In Mailand suchten nicht alleine die Modeschöpfer Daniela Gregis und Antonio Marras die Nähe zur geistlichen Sphäre. Auch die Modeschöpferin Luisa Beccaria zog es in den kirchlichen Raum.
Luisa Beccaria präsentierte am 21.
September 2014 ihre neue Kollektion „The Secret Garden“ im Kreuzgange
des Klosters San Simpliciano, welches heutzutage die theologische und
philosophische Akademie „Facoltà Teologica dell’Italia
Settentrionale“ beherbergt. Die Kollektion stand zwischen der
Vertraulichkeit eines Alkoven und der Üppigkeit eines
Blumengartens. Da paßte es, daß die Mannequins
zunächst unter den Bögen des Kreuzganges mit dem
Klostergarten im Rücken standen und sodann durch den Kreuzgang
liefen. Es war bei dieser Vorführung die angesichts der
örtlichen Gegebenheiten geschickte Verknüpfung der
Präsentationsformen Installation und Defilee, welche die
Gäste über die vorgeführten Kleider selbst hinaus
begeisterte. Die Choreographie verantwortete Lucrezia Bonaccorsi. Die
angenehme und wohltuende Atmosphäre war gewiß auch eine
Folge der beruhigenden, fast spirituellen Musik, bei der sich Alberto
Traversi als Komponist und Dirigent hervortat.
Anmutig und stolz auf ihre Weiblichkeit
sollten die Trägerinnen der Kleider nach Luisa Beccarias Intention
sein. Dementsprechend waren die Formen sinnlich und weich. Die Kleider
wahrten eine feminine Silhouette ohne Verengungen, so wie feine
Lingerie für den ganzen Tag. Durch die gesamte Kollektion zog sich
der Gedanke der Ausschmückung, die sich bei schrägen
Röcken, weichen Shift-Kleidern und mit Juwelen besetzten Bustiers
offenbarte. Blumige Drucke riefen kostbare Texturen mit
Stickereieffekten hervor. Zu sehen waren leichte Tüllhemdchen mit
Stickerei und Applikationen auf seidenen Unterkleidern. Die Parkaform
galt für die leichten Übermäntel aus Metallorganza.
Transparenz und Licht traten hier in ein Wechselspiel ein.
Für die Abendkleidung galt eine
detailreichere Dekoration. Die langen Roben hatten stattliche
Stickereiborten und glitzernde Blumenmotive. An den Füßen
waren für die kommende Saison Espadrillos mit floralen Drucken und
Keilabsatzschuhe vorgesehen. Weitere Accessoires waren mit
Perlstickerei verzierte Gürtel und Handtaschen. Eine gleiche
Verzierung wiesen die Korsetts auf. Hüte aus Metallorganza
vervollständigten das Bild. Die Farbpalette umfaßte kalte
Wasserfarbtöne sowie warme Farbtöne wie leicht
bläuliches Erdbeerrot und Malvenrot. Dramatisches Schwarz setzte
stellenweise farbliche Akzente. Alles in allem glich die
Modepräsentation einer Ausgießung des Heiligen Geistes.