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Die neue Romantik

Der Dialog in der Mode

Der Palazzo Bovara – Stätte der Modenschau „Luisa Beccaria“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. Mai 2016
Für den Entwurf einer Kollektion ist maßgebend, welches abstrakte Frauenideal oder konkrete Frauenbild einem Modeschöpfer vorschwebt. Eine selbstbewußte und romantische Frau mit einer Vorliebe für bewegte Freiheit und intime Atmosphäre war für den Herbst und Winter 2016/2017 ganz im Sinne der Mailänder Modeschöpferinnen Luisa Beccaria und Lucilla Bonaccorsi.

Unter dem Motto „She walks in beauty“ stellten sie eine solche Frau in einen bezaubernden Dialog zwischen Form und Natur mit Blumen und geometrischen Strukturen als thematischer Ergänzung. Die neue, am 25. Februar 2016 im Palazzo Bovara präsentierte Kollektion konzentrierte sich auf eine zugleich Substanz und Leichtigkeit verleihende Überlappung von Gewichten und Motiven, so wie auf einer Malerpalette kombiniert. Tagsüber sollten entweder karierte Strickwaren und Chiffonkleider mit Blumendrucken oder Jacken, weiche bäuerliche Blusen und abgeschnittene Hosen getragen werden. Für darüber waren ein sehr langer Tweedmantel mit vogelförmigen Broschen und Dekorationen oder ein makelloser Umhang mit Kapuze vorgesehen. Details wie Samtstickereien und handgewebter Stickereibatist zeigten die Feinheit der Kollektion. Für den Abend wurden die Entwürfe kostbar und „jenseitig“. Auf Tüll gestickte, rautenförmige Blumenmotive, dreidimensionale Blattdekorationen und Rüschen wirkten zusammen, um die weiblichen Sinne und das weibliche Temperament zu begeistern. Bei den Materialien waren auch Brokat, Taft, Seidenorganza und Lurex zu finden.

Die Silhouette war weich und anmutig, indem sie entweder von Nachtkleidern inspiriert war oder sich in kübelförmigen Röcken zeigte oder durch die Taille hervorhebende Korsetts strukturiert war. Mit der Farbpalette würdigten Luisa Beccaria und Lucilla Bonaccorsi die europäische bildende Kunst des achtzehnten und neunzehnten Jahrhundertes, und zwar vom Schweizer Pastell- und Emaillemaler Jean-Étienne Liotard über die französische Malerin Louise Élisabeth Vigée-Le Brun bis zum italienischen Maler, Lithographen und Kupferstecher Francesco Hayez. Die winterlichen Farbtöne waren demnach tief und gesättigt: Türkis, Blaugrün, grünliches Aquamarinblau und Pfauenblau. Elfenbein, Hochrosa und metallische Töne traten ergänzend hinzu. Bei den Accessoires setzten die Modeschöpferinnen das Spiel mit Kontrasten – Steifheit und Fließfähigkeit – fort. Dünne Gürtel, Korsetts, Absatzschuhe mit gekreuzten Schnürsenkeln und Satinhalsbänder mit einem Perlanhänger waren das Ergebnis.


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