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Mode aus Weißensee

Absolventen und Studenten zeigen ihr Talent

Jubel – die Modenschau der weißensee kunsthochschule berlin (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 1. Dezember 2015
Die sogennante Bologna-Reform ging auch an den Kunsthochschulen nicht spurlos vorüber. Die Einführung der Abschlüsse „Master“ und „Bachelor“ erforderte eine Umstellung der Studiengänge mit einer Folge für den Terminkalender. Hatten sich bisher die Absolventen und Studenten mit ihren Kollektionen jährlich auf einer Modenschau im Sommer vorgestellt, so rückte der Termin nunmehr in den Herbst. Die weißensee kunsthochschule berlin empfing ihre Gäste also am 17. Oktober 2015 in der Veranstaltungsstätte „STATION BERLIN“.

Bei den Absolventen machte Frank Salewski, Master of Arts, mit seiner weitgehend schwarzen Herrenkollektion „SMALLTOWN BOY“ den Anfang; leichte Übergrößen und Stickereien, bei denen das Auge ein wiederkehrendes Motiv war, waren hier zu finden. Judith Bondy, Bachelor of Arts, widmete sich mit ihrer Damen- und Herrenkollektion „QU’AVANT“ der Beziehung zwischen dem Manne und der Maschine, indem Rot für das Blut des männlichen Körpers stand, während Grau und Silber die Maschine symbolisierten; infolge der Zusammenarbeit mit einer Textilstudentin konnten handgewebte Stoffe eingesetzt werden. Lisa Mensching, Bachelor of Arts, entwarf ihre Damenkollektion „EMOTIONEN“ auf der Theorie der Basisemotionen des amerikanischen Anthropologen und Psychologen Paul Ekman; Wut, Trauer, Furcht, Überraschung, Freude und Ekel spiegelten sich in der Farbpalette – Schwarz, Rot, Rosa und Beige – wieder. Anne-Katrin Rülicke, Bachelor of Arts, betonte mit ihrer Damen- und Herrenkollektion „12 BEAUFORT“ die Sportlichkeit, beispielsweise bei den matten Kunststoffjacken. Lena Chabrova und Kristina Huber, Bachelors of Arts, erinnerten mit ihrer gemeinsamen Damen- und Herrenkollektion „SIEG ÜBER DIE SONNE“ der russischen Avantgardebewegung des Jahres 1913, insbesondere der gleichnamigen futuristischen Oper; für die neuen Entwürfe wurden die Kostüme auf der Grundlage der Skizzen des Malers Kasimir Malewitsch rekonstruiert und neu interpretiert, wonach sich das Prinzip der Asymmetrie bisweilen bei den Farben und Mustern zeigte.

Cornelia Bölke, Bachelor of Arts, steckte mit ihrer Kollektion „HERITAGE“ Männer und Frauen gleichermaßen in Hosen und flache Schuhe. Mira Hardt, Master of Arts, wies bei ihrer Damenkollektion „CROSSING LINES“ mit Wickeloberteilen und Wickelröcken der diagonalen Linienführung eine große Rolle zu. Hannah Maria Schmutterer, Bachelor of Arts, verwischte mit ihrer Damenkollektion „NEW ROMANTICS – BASIC FORMS OF ANXIETY“ die Grenze, die Kunst und Kitsch voneinander trennt; zu weiten Kleidern hielten die Mannequins Sachen wie Kelche, Schalen, Kerzen und Kameras in den Händen. Pina Riederer, Bachelor of Arts, ging mit ihrer Damenkollektion „I HAVE NO TIME FOR AVANT-GARDE“ eher in die Richtung des Minimalismus, welchem durch Asymmetrie die Strenge genommen wurde; Königsblau war hier der dominante Farbton. Ylenia Gortana, Bachelor of Arts, wies mit ihrer Herrenkollektion „BACK TO THE BOYS“ den Weg zurück in die 1970er Jahre, als die Latzhose weit verbreitet gewesen war; Blickfang war der aufgedruckte Schriftzug „Back to the Boys“. Aileen Klein, Bachelor of Arts, entwarf ihre Damenkollektion „o.T. 04/2015“ mit weit fließenden Schnitten, überlangen Ärmeln und hohen Kragen. Lina Phillis Falkner, Bachelor of Arts, bestückte ihre Damenkollektion „ALLERLEIRAUH“ vor allem mit weiten, an den Seiten geschlitzten Hosen. Sabrina Weigt, Master of Arts, kombinierte bei ihrer Damenkollektion „CULTIVATED NAIVETE“ Minimalismus und raffinierte Details wie einen Klickverschluß oder eine auf dem Rücken zu tragende Bauchtasche. Tobias F. Müller, Master of Arts, beschränkte seine mit Bomberjacken sowie weiten oder tiefschrittigen Hosen gespickte Herrenkollektion „TOBIAS F. MÜLLER FOR ARYS“ auf Schwarz und Grau.

Chi-Mai Schreiber, Bachelor of Arts, spielte bei ihrer Damenkollektion „TEAM BFF“ mit Drapierungen und Überlappungen; große Knöpfe und riesige, farbige Nieten waren ihr ebenso wichtig. Selima Sevim, Master of Arts, setzte für ihre Damenkollektion „SELIMA SEVIM“ auf skulpturale Volants, Plissés, tiefe Ausschnitte und eine die Taille betonende Kordelschnürung. Stefanija Kulikova und Lars Hübner, Bachelors of Arts, schmückten ihre gemeinsame Damenkollektion „KULIKOVA X HÜBNER“ mit Mickey Maus und Minnie Maus als Comicdrucken; Schals mit Plastikfransen waren passende Accessoires. Susi Hinz, Bachelor of Arts, verzierte bei ihrer Herrenkollektion „HEADMACHINE“ die Stücke mit Schriftzügen wie „Mugulu“ und „Hot Stuff“; als Accessoires fungierten in Plastikbeuteln eingeschweißte künstliche Tierchen. Konstanze Luise Rafalski, Master of Arts, gestaltete ihre Damenkollektion „ABOUT A PATH“ mit Asymmetrie und Längenversätzen sowie mit Fellhüten und steifen Korsetts. Carine Kuntz und Alexander Gaertner, Bachelors of Arts, verschrieben sich mit ihrer gemeinsamen gemischten Kollektion „MIND THE GAP“ der Asymmetrie, so daß bei etlichen Stücken eine Seite länger als die andere war. Caecilia Pohl, Bachelor of Arts, baute in ihre Damenkollektion „MEHR UND WENIGER – AN INTERCULTURAL COLLAGE“ japanische Elemente ein. Als Accessoires dienten Schirme oder Körbe. Ein mit Banknotenmotiven bedrucktes Kleid stach hervor. Natascha von Hirschhausen, Master of Arts, verwandte viel Wolle für ihre dennoch leichte Kollektion „REVISION“. Lockere Hosen reichten bis zum Knöchel oder zur Wade. Tran Duc Trung, Master of Arts, versah seine Damenkollektion „IMPULS“ mit klassischen Mustern; Hahnentritt, Streifen und Karos erschienen in moderner Version.

Neben den Kollektionen der Absolventen waren die Kollektionen, die das Ergebnis von Projektarbeiten im Grund- oder Hauptstudium gewesen waren, ebenso sehenswert. Unter dem Motto „ENTWURFSPROJEKT – PLASTISCH-EXPERIMENTELLE FORMFINDUNG WS 2014/15“ zeigten Studenten im Hauptstudium eine Vielfalt an Stoffkombinationen und asymmetrischen Schnitten. Viele im Grunde monochrome Kleider überraschten mit neonfarbenen Akzenten. Laserschnitt-Plexisglas fiel bei den Details besonders auf. Unter dem Motto „EXPERIMENTELLE RAUMCOLLAGE – ENTWURF UND GESTALTUNG EINES KLEIDES SS 2015“ hatten Studenten im Grundstudium zweidimensionale Papier- und Stoffcollagen gestaltet, die am Ende zu dreidimensionalen Objekten geführt hatten; ebenso war mit Material- und Farbkontrasten gespielt worden. Das Projekt „APOLDA STRICK- UND TEXTILWORKSHOP SS 2015“ hatte die weißensee kunsthochschule berlin, die Modeschule „ESMOD“ in Paris, die Hochschule Trier und die Designskolen Kolding (Dänemark) für eine Woche kreativer Zusammenarbeit nach Apolda geführt. Acht dort ansässige Unternehmen aus den Bereichen Textil-, Strick- und Lederwaren hatten den Studenten im Hauptstudium einen „experimentellen Lehrraum“ mit den Themen „Les Fleurs du Mal“, „Power Flower“ und „Enchanted Wild“ für ihre Entwürfe eröffnet. Unter dem Motto „POST CATEGORY UTOPIA SS 2015“ wandten sich Studenten im Hauptstudium kategorisch gegen kategorisches Denken. Weiblichkeit und Männlichkeit waren nicht länger Kategorien für modische Regeln und stilistische Normen; nunmehr kam es alleine auf den individuellen Ausdruck an. Unter dem Motto „ENTWURFSPROJEKT – ,…; UND DANN HABEN DIE MICH GEFRAGT.‘ WS 2014/15“ schickten Studenten im Hauptstudium unter anderem Männer in Blumen und Frauen in Blumentöpfen über den Laufsteg.


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