Die perfekte Welle

Photographen machen Mannequins den Hof

Ein Gast und Photographen nach der Modenschau „VALENTINO“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 18. November 2014

Zuweilen gönnen sich Photographen in der Modewoche einen Spaß. Es ist für die großen Modewochen nicht unüblich, daß nach dem Ende einer Modenschau die Mannequins, Journalisten, Blogger und sonstigen Gäste beim Verlassen des Veranstaltungsortes photographiert werden. Doch diesmal formierte sich etwas Besonderes.

Durch den Jardin des Tuileries verlief ein Roter Teppich, der als Wegmarkierung das Tor zur Place de la Concorde hin und das Veranstaltungszelt der Fédération française de la Couture, du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode miteinander verband. Am 30. September 2014 warteten da draußen alle Anwesenden aufs Ende der Modenschau mit der Marke „VALENTINO“. Unweit des Veranstaltungszeltes schnappten sich ein paar Berufsphotographen – die Italiener waren hier federführend – die freien Stühle und bildeten dann, auf ihnen sitzend, neben dem Roten Teppiche eine Reihe in Front zum Zelte. Weitere Berufsphotographen stellten sich spontan dazu. Freizeitphotographen, Schaulustige und Touristen traten hinzu und gruppierten sich derart um die anderen, daß gleichsam ein Hof in der Mitte entstand. Man brauchte nur noch auf die begehrten Motive zu warten. Die Kameras blieben gezückt.

In der Tat gab es nicht wenige Leute, die sich bereitwillig in den Hof begaben, um sich photographieren zu lassen. Einige nutzten den Hof sogar als Bühne für witzige Posen, Sprünge oder Tänze. Hier bekamen die Photographen etwas geboten! Bei den Mannequins kannte das Engagement vor allem der italienischen Photographen keine Grenzen mehr. Sie feuerten die Mannequins, die sie alle beim Namen kannten, zunächst an und lobten sie sodann für ihren Einsatz. Auch Modejournalisten wie Anna Della Russo scheuten sich nicht, vor den Photographen etwas aufzuführen. Für die konzertierte Aktion war es hilfreich, daß es Schleuser gab, welche die Leute vom Roten Teppiche weg gleich in den Hof geleiteten. Die Stimmung war sowohl bei den Höflingen als auch bei den abgebildeten Herrschaften hervorragend; für einen Moment wogte eine Welle der Begeisterung durchs Paradiesgärtlein namens Jardin des Tuileries.

Doch auch die Modepräsentationen als solche waren überaus sehenswert. Der Garten war für den russischen Modeschöpfer Valentin Yudashkin ebenfalls ein Thema, indem er sich für seine neue Kollektion die Inspiration in einem französischen Garten holte. Für die Präsentation richtete er sich wieder im Salon Impérial des Hotels „WESTIN PARIS“ ein. Die rückseitige Wand des Saales war ein farblich leuchtendes Blumenbeet mit vorwiegend weißen Rosen fürs Gartenambiente, was farblich gut mit den vergoldeten Säulen und mit den Deckenfresken harmonierte. Nicht minder stark ausgeprägt war die Harmonie mit den Kleidern der Kollektion, deren Farbpalette reines Weiß und Cremeweiß sowie Grau, Gelb, Grün und Rosa in blaßen Tönen umfaßte.

Florale Motive durften konsequenterweise auf den Kleidern nicht fehlen. Rosa und silbergraue Blüten sowie grüne Blätter als metallisch-plastisch schimmernde Applikationen gingen an Roben einher mit zuweilen tranparenten Trägerstoffen. Eine Abfolge von Blüten, einer Gänseblümchenkette (Daisy Chain) gleich, schwang sich an anderen Roben um Lagen Tülles, welche einen freien Blick auf die Beine und aufs Miedertop aus Spitze gewährten. Der formale Bogen der Kollektion reichte von glatten Hosenanzügen über sportliche Miniröcke und Blouson-Ensembles bis zu eleganten Abendroben. Dabei ergab sich der besondere Chic oft aus glänzenden Oberflächen. Schichten weißen Tülles bei den Abendroben spiegelten letztendlich die Üppigkeit und Pracht eines blühenden Gartens wieder. Es war eine Kollektion für sinnliche, naturverbundene Frauen, den Göttinnen Flora oder Lotos gleich, die unter ihren Füßen Blumen sprießen lassen.

In der Veranstaltungsstätte „Garage Turenne“ präsentierte am 1. Oktober 2014 die Chinesin Masha Ma, im Jahre 2008 Absolventin des Central Saint Martins College of Art and Design, ihre neue Kollektion. Mit eigener Handschrift verarbeitete die zwischen Schanghai und Paris pendelnde Modeschöpferin die Trends der kommenden Saison wie Sportlichkeit, hohe Taillen, mehrere Stofflagen und Ausschnitte an den Hüften. Ihr Kennzeichen ist die Gesichtsmaske in Form eines Mundschutzes, die auch jetzt bei den Modellen nicht fehlte. Hingucker waren unter anderem die langärmeligen Blousonjacken und die Sweat-Shirt-Kleider.


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