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Boselli von Arabien

Mode breitet sich aus

Dichte Abfolge – die Modenschau „FRANCESCO SCOGNAMIGLIO“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 1. Mai 2016
Manchmal begibt es sich, daß zwei Modewochen nicht im Sinne einer Terminkollision frontal aufeinandertreffen, sondern als Annex zusammenhängen. Diesmal ging der Mailänder Damenmodewoche vom 23. Februar 2016 bis zum 29. Februar 2016 die Arabische Modewoche mit einer separaten Einzelveranstaltung voraus.

Das Arab Fashion Council ist eine Institution, die hauptsächlich die Veranstaltungsreihe „ARAB FASHION WEEK“ in Dubai verantwortet. Dessen Ehrenpräsident ist Cavaliere Mario Boselli, der zugleich unter anderem Ehrenpräsident der Camera Nazionale della Moda Italiana ist, nachdem er fünfzehn Jahre lang deren Präsident gewesen war. Am 23. April 2015 hatte er geäußert: „Die ARAB FASHION WEEK ist ein Markstein der Modeindustrie und gehört auf den Kalender neben New York, London, Mailand und Paris.“ Diese Veranstaltungsreihe, die nach eigenem Bekunden des Arab Fashion Council als einzige solcher Art in der Welt auf den Bereich der sogenannten Demi-Couture spezialisiert ist, versteht sich nicht nur als Präsentationsplattform für Modeschöpfer aus der arabisch geprägten Weltregion, sondern auch als Mittel, um international ausgerichtete Modeschöpfer aus anderen Weltgegenden im arabischen Raume bekanntzumachen. Nach der ersten Dubaier Modewoche vom 31. Oktober 2015 bis zum 2. November 2015 und vor der zweiten vom 16. März 2016 bis zum 19. März 2016 gab es am 23. Februar 2016 im Palazzo dei Giureconsulti, einem Gebäude der Camera di Commercio Milano, eine Pressekonferenz, auf welcher das Konzept den wegen der Mailänder Modewoche sowieso in Mailand anwesenden Medienvertretern praktisch nebenbei vorgestellt wurde.

Demgegenüber ging die Veranstaltungsreihe „Milano Moda Donna“ nach einigen Begleitveranstaltungen wie einer Vernissage und einer Cocktailparty am 23. Februar 2016 erst mit den Modepräsentationen am 24. Februar 2016 richtig los. Den Auftakt bildete die Modenschau des anglo-russischen Modeschöpfers Sergej Grinko aus Brescia mit der Kollektion für den Herbst und Winter 2016/2017 im Atelier der ABC srl, einer Agentur für Schaufensterpuppen. Die Modeschöpferin Cristina Tardito aus Trofarello in Piemont präsentierte die neue Kollektion ihrer Marke „Kristina Ti“ hingegen im Palazzo Bovara, doch außerhalb der besagten Veranstaltungsreihe. Das Motto ihrer neuen Kollektion lautete: „OPEN“. Dies bedeutete für sie entweder lang oder kurz, aber nie etwas dazwischen. Weiche Begrenzungslinien ergaben ein feminines und sinnliches Aussehen, während eine Auswahl empfindsamer Stoffe wie Spitze und Georgette-Naturseide einen Kontrast aus Bedeckung und Nackteffekten ermöglichten. Verschiedene Elemente aus der Welt des Sportes tauchten in einer Neuinterpretation für einen sehr femininen Stil auf. So waren Spitze oder Satin und Georgette-Naturseide die passenden Materialien für luxuriöse Trainingsanzüge.

Das Kollektionsmotto bedeutete auch, daß Gaze und Wolle gleichsam auf der Haut verschmolzen. Die Stoffe waren entweder leicht oder schwer. Webpelz sorgte zusammen mit bestickter Spitze für einen 3D-Effekt. Bedruckte Crêpe Georgette ging einher mit asymmetrischen Rüschen und Volantauflagen. Rüschen und Volants zierten ebenso die Bischofsärmel von Hemden und Strickwaren. Weiche Jabotkragen waren an Kleidern und Blusen zu sehen. Gedämpfte Töne wie Rosa, Fleischfarbe (Nude/Chair) und Cremeweiß kamen ebenso vor wie Bordeauxrot, Blaugrün und Schwarz als starke Töne. Offen im Sinne des Mottos waren auch einerseits Turnschuhe mit Materialmischung und andererseits Sandaletten mit „schwindelerregenden“ Absätzen und einer frontalen Twistverzierung in Gestalt eines Möwenflügels. Der Flug der Möwen als ikonischer Druck symbolisierte in der Intention der Modeschöpferin letztlich die völlige Offenheit.


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