Es kommt in der Modewoche hin und wieder vor, daß Modemacher selbst als Mannequins die kreierten Kleidungsstücke präsentieren. Was den Studenten des Modeprojektes „#WEISS11“ mit einer Präsentation en plein air in örtlicher und zeitlicher Nähe zu einer anderen Veranstaltung recht war, war auch den Machern der Marke „Verlaine & Rimbaud“ recht. So erschienen der Modemacher Anthony Verlaine und seine Gattin am 23. September 2014 vor dem Palais des Beaux Arts, um die Besucher der Modenschau „ANREALAGE“ sowie Passanten auf die eigene Marke aufmerksam zu machen.
Die Marke „Verlaine & Rimbaud“
verdankt ihre Entstehung einem Unglücksfalle im Jahre 2012. Der
angehende französische Diplomat Anthony Verlaine erlitt einen
Unfall, der ihm eine lange Zeit der Rehabilitation bescherte. In dieser
Zeit widmete er sich mehr der Mode, die ihn wie die Diplomatie seit
früher Jugend fasziniert hatte. So begann er Kleidungsstücke
zu entwerfen. Das Startkapital betrug nach eigenen Angaben lediglich
2.000,00 Euro. Doch für die Marke war noch ein zweiter
Unglücksfall von Bedeutung. Der Unfall in der Kleiderfabrik in
Rana Plaza in Bangladesch und die damit zusammenhängende
Billigkeit der dort produzierten Kleidung veranlaßte Anthony
Verlaine, sich für ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld,
für eine angemessene Entlohnung sowie für rechtsverbindliche
Verträge einzusetzen. Das Credo lautet, keiner politischen Partei
nahezustehen, keine Minderheit zu vertreten und keinen Modestil zu
folgen. Daneben ist er überzeugt, daß gerade die
Unterschiede die Menschheit einten und daß die Gedanken und
Wünsche gar nicht so verschieden seien.
Für Anthony Verlaine ist die Ethik
letztendlich wichtiger als das Geschäft. Dies verdeutliche die
„humane und ökologische Qualität“ seiner
Kleidungsstücke, erklärte er. Insofern kosteten seine
Stücke dreimal bis viermal so viel wie vergleichbare Produkte, die
nicht seinen ethischen Standards genügten. Bei den Stücken
handelt es sich um T-Shirts mit besonderen Drucken, für die nur
Tinte verwandt werden soll, die den Zertifikaten „Oeko-Tex
Certification“ und „CPSIA Compliant“ entspricht. Das auf allen
Stücken zu findende Kennzeichen der Marke ist der Querbinder als
Symbol für Eleganz, Protest und Scharfsinnigkeit zugleich. Jedes
Hemd ist ein Einzelstück. Alle Produkte stellt ein Handwerker im
Herzen Paris’ her. Da Anthony Verlaine will, daß seine Kinder in
einer besseren Welt aufwachsen, soll für jedes verkaufte
Einzelstück genau ein Euro an die Vereinigungen „AMNESTY
INTERNATIONAL“, „GREENPEACE“ oder „WWF“ gehen. Bei der
Präsentation trug er übrigens ein Exemplar mit der Devise „Le
Pen No gain“.
Im Palais de Tokyo zeigte der Pariser
Modeschöpfer Pascal Millet die Kollektion „L’ETE 2015 sous le
soleil de Floride!“ Eine sportliche und beruhigte Silhouette ging Hand
in Hand mit Gingham-Baumwolle für die Kleider, die an den Art Deco
District in Miami erinnerten. Bedruckte Seide, manchmal bestickt,
paarte sich mit fließenden und eleganten Formen. Für den
Abend empfahl Pascal Millet im Gedanken an Palm Beach sexy Kleider aus
Leder oder Baumwolltüll in Kombination mit Smokingjacken, um die
Nächte in den Clubs durchtanzen zu können.
Der Pariser Modeschöpfer Christophe
Guillarmé empfing seine Gäste wieder im Club „Balajo“, wo
er ihnen diesmal die Kollektion „Pop Sylphid“ vorstellte. Bei den
legendären Geschöpfen ging es ihm um ein frisches Gefühl
aus dem Norden. In die Kollektion zog auch der Geist aus der Fabrik des
amerikanischen Pop-Art-Künstlers Andy Warhol ein. Der schillernde
und ätherische Aspekt des Nordischen erhielt damit einen
Pop-Schliff im Stile Andy Warhols. Das Resultat lautete: ein neongelbes
Laserschnitt-Minikleid aus Neopren, goldene Vintage-Spitze entweder auf
puderrosa oder auf mangofarbener Duchesseseide, champagnerfarbener oder
neonrosa Tüll für transparente, mit Stickerei
eingefaßte Dekolletés sowie transparenter schwarzer oder
weißer Seidenorganza, mit grauweißer floraler
Fadenstickerei in einer „kinetisch künstlerischen Weise“
geschmückt. Christophe Guillarmé, der seinen Stil zwischen
Glam’ Rock und Couture verortet, will die Frau zu einer Ikone des
Glamours machen. Mit seinen neuen Kleidern sah er sie in einem funky
und verschobenen Universum.