Mailand verfügt neben den Palazzi und Villen mit den vielen alten Kirchen und Klöstern über ein erstaunlich reichhaltiges Reservoir an interessanten Veranstaltungsstätten für Modepräsentationen. Eine dieser bei Modeschöpfern beliebten Örtlichkeiten ist die Kirche Sant’Ambrogio.
In deren Hofe präsentierte die
Modeschöpferin Daniela Gregis aus Bergamo am 18. September 2014
wie in den vorigen Saisons ihre neue Kollektion. Himmelblau dominierte
alles; Weiß und Lichtrot traten dahinter zurück. Eine
fundierte, ausformulierte Begründung dafür hatte Daniela
Gregis nicht parat. Vielmehr erklärte sie den Umstand mit
gelegentlichen Blicken in den Himmel, wo sie die gleiche Farbe erblickt
habe wie die Vögel, das heißt eine Farbe von solcher
Beständigkeit, die auch schon ihre Vorfahren gesehen gehabt
hätten. Baumwolle, Seide, Leinen und Hanf, mal glatter, mal
rauher, waren die verwandten Stoffe. Die Accessoires waren nicht minder
sehenswert. Die Kopfbedeckungen glichen Turbanen. Seile und Holz fanden
sich als Materialien in den Schuhen wieder. Den schwierigen
Entstehungsprozeß – bei jeder verwirklichten Idee tausend nicht
weiter verfolgte Ansätze – beschrieb Daniela Gregis als eine
Abfolge von Lachen, Ärgern und Abmühen.
Der Mailänder Modeschöpfer Ennio
Capasa brachte in Neuinterpretation der 1970er Jahre eine rockige
Kollektion seiner Marke „CoSTUME NATIONAL“ unter dem Motto „Evolution“
heraus. Schwarz dominierte das Geschehen im Kunstmuseum „Triennale“.
Als Cocktailkleider stellte Ennio Capasa Tunikakleider mit weiten
Ärmeln, die entweder einen V-Ausschnitt oder einen
Rundhalsausschnitt hatten, vor. Accessoires waren hier Ledergürtel
oder Halstücher. Die Kollektion beinhaltete auch asymmetrische
Tops mit Ösen, mal mit und mal ohne Ärmel. Das schlichte
Tanktop paßte zur engen Hose mit großen Lochnieten. Das
ärmellose Blusenwams zu Seidenshorts hatte eine
Korsettschnürung. Perforierter Stoff war bei den Miniröcken
zu finden.
Zur Abwechslung tauchte Himmelblau dann
bei den Zweiteilern aus Shorts und Reißverschlußjacken auf.
Die Dreiteiler
waren demgegenüber auberginefarben. Die violetten oder
fliederfarbenen Tageskleider hatten einen einfachen Volant und
asiatischen Neckholder-Kragen. Das Abendkleid gliederte sich in ein
schwarzes Oberteil und einen leuchtend nachtblauen Rock; der tiefe
Ausschnitt war mit zierlichen Nieten besetzt. Ein anderes Abendkleid
fiel durch bodenlange Fransen, die am Bustiertop ansetzten und die
Panty überdeckten, auf. Zum Abendmantel gehörte eine
große Gürtelschnalle. Die Kollektion richtete sich an
vielseitige beziehungsweise vielschichtige Frauen. Bei der Schminke
zeigte sich Ennio Capasas Freude an den 1960er Jahren: Porzellanteint,
geschwungener Lidstrich mit verlängerten Kanten und farblose
Lippen.