So weit die Füße tragen

Schuhmode in Mailand

Landschaft mit Schuhen – die Modenschau „sergıo rossı“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 2. April 2014
Die Modemetropole Mailand ist nicht nur für ihre Kleidermode berühmt, sondern auch für die Schuhmode. So finden neben den großen Defilees mit Kleidern die eher intimeren Schuhpräsentationen beim Fachpublikum gleichfalls starke Beachtung.

Der für die italienische Marke „sergıo rossı“ tätige Modeschöpfer Angelo Ruggeri entführte seine Gäste in ein Schuhparadies, wozu die Kirche San Carpoforo am 21. Februar 2014 in einen Schauraum verwandelt worden war. Zum einen standen Schuhe entweder auf spiegelnden Glasflächen oder auf Holzblöcken; zum anderen waren Schuhe in Gras- und Blumenlandschaften aufgestellt oder hingelegt worden. Optischer Höhepunkt unter den Stücken waren neben den mit Steinen besetzten Sandaletten und Slippern die weißen Pumps mit schwarzen Kreismotiven und schwarzem Puschel. Schuhe, beispielsweise flache Schürschuhe mit Blütenmotiven, waren bei der italienischen Marke „ATOS LOMBARDINI“ zwar auch zu sehen, im Zentrum ihrer Präsentation standen aber Kleider, insbesondere mit Blütenmotiven. Der eigene Schauraum beinhaltete nicht nur die üblichen Kleiderständer und Regale, sondern auch einen riesigen Kubus inmitten des Raumes, um den vier Mannequins gruppiert waren.

Der aus Athen stammende Modeschöpfer Angelos Bratis, Absolvent des Modeinstitutes in Arnheim, war im Jahre 2011 einer der Sieger des in Verbindung mit der Veranstaltungsreihe „ALTAROMA“ und der Zeitschrift „VOGUE ITALIA“ stehenden Scoutingprojektes „WHO IS ON NEXT?“. Im Januar 2013 kürte ihn das britische Magazin „Wallpaper*“ zu einem der bedeutenden aufstrebenden Modeschöpfer. Im September 2013 feierte Angelos Bratis sein Debüt bei der Veranstaltungsreihe „Milano Moda Donna“ mit der Präsentation seiner Kollektion für den Frühling und Sommer 2014 in der Sala delle Cariatidi im Palazzo Reale. Am 21. Februar 2014 stellte er nun seine Kollektion für den Herbst und Winter-2014 vor. Der Schauraum erwies sich als ein für die gut gekleidete Dame passend gefüllter Kleiderschrank; das „Kleine Schwarze“ fehlte ebensowenig wie Kostüme, Cocktailkleider, Abendroben und Mäntel. Nach Angelos Bratis sollte sich die Trägerin mit den strengen geometrischen Silhouetten wie die Heldin eines Film noir fühlen. Weiche Materialien wie Seidenkrepp, Chiffon, Lame, Lurex, Doppelwolle und Fischgräten trugen dazu bei. Bei der Farbpalette galt die Maxime der Reduktion; Schwarz beherrschte das Feld in verschiedenen, mal das Licht absorbierenden, mal es reflektierenden Oberflächen. Für die späten Stunden empfahl Angelos Bratis staubiges Silber und verschiedene Goldtöne. Die Formen versprachen Kontrolle und versteckte Sinnlichkeit. Schräg geschnittene Röhrenkleider umfaßten den weiblichen Körper wie ein Handschuh, während Details bei der Drapierung asymmetrisch angeheftet und festgesteckt waren, so daß sie an geheilte Narben erinnerten.

Eine leerstehende Wohnung diente dem italienischen Modeschöpfer Liborio Capizzi, der auf sechzehn Jahre als rechte Hand des italienischen Modeschöpfers Gianfranco Ferré zurückblicken konnte, als Kulisse für seine Modeinstallation unter dem Motto „Chimeras’ Forest“. Zur Vorführung vornehmlich der Fellmäntel seiner Marke „DI Liborio Etichetta Rossa“ setzte er eine von der Decke herabhängende Transportschiene ein, so daß die einzeln an Haken aufgehängten Stücke an den Betrachtern in Endlosschleife vorbeifuhren. Dabei vermittelten die wild, rauh und unheimlich anmutenden Stücke zuweilen den Eindruck, Teil einer Geisterbahn zu sein; die Faszination ergab sich daraus, daß die Szenerie auf den Betrachter zugleich anziehend und zurückweisend wirkte. Mit der synthetischen Kollektion, deren Schwerpunkt auf Mänteln und „Öko-Fellen“ lag, verfolgte Liborio Capizzi das Ziel, die grenzenlosen Ausprägungsmöglichkeiten der weiblichen Garderobe zu erkunden.


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