Welche spannende und überraschende Verbindung Mode und Literatur eingehen können, zeigte eine Veranstaltung im Österreichischen Kulturforum Berlin.
Dort fanden sich am 15. April 2014 etliche
Gäste ein, um unter dem Motto „Modeperformance & Lesung WUNDE
PUNKTE“ modische Anmerkungen des Schriftstellers Heimito von Doderer zu
hören und die aktuelle Kollektion der aus Österreich
stammenden und in Berlin tätigen Modemacherin Elisabeth Prantner
zu sehen. Das Publikum folgte vorerst aufmerksam der heiteren Lesung
des Schauspielers Wolfgang Zechmayer aus dem Kapitel „Ein
entzückendes Konzil“ des Werkes „Dämonen“.
Plötzlich war das Klingeln eines
Mobiltelephones zu hören. Die Gäste schauten sich
ungläubig um. Ein paar Minuten danach klingelte es erneut. Eine
Dame im Publikum ergriff ihr Mobiltelephon und telephonierte
während der Lesung. Einige Gäste blickten genervt auf die
chic gekleidete, blonde Dame mittleren Alters. Sie stand auf und sagte
zur Entschuldigung, es sei ein wichtiger Anruf ihres Babysitters
gewesen. Die verärgerten Gäste äußerten ihr
Unverständnis ob dieser Störung. Die „Störerin“
ließ sich davon nicht beeindrucken; sie schlenderte durch die
Publikumsreihen und machte dann ein paar laszive Posen an den
Saaltüren.
Allmählich wurde den Gästen
klar, daß es sich nicht um eine bloße Störung der
Veranstaltung handelte, sondern daß dieser Auftritt ein Teil der
„Performance“ war, denn das Posieren diente der Präsentation der
neuen Kleider der Marke „Lisa D“. Von nun an nahm das Publikum den
Auftritt des Mannequins, nämlich der Schauspielerin Teresa
Weißbach, als Modepräsentation parallel zur Lesung,
gleichsam als deren optische Ergänzung, wahr. Dies fiel ihm um so
leichter, als das Mannequin mit dem Vorleser zu flirten begann.
Literarischer Text und modische Textilien traten so in eine lebhafte
Wechselwirkung. Zu guter Letzt konnte sich das Publikum an den
Kleiderständern auf der Bühne aus der Nähe ein Bild von
den neuen Kleidern machen.