Die Marke „Fay“ stammt ursprünglich aus den Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie bekannt gewesen war für die Arbeitskleidung der Feuerwehrleute. Nunmehr gehört die Marke wie die Marken „TOD’S“, „HOGAN“ und „Roger Vivier“ zur italienischen „TOD’S“-Unternehmensgruppe und steht für hochwertige Oberbekleidung für Frauen, Männer und Kinder. Geblieben sind freilich die für die Feuerwehrkleidung typischen Hakenverschlüsse an den Jacken. Am 24. Februar 2014 wurde ein Einblick in den eigenen Schauraum gewährt, um die neue Kollektion aus den Händen der italienischen Modeschöpfer Tommaso Aquilano und Roberto Rimondo, die auch Pelzjacken umfaßte, kennenzulernen. Einen Pullover schmückte übrigens ein gelber Vogel, der an einen Protagonisten der Zeichentrickserie „Peanuts“ erinnerte.
Die italienisch-haitianische Modeschöpferin Stella Jean begann ihren Weg in der Modebranche als Mannequin für den Modeschöpfer Egon von Fürstenberg. Dann entdeckte sie ihr kreatives Talent und wurde im Juli 2012 eine der Sieger des Wettbewerbes „Who’s On Next“. Im September 2013 wurde sie vom italienischen Modeschöpfer Giorgio Armani dazu auserkoren, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Milano Moda Donna“ im Armani Theater ihre Kollektion für den Frühling und Sommer 2014 zu zeigen. Ein zeitloser Stil ist Stella Jean, die sich als Teil der „Neuen Welle“ italienischer Kreativität versteht, wichtig. Ihr Credo lautet „Wachs und Streifen“. Ihre Kleider müssen sowohl etwas über sie aussagen als auch deren Trägerin verschönern. In der Veranstaltungsstätte „Scalone Arengario“ nahe des Mailänder Domes präsentierte Stella Jean für den Herbst und Winter 2014 eine Kollektion, die Tradition und Innovation beziehungsweise Experiment in sich vereinte. Sie nahm das Publikum mit auf eine Reise dorthin, wo sich Italien, Japan und Afrika kreuzen. Die eindrucksvolle „Superweiblichkeit“ der Formen und Silhouetten aus dem Fernen Osten traf auf die Härte sowohl „patriarchaler“ Leinwandstoffe aus Afrika als auch aus der italienischen Herrenmode entlehnter Grisaillestoffe; dies faßten italienisches Schneiderhandwerk und Originalität zusammen. Eine solche, für das Kabuki-Theater seltsame Mischung aus Geisha und männlicher Haltung brachte nach der Intention der Modeschöpferin ein humorvolles Rollenspiel zur Erschütterung etablierter anthropologischer und ästhetischer Gewißheiten hervor.
Die Dreiecksbeziehung der verschiedenen kulturellen Einflüsse trat zutage in den langen, gestrickten, mit Einlagestickerei händig verzierten Kimonos aus Alpaka oder Mohairwolle mit Bildern typischer fernöstlicher Herbstlandschaften, die von der Verstädterung unberührt geblieben waren und eine Zenatmosphäre verbreiteten, wobei es zu beachten galt, daß alleine für die Stickerei zweihundertfünfzig Stunden benötigt worden waren. Das stoffliche Experiment beinhaltete zweiundzwanzig Wollballen, und zwar einen für jeden herbstlichen Farbton. Andere Wollkimonos wiesen mehr kulturelle Embleme auf, beispielsweise den Karpfen als beliebtes Symbol für die Stärke der Ausdauer und die Bestimmung eigener Absichten. Die Anordnung der Symbole enthielt auch eine Anspielung auf Italien, indem die Strickwaren wie traditionelle örtliche Spielkarten gestaltet waren. Die Einlagestickerei fand Verwendung in Westen, kurzen Wollmänteln, Röhrenröcken und sonstigen Röcken aus gestreiftem Jersey. Gewachste Drucke entwickelten sich zu unerwarteten Texturen, die als Komposition „kultureller und physischer Oxymora“ überraschen sollten. Diese besonderen Drucke schmückten die Baumwollröcke und verzierten die Strümpfe und Socken, so daß sie sich als „Mosaik“ über die gesamte Kollektion legten. Die neue Vision von Wachsdrucken samt ihren Ausdrucksmöglichkeiten unterbrach manchmal die geometrische Strenge der in Burkina Faso mit der Hand gewebten, gestreiften Leinwand. Daneben gab es Referenzen an aristokratische Blusen mit einem Bogen um den Hals in Erinnerung an Madame Butterfly.
Bei den Accessoires setzte sich die Internationalität fort. Die eigens für die Modenschau vom französischen Schuhmodeschöpfer Christian Louboutin entworfenen Schuhe, reihten sich mühelos in das vorgegebene Programm ein; die gestreifte Leinwand aus Burkina Faso fand Verwendung bei den Stilettopumps und Stiefel bis zum Knöchel. Bedeckte Zehen bei den Pumps waren eine strukturelle Abweichung. Den eleganten Retrocharme der Arzttaschen unterstrichen Wachs und Leinwand, welche von zweifarbigen Ripsbändern irgendwie im Zaume gehalten wurden. Schmuck spielte ebenfalls eine große Rolle. Halsketten aus Flußperlen hatten riesige, mit Juwelen besetzte Klammern in Gestalt der Symbole der Kollektion, nämlich des japanischen Hahnes, Karpfens, Feuerfisches und Käfers, welche ebenfalls auf den gedruckten Kokosnußarmreifen zu finden waren. Wollkameen mit handgefertigten Einlagen in der Gestalt des japanischen Hahnes waren das wiederkehrende Bild auf Armbändern und Halsketten.
Der aus Manchester stammende und in Mailand tätige Modeschöpfer John Richmond schwelgte hingegen am 23. Februar 2014 in Erinnerungen an das New York der frühen 1980er Jahre, das heißt an eine Ära, welche die Diskoszene, der Pop-Art-Künstler Andy Warhol und die Sängerin Debbie Harry geprägt hatten. Es war zudem eine Ära gewesen, in der Gewöhnliches plötzlich chic geworden war. Für John Richmond bedeutete dies nun, maskulinen Stil mit femininen Proportionen zu verbinden. So gelangte er zu übergroßen Mänteln und Jacken mit fallenden Schultern sowie zu Stiefeln bis über die Knie oder bis zum Knöchel. Für die Abendgarderobe galt eher die Devise „lang und schlank“ mit weiten, enthüllenden Dekolletés. Poppige Farben wie Gelb, Orange, Fuchsia und Blau sowie Materialien wie Mohair, Neopren und gefaltetes Leder bildeten das Gerüst der Kollektion. Zerschnittene Drucke vervollständigten das Bild.