Bis zur letzten Patrone

Die Rückkehr einer Couturière

Finale der Modenschau „LORIS AZZARO“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 10. August 2014

Zuweilen verabschieden sich Modeschöpfer nicht für immer von den Laufstegen der Welt, um dann nach geraumer Zeit wie Phönix aus der Asche mit einer neuen Kollektion wieder von sich Reden zu machen.

So verhielt es sich in dieser Saison mit der Pariser Modeschöpferin Fred Sathal. Nachdem sie am 6. Juli 2014 – nach achtjähriger Abwesenheit in der Pariser Modeszene – die Kollektion für den Herbst und Winter 2014 in der Veranstaltungsstätte „Cour du Marais“ mit einem Defilee dem Publikum vorgestellt hatte, stand vom 8. Juli 2014 bis zum 12. Juli 2014 der eigene Schauraum Interessenten offen. Die aus Marseille stammende Modeschöpferin zeigte ihre erste Kollektion, eine Prêt-à-porter-Kollektion, im Jahre 1994; ein Dutzend weiterer Kollektionen folgten. In die Welt der Haute Couture trat sie im Jahre 2000 ein. Im Jahre 2006 wandte sie sich dann anderen kreativen Feldern zu, um ihre Schaffenskraft mit neuen Impulsen zu bereichern. Sie arbeitete für Installationen und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und entwarf auch Kostüme und Kulissen für Theater und Tanz. Ihr Werk ist nunmehr in verschiedenen Museen zu sehen, beispielsweise im Musée de la Mode de Marseille, im Musée Galliera, im Musée des Arts décoratifs de Paris und im Fonds National d’Acquisition d’Art Contemporain à Puteaux.

Die neue Kollektion „COULEUR LUMIERE“ war ein „Parkur über die Falten der Seele“. Sie war das Resultat einer vierjährigen Beschäftigung mit textilen Fragen. Es entstand eine „gestochene Welt der Allianzen und der Alchimie, zwischen Sakralem und Profanem oszillierend“. Jedes Kleidungsstück hatte einen symbolischen oder autobiographischen Bezug. Die Stücke waren außen und innen bestickt sowie daneben mit Fäden, Quasten, Metallscheiben und Pailletten überzogen. Die Tinkturen reflektierten zusätzlich das Licht. Fred Sathal, die mit deren Zusammenwirken auf engstem Raume ein organisches und kosmisches Relief entstehen lassen wollte, sah es so: „Der Faden wickelt sich nicht los, aber er spielt die Hauptrolle. Er verbindet die Hauptpunkte, die Konstellationen, die Geschichten. Das Garn ist ein Logbuch. Es verflechtet und bindet. Es ist der Stich, der wandert, und es ist diese dünne Einheit, die bedeckt und sich ausweitet.“

Die Kollektion „Save Our Souls (SOS)“ des Pariser Modeschöpfers Oscar Carvallo verstand sich als Weckruf zur Erlösung der Seelen derer, die für Recht und Freiheit kämpfen, wie beispielsweise die Menschen in Venezuela, der Heimat des Modeschöpfers. Tüll, Seidengaze und Seidenmikado waren dafür die bevorzugten Materialien. Hinzu kamen Pferdehaar, Perlen und gestickte Applikationen. Gold-, Weiß-, Grau-, Blau- und Pinktöne bildeten die Farbpalette. Glitzernde Tops und kurze Anzüge aus perligem Leder verschmolzen mit Tüllröcken zu einer futuristisch beeinflußten Einheit. Phosphoreszierende Streifen und Netzteile brachten bei den Silhouetten die für einen „sportlichen Look“ gewünschte Anhebung. Das kämpferische Element zeigte sich endlich bei den Accessoires; Ohrringe, Halsketten und Gürtel wiesen Patronen und Kugeln auf. Ihr metallischer Schimmer verstärkte noch den wehrhaften Charakter ihrer Trägerinnen. Schilder und Armbänder hatten zur Abrundung die Devise „SOS“ als Gravur. Obendrein waren am 10. Juli 2014 im Festsaale der Bürgermeisterei des 4. Arrondissements die für Oscar Carvallo typischen Leggings mit dem Kürzel „OC“ zu sehen, und zwar diesmal in den Farbtönen Puderrosa und Holzkohlengrau. Das Brautkleid, eine fragile Reifenkonstruktion, hatte übrigens der plastische Künstler Pancho Quilici realisiert.

Ein weiterer Höhepunkt war am 10. Juli 2014, dem letzten Tage mit Defilees in der Haute-Couture-Woche, die Präsentation der neuen Kollektion der Marke „LORIS AZZARO“ im Hôtel le Marois. Neben Hosenkleidern gab es Rockkleider in unterschiedlichen Längen. Schwarz, Weiß, Krapprot, Türkis und zartes Violett waren die vorherrschenden Farben.


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