Obwohl der elektronische Veranstaltungskalender der Fédération Française de la Couture, du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode in der Überschrift den Begriff „défilés“ enthält, bedeutet dies nicht, daß in der Prêt-à-porter-Woche über neun Tage hinweg nur Modedefilees im eigentlichen Sinne veranstaltet werden. Bei der einen oder anderen Veranstaltung kann es sich um eine Modeinstallation handeln.
Eine solche Modeinstallation war am 30.
September 2014 in der Ausstellungshalle „Jeu de Paume“ zu sehen.
Für den Frühling und Sommer 2015 tauchte die japanische
Modeschöpferin Junko Shimada in der Welt der Stille ein. Fische,
Korallen, Algen, Kopffüßer und Fabelwesen wurden eine
unerschöpfliche Quelle der Inspiration für die zappelige
Kollektion von Vitalität und Erfindung. Nach der Lektüre des
Werkes „20.000 Meilen unter dem Meer“ mit den maritimen
Herausforderungen und Abenteuern erschuf Junko Shimada eine neue, von
fantastischen Kreaturen bevölkerte Welt. In der Tat war die
Kulisse für die Mannequins überaus maritim; vor allem ein
riesiger Schwarm unzähliger gläserner Sardinen hing von der
Decke herab und bildete derart sowohl mit der Gesamtheit der ganzen
Tierkörper als auch mit jeder einzelnen durchbrochenen
Körperform einen fein strukturierten Hintergrund, dessen blauer
Schimmer das Meeresambiente verstärkte. Diese Unterwasserwelt
gestaltete der französische Bildhauer Marc Coville (Marcoville).
Die Musik stammte vom Pariser Diskjockey und Inhaber der Kreativagentur
„Mr. L'AGENT“ Alexis Le-Tan.
Junko Shimada ordnete die einzelnen
Stücke der Kollektion bestimmten maritimen Typen zu.
Navigatorinnen in kostbarer Sportkleidung schienen wie für die
Fischerei geschaffen zu sein: ein schwarzes Netzkleid mit
aufgenähten Perlen, ein schwarzes Netzhemd ohne Perlen, das Nylon
transparent. Die Goldschwimmer und Silberschwimmer wärmten sich
mit Maxipullovern aus Baumwolle, Leinen oder Mohair. Seide, schwarz und
elfenbeinfarben gestreift, stand wie unberührter Popeline für
Fahrtensegler. Zu Nymphen-Matrosen paßte gefleckter Seidengaze,
während Schuppen aus Lackleder an einen Steinbutt erinnerten und
Steppintarsien mit Orcaflecken in Verbindung standen. Bei den Naiaden
brachte Junko Shimada den scharlachroten Kopfputz der Modelle und einen
Oktopus in eine Beziehung. Der Traum der Sirenen war gespickt mit
Schuppen und Organzafasern. Dem Betrachter erschloß sich ein
bunter Meeresgrund. Die Gezeiten fanden sich letztendlich in den langen
fließenden Silhouetten bei Roben, Tuniken, Hosen und Mäntel
wieder.
Der portugiesische Modeschöpfer Luis
Buchinho empfing das Publikum in der Bibliothèque Nationale de
France – Site Richelieu-Louvois. Die neue Kollektion war aufgeladen mit
Weiblichkeit und Sinnlichkeit. Luis Buchinho erwartete für die
kommende Saison Freude und Wohlbefinden; das Wesen sollte leicht und
dynamisch sein. Die Silhouetten waren verführerisch und strahlten
den Geist von Menschen in der blütenden Mitte ihres Lebens aus, so
als kämen sie soeben frisch und locker von einer „Pool-Party“. Die
Cocktailkleider waren schick und elegant. Ausgangspunkt war hier die
sportliche Paßform retrospektiver Badeanzüge. Der Partygeist
drückte sich in femininen und berauschenden Pastellfarben aus, die
an Blumen und exotische Cocktails im grellen Sonnenlichte denken
ließen: Lichtgrün, Himmelblau, Hautfarbe, Lila und weitere
Violettschattierungen. Für farbliche Akzente sorgten Schwarz,
Weiß und Magenta in etlichen Schattierungen. Strukturierte Stoffe
wie Seidentaft oder weich gestrickte Viskose oder Seide wurden mit
Spitze gekoppelt. Seidenorganza und Seidenmusselin in reiner
Beschaffenheit bewirkten einen transparenten Effekt.
Ein Garant für anspruchsvolle
Modepräsentationen, die es nicht zu verpassen gilt, ist ohne
Zweifel der libanesische Modeschöpfer Elie Saab. Am 29. September
2014 verwöhnte er erneut das Publikum des Veranstaltungszeltes im
Jardin des Tuileries, indem er ihm einen reichen Strauß Farben
und Formen bescherte. Jedes Stück der Kollektion war ein optischer
Genuß.