Damit die Modewoche nicht zu eintönig verlaufe, belassen es die Modeschöpfer nicht bei den klassischen Defilees. Hin und wieder greifen sie zur Abwechslung auf die Präsentationsform der Modeinstallation zurück.
Die Kollektion „VESPER BLOOM“ der Marke
„littleshilpa“ lockte das Publikum zur vorgezogenen Geisterstunde am 2.
März 2014 in den Keller einer Pariser Buchhandlung. Die indische
Modeschöpferin Shilpa Chavan bezog ihre Inspiration aus den
dunklen Künsten und aus der Abendaktivität von Lebewesen,
für die es in der englischen Sprache den biologischen Begriff
„vespertine“ gibt. In dieser Vorstellung standen Schatten für das
aktive abendliche Blühen und Gedeihen, für Organismen, die
erst nachts richtig lebendig werden. Da in diesem Sinne nichts so
makaber beziehungsweise großartig ist wie die pechschwarze
Leinwand der Nacht, durchzog Schwarz als die Farbe der
Endgültigkeit die Kollektion und kanalisierte die Stimmung in eine
wundersame Richtung. Dort, wo nach einem nüchternen Tage
Mauerblümchen blühen und wildes Gras sich nach den Echos des
seligen Namenlosen biegt, war die Kollektion beheimatet. Der
Übergang zur Nacht, in welcher Nachtschwärmer in der
Dunkelheit versickern und Schock verbreiten, in welcher der dunkle
Ritter schaltet und waltet, markierte den Punkt, an dem das Drama in
Form der Modeinstallation seinen Lauf nahm.
Während auf der hintergründigen
Leinwand an der Kellerwand Ausschnitte aus alten Gruselfilmen,
insbesondere aus der Hand des expressionistischen Filmemachers
Friedrich Wilhelm Murnau, zu sehen waren, führten die Mannequins
davor die Kleider mit gespensterhaften Bewegungen vor. Für den
Einsatz einer breiten Palette kontrastierender Gewebe und Stoffe
bekannt, fanden in dieser Saison Federn, Tüll, Vlies, Leder,
Plexiglas und Spitze Verwendung. Die Kollektion ist ein Nebeneinander
von dramatischen und tragbaren Stücken einschließlich der
Kopfbedeckung: glitzernde Zylinder, Federn, Metallgitter,
Rosenkränze, Plexiglas und linsenförmige Augen, die blinkten;
Halsschmuck und Schulterklappen bildeten in dieser Saison einen Zusatz.
Sweatshirts hatten wollene Krawatten, Taschen wie bei
Safarianzügen oder Revers aus Spitze, Tüll und Seide.
Bestimmte Stücke hatten 3D-Flügel an den Ärmeln, die aus
Jerseybändern bestanden und „geschredderten“
Fledermausflügeln glichen.
Die neue Kollektion der im Jahre 2010
geschaffenen Marke „MÊHLÊ“, welche die Londoner
Modeschöpferin Maja Mehle aus Slowenien zusammen mit dem Londoner
Filmemacher und Graphiker Miha Fabio Kalan aus Slowenien im Gedenken an
die mittlerweile vierzig Jahre zurückliegenden Olympischen
Winterspiele in Sarajevo entworfen hatte, wurde auf der Modemesse
„(capsule)“ vorgestellt. Blickfang war selbstverständlich der auf
den Kleidern abgebildete Wolf, der dem den Namen des Austragungsortes
rufenden Maskottchen der Spiele nachempfunden war. Die Kleidung
zeichnete sich durch eine Verbindung traditioneller Schneiderkunst und
technisch innovativer Materialien aus der Sportbekleidung aus. Typisch
waren ebenso scharfe, funktionale Silhouetten. Der Stil oszillierte
zwischen Androgynität und Femininität.