Zuweilen gönnen sich Photographen in der Modewoche einen Spaß. Es ist für die großen Modewochen nicht unüblich, daß nach dem Ende einer Modenschau die Mannequins, Journalisten, Blogger und sonstigen Gäste beim Verlassen des Veranstaltungsortes photographiert werden. Doch diesmal formierte sich etwas Besonderes.
Durch den Jardin des Tuileries verlief ein
Roter Teppich, der als Wegmarkierung das Tor zur Place de la Concorde
hin und das Veranstaltungszelt der Fédération
française de la Couture, du Prêt-à-Porter des
Couturiers et des Créateurs de Mode miteinander verband. Am 30.
September 2014 warteten da draußen alle Anwesenden aufs Ende der
Modenschau mit der Marke „VALENTINO“. Unweit des Veranstaltungszeltes
schnappten sich ein paar Berufsphotographen – die Italiener waren hier
federführend – die freien Stühle und bildeten dann, auf ihnen
sitzend, neben dem Roten Teppiche eine Reihe in Front zum Zelte.
Weitere Berufsphotographen stellten sich spontan dazu.
Freizeitphotographen, Schaulustige und Touristen traten hinzu und
gruppierten sich derart um die anderen, daß gleichsam ein Hof in
der Mitte entstand. Man brauchte nur noch auf die begehrten Motive zu
warten. Die Kameras blieben gezückt.
In der Tat gab es nicht wenige Leute, die
sich bereitwillig in den Hof begaben, um sich photographieren zu
lassen. Einige nutzten den Hof sogar als Bühne für witzige
Posen, Sprünge oder Tänze. Hier bekamen die Photographen
etwas geboten! Bei den Mannequins kannte das Engagement vor allem der
italienischen Photographen keine Grenzen mehr. Sie feuerten die
Mannequins, die sie alle beim Namen kannten, zunächst an und
lobten sie sodann für ihren Einsatz. Auch Modejournalisten wie
Anna Della Russo scheuten sich nicht, vor den Photographen etwas
aufzuführen. Für die konzertierte Aktion war es hilfreich,
daß es Schleuser gab, welche die Leute vom Roten Teppiche weg
gleich in den Hof geleiteten. Die Stimmung war sowohl bei den
Höflingen als auch bei den abgebildeten Herrschaften hervorragend;
für einen Moment wogte eine Welle der Begeisterung durchs
Paradiesgärtlein namens Jardin des Tuileries.
Doch auch die Modepräsentationen als
solche waren überaus sehenswert. Der Garten war für den
russischen Modeschöpfer Valentin Yudashkin ebenfalls ein Thema,
indem er sich für seine neue Kollektion die Inspiration in einem
französischen Garten holte. Für die Präsentation
richtete er sich wieder im Salon Impérial des Hotels „WESTIN
PARIS“ ein. Die rückseitige Wand des Saales war ein farblich
leuchtendes Blumenbeet mit vorwiegend weißen Rosen fürs
Gartenambiente, was farblich gut mit den vergoldeten Säulen und
mit den Deckenfresken harmonierte. Nicht minder stark ausgeprägt
war die Harmonie mit den Kleidern der Kollektion, deren Farbpalette
reines Weiß und Cremeweiß sowie Grau, Gelb, Grün und
Rosa in blaßen Tönen umfaßte.
Florale Motive durften konsequenterweise
auf den Kleidern nicht fehlen. Rosa und silbergraue Blüten sowie
grüne Blätter als metallisch-plastisch schimmernde
Applikationen gingen an Roben einher mit zuweilen tranparenten
Trägerstoffen. Eine Abfolge von Blüten, einer
Gänseblümchenkette (Daisy Chain) gleich, schwang sich an
anderen Roben um Lagen Tülles, welche einen freien Blick auf die
Beine und aufs Miedertop aus Spitze gewährten. Der formale Bogen
der Kollektion reichte von glatten Hosenanzügen über
sportliche Miniröcke und Blouson-Ensembles bis zu eleganten
Abendroben. Dabei ergab sich der besondere Chic oft aus glänzenden
Oberflächen. Schichten weißen Tülles bei den Abendroben
spiegelten letztendlich die Üppigkeit und Pracht eines
blühenden Gartens wieder. Es war eine Kollektion für
sinnliche, naturverbundene Frauen, den Göttinnen Flora oder Lotos
gleich, die unter ihren Füßen Blumen sprießen lassen.
In der Veranstaltungsstätte „Garage
Turenne“ präsentierte am 1. Oktober 2014 die Chinesin Masha Ma, im
Jahre 2008 Absolventin des Central Saint Martins College of Art and
Design, ihre neue Kollektion. Mit eigener Handschrift verarbeitete die
zwischen Schanghai und Paris pendelnde Modeschöpferin die Trends
der kommenden Saison wie Sportlichkeit, hohe Taillen, mehrere
Stofflagen und Ausschnitte an den Hüften. Ihr Kennzeichen ist die
Gesichtsmaske in Form eines Mundschutzes, die auch jetzt bei den
Modellen nicht fehlte. Hingucker waren unter anderem die
langärmeligen Blousonjacken und die Sweat-Shirt-Kleider.