Maskottchen kommen nicht bloß bei Sportvereinigungen vor. Auch Modeschöpfer kommen mitunter nicht ohne sie aus. So steht der Hund, und zwar ein Jack Russell Terrier, für die Marke „ı’m ISOLA marras“ des Mailänder Modeschöpfers Antonio Marras.
Am 17. September 2014 präsentierte
Antonio Marras seine Kollektion für den Frühling und Sommer
2015 im Kreuzgange des Restaurants „I Chiostri di San Barnaba“. Die
Kollektion war überaus sommerlich und maritim. Neben floral
gemusterten Badeanzügen wiesen viele Kleider, Röcke und
halbärmelige Jacken breite, abwechselnd marineblaue bis schwarze
und weiße Querstreifen auf. Das Querstreifenmuster gab es auch
mit Orange und Weiß. Bei der Modenschau durfte das Maskottchen
selbstverständlich nicht fehlen. Zum Finale trug ein Mannequin den
Hund auf den Armen. Der Hund des Modeschöpfers heißt
übrigens Pierivo.
Im Palazzo Clerici zeigte der
Modeschöpfer Cristiano Burani aus Carpi bei Modena am 18.
September 2014 seine neue Kollektion. Mit sportlichen Details in
Pastellfarben wollte er eine neue „rigorose Weiblichkeit“ definieren.
Diskreter Reiz und exzentrische Leichtigkeit schwebten ihm dabei vor.
Weiß, Rot und Marineblau traten als farbliche Wegmarken hinzu.
Bewußtsein und Bestimmung waren für Cristiano Burani die
Schlüsselwörter. Ruhige Linien, Auflagen und kalibrierte
Transparenz, Volantenden und geriebene Plisseefalten durch kreidige
Effekte prägten die Kleider für eine lässige und
kühle Haltung. Cristiano Buranis neues Credo lautete „Unisex“,
wozu er Stoffe aus der Herrenmode, Jacquardmotive mit großen und
kleinen Schachbrettmustern, gebundenes Segeltuch mit
Polyuräthansilber mit Knistereffekten, indigoblaues Segeltuch mit
händigen Steppstichen und großen Metallknöpfen sowie
bedruckte Baumwolle und bedrucktes Nylon einsetzte.
Bei den Materialien galt sowieso die
Maxime des Experimentes und der Erforschung. Gefaltetes und gerolltes
Leder, mit Satinseide gebunden und mittels Laserschnitten zu
großen „Brettern“ zum Durchblicken geformt, kam ebenso vor wie
undurchsichtig geschichtetes Segeltuch und handbestickter gebundener
Leinen samt geometrischem Ausschnittsdessin oder samt Mikropailletten
mit Vichy-Motiven. Bei den Accessoires kamen die Schuhe von der
italienischen Marke „JSP Josephine“ und die Brillen von der
italienischen Marke „VANNI“. Die Flip-Flops aus Leder hatten eine
Gummisohle. Für die sommerlichen Creeper war schachartig
bedrucktes Segeltuch und weißes Leder vorgesehen.
Stöckelschuhe mit Kesselsohle bestanden aus Baumwolle und Leder.
Die Brillen mit runden Gläsern waren aus Aluminium und hatten
getrübte Linsen. Die Rucksäcke aus geschachtem Nylon wiesen
glasierte Metallenden auf.
Das Thema „Unisex“ war auch der neuen
Kollektion „GLIMPSE – THE CHARM OF THE UNIFORM“ der Mailänder
Modeschöpferin Gentucca Bini nicht fremd. Ohne Unterscheidung in
Frauen und Männer, das heißt in der Überzeugung,
daß es hier und jetzt nur noch ein Geschlecht gebe, entstanden
die Kleider aus dreien „Sprachen“ – Handwerk, Mode und Design – als
Uniformen für das harte Spiel des Lebens, gleichviel ob für
die Werktätigkeit oder nicht. Auf die vierzehnteilige Kollektion
nahmen etliche den Künsten verbundene Personen mit ihren
Wünschen nach Stoffen, Farben, Knöpfen,
Reißverschlüssen und Taschen Einfluß: der Architekt
Luca Cipelletti, der Maler Roberto Coda Zabetta, der Photograph Rafael
Yossef Herman, der visuelle Künstler Sebastiano Mauri, der Kurator
Antonio Mondino, der „Creative and Art Director“ Pino Pipoli und der
Kurator Massimo Torrigiani.
Massimo Torrigiani dachte an eine Balance
zwischen spartanischer Einfachheit und Eleganz. Er wünschte sich
geräumige, gepolsterte Taschen zur Unterbringung einer kleinen
Bibliothek. In die Brusttasche sollte ein Schreibstift so weit passen,
daß dessen Kopf noch herausschaute. Krägen mit Revers
sollten gegen Mandarinkrägen austauschbar sein. Geräumige
Taschen waren auch Pino Pipoli wichtig, und zwar für einen
Flugschein oder ein mobiles Telephon. An den Panta-Overalls durften
für ihn zusätzliche kleine Brusttaschen zur Aufnahme von
Zigarettenschachteln nicht fehlen. Die Shirt-Overalls sollten aus
leichten Stoffen sein und kleine Krägen haben. Große Taschen
erwartete er hingegen bei den Mänteln, um sie wie
Transportsäcke nutzen zu können. Westentaschen waren
gleichfalls unverzichtbar. Sebastiano Mauri sprach sich dagegen aus,
technisches Gerät auf der Brust mit sich zu führen; er
befürwortete Ärmeltaschen und Schürzen. Luca Cipelletti
bevorzugte Overalls mit Revers und Ärmelknöpfen sowie mit
Taschen an den Seiten und einer Tasche hinten wie bei Herrenhosen.
All diese Anforderungen hatte Gentucca
Bini unter einen Hut zu bringen. Sie freute sich letztlich des
Gelingens des Projektes. Das Ergebnis war die Vereinigung von
Praktikabilität und Eleganz. Mit ihren vielseitigen Overalls
könne sie nach eigenem Bekunden morgens ins Studio gehen, sich
mittags mit einen Museumsleiter treffen und abends das Teatro alla
Scala aufsuchen, ohne sich zwischendurch zu Hause umkleiden zu
müssen. An den Overalls, den universalen Kleidungsstücken
für jeden, war noch erstaunlich, daß Gentucca Bini ebenso
aus Florenz stammt wie deren Erfinder im Jahre 1919. Die in Apulien
gefertigten Overalls, Kittel und Mäntel führten nun am 18.
September 2014 Gentucca Binis Kumpel im Laden „VIGANÒ“ ihres
Freundes Giulio Velati vor. Die beteiligten Künstler zogen es zwar
vor nicht zu erscheinen, waren aber mit ihren Gedanken gleichsam
anwesend.