Der Name der Rose

Mode und Spiritualität

Ambiente der Modenschau „Luisa Beccaria“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 7. November 2014

In Mailand suchten nicht alleine die Modeschöpfer Daniela Gregis und Antonio Marras die Nähe zur geistlichen Sphäre. Auch die Modeschöpferin Luisa Beccaria zog es in den kirchlichen Raum.

Luisa Beccaria präsentierte am 21. September 2014 ihre neue Kollektion „The Secret Garden“ im Kreuzgange des Klosters San Simpliciano, welches heutzutage die theologische und philosophische Akademie „Facoltà Teologica dell’Italia Settentrionale“ beherbergt. Die Kollektion stand zwischen der Vertraulichkeit eines Alkoven und der Üppigkeit eines Blumengartens. Da paßte es, daß die Mannequins zunächst unter den Bögen des Kreuzganges mit dem Klostergarten im Rücken standen und sodann durch den Kreuzgang liefen. Es war bei dieser Vorführung die angesichts der örtlichen Gegebenheiten geschickte Verknüpfung der Präsentationsformen Installation und Defilee, welche die Gäste über die vorgeführten Kleider selbst hinaus begeisterte. Die Choreographie verantwortete Lucrezia Bonaccorsi. Die angenehme und wohltuende Atmosphäre war gewiß auch eine Folge der beruhigenden, fast spirituellen Musik, bei der sich Alberto Traversi als Komponist und Dirigent hervortat.

Anmutig und stolz auf ihre Weiblichkeit sollten die Trägerinnen der Kleider nach Luisa Beccarias Intention sein. Dementsprechend waren die Formen sinnlich und weich. Die Kleider wahrten eine feminine Silhouette ohne Verengungen, so wie feine Lingerie für den ganzen Tag. Durch die gesamte Kollektion zog sich der Gedanke der Ausschmückung, die sich bei schrägen Röcken, weichen Shift-Kleidern und mit Juwelen besetzten Bustiers offenbarte. Blumige Drucke riefen kostbare Texturen mit Stickereieffekten hervor. Zu sehen waren leichte Tüllhemdchen mit Stickerei und Applikationen auf seidenen Unterkleidern. Die Parkaform galt für die leichten Übermäntel aus Metallorganza. Transparenz und Licht traten hier in ein Wechselspiel ein.

Für die Abendkleidung galt eine detailreichere Dekoration. Die langen Roben hatten stattliche Stickereiborten und glitzernde Blumenmotive. An den Füßen waren für die kommende Saison Espadrillos mit floralen Drucken und Keilabsatzschuhe vorgesehen. Weitere Accessoires waren mit Perlstickerei verzierte Gürtel und Handtaschen. Eine gleiche Verzierung wiesen die Korsetts auf. Hüte aus Metallorganza vervollständigten das Bild. Die Farbpalette umfaßte kalte Wasserfarbtöne sowie warme Farbtöne wie leicht bläuliches Erdbeerrot und Malvenrot. Dramatisches Schwarz setzte stellenweise farbliche Akzente. Alles in allem glich die Modepräsentation einer Ausgießung des Heiligen Geistes.


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