deutschland gGmbH vor, mit der die Lebenschancen und die Lebensqualität herzkranker Kinder verbessert werden sollen. Zu deren Gunsten wurde ein Abendkleid nach amerikanischer Art in 5-Euro-Schritten versteigert, wobei ein Betrag von 190,00 EUR zusammenkam. Die Schauspielerin Janina Uhse gab bekannt, das ersteigerte Kleid für einen weiteren wohltätigen Zweck wieder zu versteigern. So sieht soziale Nachhaltigkeit aus.
In den Reigen der vorweihnachtlichen Modenschauen reihten sich noch die Modeschöpferinnen Juliane Binroth und Alicia Losekandt mit der Marke „JULICE EN RÊVE“ am 4. Dezember 2010 im Restaurant „WHITE Spreelounge“ sowie Heike Fischer mit der Marke „Tanzmode Berlin“ am 19. Dezember 2010 im Hotel „AXEL HOTEL“ ein; zur Freude der Gäste gab es bei dieser Modenschau im Rahmen der Veranstaltungsreihe „5TH AVENUE“ eine Bescherung mit Destynee, der als Weihnachtshäslein verkleideten Gastgeberin.