Kleider, Schuhe, Schmuck und Frisuren

Paris in der Haute-Couture-Woche

Interieur der Botschaft des Königreiches der Niederlande (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. August 2014

In Paris gab es diesmal eine lange Haute-Couture-Woche. Vom 6. Juli 2014 bis zum 11. Juli 2014 präsentierten viele Modeschöpfer innerhalb und außerhalb des offiziellen Kalenders der Fédération française de la Couture, du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode ihre neuen Entwürfe. Wie in früheren Saisons beinhaltete neben der Haute Couture das Programm Haute Jouaillerie und Haute Coiffure.

Ein Neuling unter den Modeschöpfern, die ihre Kollektionen im Rahmen der Haute-Couture-Woche präsentierten, war die Pariserin Stéphanie Coudert, die nach einer anfänglichen Modenschau zehn Jahre lang als Schneiderin mit den Bezeichnungen „couturière en chambre“ beziehungsweise „couturière particulière“ Einzelstücke für eine kleine, aber erlesene Kundschaft – etwa dreißig Stammkundinnen –gefertigt hatte und seit dem Jahre 2009 in Belleville eine Boutique samt Atelier hat. Ihr Credo lautet: „Eine Frau, ein Kleid“. Ihren Stil umschreibt sie mit Volumen, strukturierter Unschärfe, Verfeinerung und Bewegung. Gleichviel ob ein Kleid für den Tag, Abend oder sportlichen Anlaß bestimmt ist, soll es tragbar sein gemäß der Devise: „Die französische Eleganz muß kultiviert werden.“ Gymnastik und Eislaufen verschafften Stéphanie Coudert die nötige Sensibilität, um die Erscheinung von Tänzerinnen zu erfassen und in ihre Entwürfe einfließen zu lassen. Anders als andere Modeschöpfer beginnt sie dabei nicht mit der Zeichnung, sondern mit der Arbeit an der Büste wie ein Bildhauer.

Manchmal sind es Zufälle, die das Leben entscheidend verändern. So wurde ein Pariser Industrieller, der nach eigenem Bekunden die Handarbeit liebt, auf die an der École des Arts décos und dem Institut français de la Mode geformte Stéphanie Coudert aufmerksam. Er stellte ihr das eigene Werk zur Verfügung, um die Kollektion für den Herbst und Winter 2014 herzustellen. Ihre fünf Maschinen gelangten dazu aus dem eigenen Atelier ins fremde Werk, wo mehr Menschen die Kleider nähen konnten. Didier Grumbach, der Präsident der Fédération française de la Couture, du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode, war so von ihr begeistert, daß er sie zur Mitwirkung im Rahmen des offiziellen Modekalenders einlud. Mit dieser Unterstützung kam es am 6. Juli 2014 im Hôtel Salomon de Rothschild zu der Modenschau, mit welcher Stéphanie Coudert endlich ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit trat. Daß Stéphanie Coudert in Teheran, Bagdad und Versailles aufgewachsen war, merkte man letztlich ihren leicht orientalisch anmutenden Kleidern an. Nicht von ungefähr hieß die neue Kollektion „CROISADE“ und stand mit der mittelalterlichen Muse Eleonore von Aquitanien ganz im Zeichen des Hofes von Poitiers sowie der Welt der Ritter, Troubadoure und Kreuzzügler mitsamt höfischer Liebe. Orient und Okzident hatten sich damals auch mit der vorgeschlagenen ehelichen Verbindung zwischen al-Adil Abu Bakr (Saphadin) und Johanna von England gegenübergestanden. Die Verwendung moderner Materialien wie des Neoprens für die Abendroben war jedoch kein Bruch mit dieser Inspiration.

Am 7. Juli 2014 folgte in den Sälen der Botschaft des Königreiches der Niederlande die niederländische Modeschöpferin Ilja Visser mit der Präsentation der neuen Kollektion ihrer im Jahre 2005 gegründeten Couturemarke „ILJA“. Asymmetrie zog sich durch die gesamte Kollektion. Schwarz, Weiß, Scharlachrot und Nachtblau waren hier die häufigen Farben bei den teils mehrfarbigen, teils einfarbigen kurzen Kleidern und lockeren Hosen. Der Frisurenschöpfer Charlie Le Mindu veranstaltete am gleichen Tage in der Galerie „JOYCE“ eine Ausstellung mit seinen aktuellen Haarkreationen unter dem Motto „PARIS HAIT GRIS“. Um die Ausstellung etwas lebendiger zu gestalten, ließ er Mannequins in haarigen Ganzkörperkostümen innerhalb und außerhalb des Ausstellungsraumes umhertollen. Die Spaziergänger im Jardin du Palais Royal staunten nicht schlecht über die Wesen, die aus einer anderen Welt zu stammen schienen.


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