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Das war Spitze!

Mode als suggestive Kraft

Kleinkunst vor dem Palazzo Reale, der Stätte der Modenschau „au jour le jour“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 8. November 2015
Es soll nicht unterschätzt werden, wie vielfältig Mode auf Menschen wirkt. Dabei ist der Gesamtausdruck einer Kollektion ebenso wichtig wie die Details einzelner Kleidungsstücke.

Mit seiner Kollektion für den Frühling und Sommer 2016 untersuchte der Mailänder Modeschöpfer Ermanno Scervino die suggestive Wirkung der Spitze, und zwar in sich anpassenden und überlappenden Schichten für eine verführerische und sinnliche Note. Die Frau, die Ermanno Scervino vor Augen hatte, sollte extrem weibliche Stücke mit Formen durch Schnitte aus der Herrenmode lieben. So wiesen beispielsweise die lavendelblauen Blusen die maskulinen Schnitte auf. Chiffon und Seidenorganza waren so geschichtet, daß die Kleider wie Schleier über die Körper glitten, um eine sinusförmige Silhouette zu erreichen. Tuxedo-Staubmäntel waren in verschiedenen Materialien zu sehen: mehrschichtige Spitze, mit Spitze gekoppelte doppelte Pashmina-Kaschmirwolle, Bast, gelaserte Leinwand oder neue Militär-Stil-Organza. Jacquarddrucke mit floralen Motiven hatten rote Akzenten auf einem Makrameehintergrunde. Pastellnuancen, sehr feiner Mousselin, „Safari“-Jumpsuits, handgemachte übergroße Strickwaren aus Mischgarnen und mit kostbaren Verzierungen. Das Schuhwerk bestand aus bestickten marokkanischen Slippern, Plateauschuhe und Sandalen in neutralen Tönen. Die am 26. September 2015 im Palazzo Serbelloni präsentierte Kollektion „LA MILLEFEUILLE“ war solide und kam beim Publikum gut an; die suggestive Wirkung blieb also nicht aus.


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