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Leben mit der Bedrohung

Mode in Zeiten des Terrorismus

Güldene Pracht – die Modenschau „Guo Pei“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 8. Februar 2016
Die Terroranschläge des Jahres 2015 in Paris hinterließen auch für die Modewelt deutliche Spuren. Man merkte es in der Couturewoche vom 24. Januar 2016 bis zum 28. Januar 2016 nicht nur an den umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen an den Orten vieler Modepräsentationen, sondern auch daran, daß die Chambre syndicale de la Haute Couture anders als in den Vorjahren keine Anschriften der Veranstaltungsstätten mehr in ihrem offiziellen Kalender veröffentlichte. Sogar das Sicherheitspersonal konnte die nervliche Anspannung bei manchen Veranstaltungen nicht verbergen. Falls die Einlaßdokumente akzeptiert und die Kontrollen überstanden wurden, war es dennoch erfreulich, wenn es exzellente Kollektionen zu sehen gab. So gelang im Gerangel vor dem Palais Potocki anläßlich der Modenschau des libanesischen Modeschöpfers Zuhair Murad am 27. Januar 2016 trotz persönlichem Einsatze seiner Mitarbeiterin Joanna Karam bedauerlicherweise nicht allen geladenen Gästen der Zutritt.

Desungeachtet blickt die chinesische Modeschöpferin Guo Pei nunmehr auf zwanzig Jahre Erfahrung und Leidenschaft bei ihrem kreativen Tun zurück. Ihr innigster Wunsch, an der französischen Kulturszene teilzuhaben, erfüllte sich, als sie im Wege der Förderung neuer Talente und frischer Perspektiven aus Asien als Gastmitglied der Chambre syndicale de la Haute Couture am 27. Januar 2016 im Palais der Schönen Künste ihre erste Laufstegschau in Paris veranstaltete, nachdem bereits im Juli des Vorjahres eine bemerkenswerte Ausstellung der Höhepunkte der letzten zehn Jahre ihres Werkes im Museum der dekorativen Künste gezeigt worden war. Im Zentrum der Kollektion für den Frühling und Sommer 2016 stand eine emblematische, durch den kaiserlichen chinesischen Hof spazierende Dame. Schönheit und Eleganz sowie feine Details und exquisite Raffinesse waren die Maßgabe der Kollektion. Wiederkehrendes Motiv war der mythische Vogel Phönix, der in der traditionellen chinesischen Kultur die fünf Tugenden des guten Willens verkörpert sowie Frieden und Wohlstand ankündigt. Für seine Stickerei war die beste Handwerkskunst gerade gut genug. Als Zeichen der Reinheit und Erfüllung setzte Guo Pei diese Kunst in einer klugen Mischung aus französischer Inspiration und dem Reichtume der chinesischen Kultur ein.

Hoffnungsvolle Talente kommen auch aus anderen Gegenden der Welt. Der aus Saudi-Arabien stammende und in Beirut tätige Modeschöpfer Mohammed Ashi gründete seine Marke „ASHI studio“ im Jahre 2007. Eine zeitlose, moderne Eleganz kennzeichnet seine Entwürfe ebenso wie eine sinnliche Aristokratie. Obwohl die arabische Kultur seine Inspirationsquelle ist, will er auf Einflüsse und Anregungen aus anderen Kulturen nicht verzichten, um Volksheldinnen, schlafende Schöne und Femmes fatales mit luxuriöser Kleidung auszustatten. Die aktuelle Kollektion, die Mohammed Ashi in einem Salon des Hotels „LA MAISON | CHAMPS ÉLYSÉES“ im Stile des Second Empire vorstellte, war eine Welt der Flammen und Blumen. Blumengirlanden zogen sich über die Kleider, während sich Stofflagen, Rüschen und Federn darum wickelten, um die Trägerin gegen die Umwelt abzuschirmen. Er erzählte die Geschichte einer Prinzessin auf der Suche nach ihrem Ritter in einem Lande der Wunder und ihrer Entwicklung zur Kriegerin. Mit kurvenbetonten Schnitten scharf gestaltete Formen, starke Korsetts, weite Ärmel und komplizierte Stickereien prägten die Kollektion ebenfalls. Schwarz, Grau und Weiß waren die darauf passende farbliche Reaktion. Mohammed Ashis Kleider haben das Potential, sinnliche Klassiker zu werden …


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