In Paris zählt der Pont Alexandre III zu den beliebten Veranstaltungsorten für Modepräsentationen. Streng genommen, ist nicht die Brücke selbst die Veranstaltungsstätte, sondern es handelt sich um einen der Clubs, die an beiden Seineufern Teile des Bauwerkes sind. Sie heißen: „SHOWCASE“ und „FAUST“.
Die australische Modeschöpferin Kym
Ellery präsentierte am 27. September 2014 zum dritten Male eine
Kollektion in der Pariser Modewoche. Im Club „FAUST“ waren lässige
Hosen, Tops mit ausladenden Schößchen, Blusen mit
überlangen Ärmeln, Jacken mit hohem Nacken und Jacken mit
Wickelärmeln zu sehen. Bei den Farbtönen waren Karmesinrot,
Marineblau, Sandfarbe, Grau und Cremeweiß anzutreffen.
Im Palais de Tokyo zeigte die aus Belgien
stammende und in Paris tätige Modeschöpferin Véronique
Leroy die Kollektion „Bourgeoise soudainement déclassée“.
Protagonistin war eine Frau, die in einer unerwartet traumhaften Weise
ihren verlorenen sozialen Status wiedererlangte, jedoch nunmehr mit dem
Ruche der Bohèmienne. Es handelte sich gewiß um eine
gefallene Frau, die dennoch ihr Gesicht zu wahren wußte.
Erhobenen Hauptes trotzte sie den Autoritäten und überging
die Zwänge hergebrachter Bekleidungsregeln, welche ihr die
Gesellschaft auferlegt hatte. Eine solche Nonchalance mußte die
Mitmenschen einfach elektrisieren.
Für Véronique Leroy war es ein
spannender Vorgang, wenn Stoffe, die einer gewissen Mutation durch die
Mode unterlagen, ihre Einzigartigkeit behaupteten und das
Kleidungsstück mit graphischer Resonanz betonten. Hier driftete
ein geflochtenes Netz aus Baumwolle zu großen Maschen und
Hohlsäumen ab. Da wurde eine elegante Mischung aus Seide und
gefalteter Baumwolle von farblich kontrastierenden Riemen, was an
Sportkleidung erinnerte, zu Leben erweckt. Dort wurde Denim, mit Netz
laminiert, in einer leicht sichtbaren zweifarbigen Beugung
wiederbelebt. Tüll war die Grundlage für perforierte,
geflochtene Stickereien. Es kultivierte sich ein hybrider Chic. Die
Taillen sollten geschmeidig sein. Mit der Farbpalette wollte
Véronique Leroy schockieren: Tiefschwarz, Schokoladenbraun,
gedämpftes Khaki, gebranntes Orange, rötliche und goldene
Beigetöne, reines Weiß, Kreideweiß sowie Himmelblau.
Hervorzuhebende Stücke, die Frische
und Lässigkeit einforderten, waren ein bis unter die Waden
reichendes, mit Maschenhohlsäumen aufgehelltes Kleid mit verdreht
aufgesetzten Taschen in Reliefkette, ein langes sportliches Kleid aus
Seide und eines aus gefalteter Baumwolle mit gleichmäßig und
natürlich fließenden graphischen Streifen, eine vernetzte
kastenförmige Jeansjacke über einem geschlitzten Rocke sowie
ein mit geflochtener Stickerei faszinierend perforierter
Reißverschlußparka. Für die Handgelenke empfahl
Véronique Leroy sportive Armbänder mit
übergroßen Kettengliedern, bei denen patiniertes Metall und
Tau miteinander vermengt waren, oder Ärmelaufschläge aus
natürlichem Taue und aus Metallperlen. Für einen rohen Chic
schlug sie als Fußbekleidung hybride, rückseitig
ausgeschnittene Loafer vor.