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Mode für gewisse Stunden

Arrangement bei der Modenschau „sergıo rossı“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 4. November 2014

Modeinstallationen sind eine Präsentationsform, die den Modeschöpfern und Modechoreographen viel Gestaltungsspielraum bietet. Sie fordern zum Inszenieren geradezu heraus, wohingegen bei Modedefilees mit ihrer eher festen Struktur die Grenzen eng abgesteckt sind.

Für die Präsentation der neuen Kollektion der Marke „TER ET BANTINE“ am 19. September 2014 befand sich am Ende einer Lagerhalle in Nachbarschaft zu den eigenen Schauräumen eine Bühne, auf der mittig das Pult für den Diskjockey stand. Dahinter lag das Podest für die Mannequins. Zur einen Seite hin breitete sich entlang der Fensterfront ein weiteres, mehrstufiges Podest aus. An anderen Seite befand sich eine Treppe. Die Choreographie sah vor, daß sich die Mannequins hinter dem Diskjockey in Reihe aufstellten, dann nacheinander jeweils eine Stufe weiter das Fensterpodest herabstiegen, um auf jeder Stufe kurz zu posieren, dann einzeln zwischen dem Diskjockey und dem Publikum zur Treppe liefen und dann darüber das Bühnenpodest für einen neuen Durchgang bestiegen. Es war ein in steter Bewegung befindlicher Kreislauf der Modelle.

Noch vor der Kleidervorführung rief der Diskjockey der Menschenmenge zu: „Ihr dürft mich Giorgio nennen.“ Fortan heizte er mit seinen Rhythmen den Mannequins ein. Donna Summers sinnlicher Diskoklassiker „I Feel Love“ gehörte ebenso dazu wie das rockige Lied „Call Me“ der Gruppe „Blondie“, als Eingangsmusik des Spielfilmes „Ein Mann für gewisse Stunden“ („American Gigolo“) bekannt. Darin hieß es: „Cover me with kisses, baby! / Cover me with love! / Roll me in designer sheets! / I’ll never get enough. / Emotions come, I don’t know why. / Cover of love’s alibi. // Call me!“. Bei der Musikauswahl wurde allmählich klar, um wen es sich bei dem Diskjockey wirklich handelte; es war der Südtiroler Komponist Giorgio Moroder, der die Mannequins entgegen der Choreographie beinahe zum Zappeln auf den Podesten brachte. Das Publikum in Partystimmung fiel so in Begeisterung, daß Giorgio Moroder seine Hits -- zur Qual der stillhaltenden Mannequins -- nochmals spielte. Die Kollektion selbst beinhaltete ein langes, transparentes schwarzes Kleid mit tiefem, spitzem Dekolleté, einen weißen Zweiteiler aus einreihig geknöpfter Jacke und Mikrorocke mit Falten sowie ein ockerfarbenes Ensemble aus einer Jacke im Stile eines Trenchcoats und einem weiten bodenlangen Rocke. Daneben waren sowohl ein Minikleid als auch ein Mikrorock in brauner Grundfarbe zu etlichen Vollkreis- und Halbkreisflächen in allerlei Farben. Den Mikrorock ergänzte eine kornblumenblaue Bluse mit halblangen Ärmeln.

Für die neue Kollektion der in San Giovanni in Marignano bei Rimini beheimateten Marke „ICEBERG“ ließ sich der aus Frankreich stammende Modeschöpfer Alexis Martial von der teilweise schäbigen urbanen Landschaft sowie von den von der Jugendlichkeit und Fitness besessenen Menschen Südkaliforniens inspirieren. Daraus entstand eine Kollektion voller Lebendigkeit, Sportlichkeit und Leichtigkeit, die dann in der multifunktionalen Veranstaltungsstätte „PELOTA JAIALAI“ gezeigt wurde. Die Silhouette war schmal und schlank, mit Gürteln hoch auf der Taille gehalten, um die Beine zu verlängern. Die Hosen hatten einen hohen Umschlag, doppelte Falten und das Markenlogo auf dem umgeschlagenen Bündchen. Kombiniert wurden die Hosen mit bedruckten Snap-Front-Hemdchen, Baseballhemden in Nadelstreifen oder kleinen Tops, welche die Schultern und das Meiste des Rückens frei ließen. Scuba-Reißverschlüsse an der Vorderseite der Jacken waren ebenso Hingucker wie dalmatinische Rüschen. Die Miniröcke hatten entweder eine A-Linie oder waren kurviger mit asymmetrischen Säumen. Die ohne ein bestimmtes Logo undenkbaren Sweater erschienen diesmal mit der Drachenfrucht. Dazu hieß es geheimnisvoll: „In einem Traume, wo die Drachenfrucht der Hauptcharakter ist, die Bekleidung für die Nacht.“


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