Bei einer Modepräsentation geht es vorrangig um das Vorführen oder Zeigen von Kleidung. Gleichwohl darf die musikalische Untermalung nicht fehlen, um für das Publikum ein unvergeßliches Erlebnis zu werden. So läßt sich der japanische Modeschöpfer Issey Miyake für jede Modenschau etwas Neues einfallen.
Zur Präsentation der Kollektion
„Windscape“ der japanischen Marke „ISSEY MIYAKE“ am 26.
September 2014 steuerte der japanische Musiker Ei Wada, ein Mitglied
der Gruppe „Open Reel Ensemble“ die Musik bei. Ei Wada erfand auch ein
Musikgerät, das er „Flying Records“ nannte. Es umfaßte
Heliumballone, die an den Enden magnetischer Bänder hingen, die
man von alten Tonbandgeräten kennt. Die Bänder enthielten
eine chorale Vermischung einzelner Kinderstimmen. Das neue
Musikgerät veränderte harmonisch zur Melodie die Länge
der Bänder, so daß die Ballone mal aufstiegen, mal
abstiegen. Am Rande des Laufsteges erzeugte Ei Wada die Melodie mit
einer elektronischen Orgel, die wiederum in Verbindung mit den
Bändern stand. Magnetismus und Auftrieb machten sozusagen Musik.
Die Kollektion des für die Marke tätigen Modeschöpfers Yoshiyuki Miyamae atmete hingegen die
kreative Kraft des Windes. Für den Modeschöpfer ergab sich
ein Bild, in dem weiche weiße Wolken über den azurblauen
Himmel schwebten, Wellen sanft die Oberfläche der Seen und Meere
kitzelten sowie majestätische Sanddünen anmutig ihre Konturen
veränderten. Die Kollektion stellte eine weitere Stufe in der
Technologie „3D Steam Stretch“ dar, die Issey Miyake aus der
traditionellen Faltentechnik und aus der Technik der Fertigung aus
einem Stücke Tuches (a piece of cloth/A-POC) entwickelt hatte. In
dieser Saison nun wirkte der angewandte Dampf derart auf das Tuch ein,
daß sich das flache Gewebe sofort in eine 3D-Form mit
unzähligen Oberflächen verwandelte, woraufhin die Konturen
der entworfenen Falten folgten. Dieses neue Stretch-Material, das weder
Strick noch Falte war, hüllte den Körper leicht wie eine
Wolke in eine Stromlinienform, was einen glauben ließ, der Wind
selbst wäre die Kleidung der Trägerin.
Ein Neuling in der Pariser Modewoche war
die dänische Modeschöpferin Anne Sofie Madsen, eine
Absolventin der Königlich Dänischen Akademie der Schönen
Künste. Ihre in der Residenz des Botschafters des
Königreiches Dänemark gezeigte Kollektion „COME UNDONE“
thematisierte das Aufgehen in der Zeit, das Auseinanderfallen und das
Ausfließen in den Raum. Sie verkörperte den Kontrast
zwischen etwas sehr Privatem und Persönlichen einerseits und etwas
Freigelegtem und Aufgedecktem andererseits. Die Modeschöpferin
stellte sich ein gemütliches Zimmer in die Unendlichkeit vor; die
Frau erschien als Katzendame in einer zerbrochenen Zeitmaschine. Hinter
den Silhouetten stand der Gedanke an die Existenz kybernetischer
Organismen mit sowohl organischen als auch technologischen Komponenten.
Für Anne Sofie Madsen war es die
Erfindung und Neuerfindung der Natur. Dieses Gefühl tauchte wieder
auf bei der Neuinterpretation traditioneller Kunsthandwerksmethoden.
Devoré-Techniken, Steppen, Rüschen und Smokarbeiten mit
einer Haushaltsmaschine aus den 1950er Jahren sollten die weibliche
Silhouette verschlechtern. Leder, Leinen, handbemalte Seide und
Nerzfell tauchten in komplexen Gegenüberstellungen auf. Die
Kombination von Leichtigkeit und Stärke ergab sich aus schweren
Schnüren und Rüschen. Es war alles in allem im Sinne der
Modeschöpferin ein „Flickenteppich verschmolzener mechanischer
Formen, ausgefranster Ränder, auseinanderklaffender Mäntel“.