Oscar läßt das Sausen nicht

Glanzlichter in der Haute-Couture-Woche

Stärkung für den Auftritt – das Mannequin Tamara Zhukova vor der Modenschau „OSCAR CARVALLO Paris“ (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 4. Februar 2014
Bei der Haute Couture ist jeder Modeschöpfer bestrebt, die Kleidergestaltung in Beziehung zu anderen Kunstformen zu setzen und ihr damit selbst einen künstlerischen Anspruch zu geben.

Erneut war das Auktionshaus „ARTCURİAL“ die Stätte einer Modenschau des Pariser Modeschöpfers Julien Fournié. Die am 21. Januar 2014 gezeigte Kollektion „PREMIER FRISSON“ für den Frühling und Sommer 2014 war das Resultat einer „Mélange“ von Reverenzen gegenüber verschiedenen Künstlern und deren Stilepochen zu einer neuen stilistischen Einheit. Die anmutigen Silhouetten der Kleider schienen auf die langhalsigen Musen des französischen Porträtmalers Jean-Gabriel Domergue hinzudeuten. Zudem war in wunderbar rätselhaften Atmosphäre mit lieben, jungen weiblichen Wesen an den zeitgenössischen amerikanischen Maler Mark Ryden zu denken. Außerdem erschien die Pastellfarbenwelt des achtzehnten Jahrhunderts, insbesondere des französischen Rokokomalers Jean-Honoré Fragonard.

Julien Fournié interpretierte auf seine ganz persönliche Weise die zarte Freude der Maiden vor ihrem ersten Abenteuer in der Welt. So überführte er das „ewige Weibliche“ in die Haute Couture und gab ihm einen der heutigen Zeit entsprechenden Ausdruck. Unter seiner Hand sollte die Weiblichkeit mit ihrer Zartheit und Eleganz einen „Triumph“ erleben; er verwandelte die Verwundbarkeit in eine „Waffe der Verführung“. Dabei griff er auf das reichhaltige Erbe der Pariser Luxusmode zurück, indem er das Stickerhandwerk unter besonderer Berücksichtigung der Kunstfertigkeit des im Jahre 2011 verstorbenen Stickers François Lesage einbezog; daneben entwickelte er mit Hilfe des digitalen Programmes „FashionLab®“ in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und Informatikern der französischen Dassault Systèmes SA die Technik der virtuellen 3D-Modellierung für die „Mode von morgen“ weiter.

Der aus Venezuela stammende und in Paris tätige Modeschöpfer Oscar Carvallo wagte diesmal einen Ausblick auf die Zukunft. Im Festsaale der Bürgermeisterei des 4. Arrondissements gab es bunte Kleider in leuchtenden Farben, beispielsweise mit mehrfarbigem Streifenmuster, zu sehen. Angedeutete Panzerungen und futuristische Helme vervollständigten das Bild. Welcher deutschsprachige Zuschauer erinnerte sich nicht unweigerlich an den ironischen Ohrwurm „Und ich düse, düse, düse, düse im Sauseschritt und bring’ die Liebe mit von meinem Himmelsritt! Denn die Liebe, Liebe, Liebe, Liebe, die macht viel Spaß, viel mehr Spaß als irgendwas!“ aus der Feder der österreichischen Kabarettisten Joesi Prokopetz und Manfred Tauchen? Die Kollektion war allerdings beileibe keine Science-Fiction-Parodie.

Die Pariser Modeschöpferin Clarisse Hieraix von der Insel Guadeloupe setzte hingegen in der Veranstaltungsstätte „Espace Pierre Cardin“ auf Reduktion durch Einfarbigkeit; Schwarz, Weiß und Gelb lautete ihre Formel. Auf Pomp in kräftigem dunklem Rot, strahlendem mittlerem Blau und mattem mittlerem Grün verlegte sich demgegenüber der Modeschöpfer Bilal Barrage aus Monaco mit seiner Marke „Legends by Bilal Barrage“. In der Veranstaltungsstätte „SALON DES MIROIRS“ waren vor allem die Schleppen, verführerisch kurzen Röcke, besonders betonten Schulterpartien und glitzernden Farbkombinationen sehenswert.


Weitere Bilder



█ INHALTSVERZEICHNIS █ ARCHIV █ KALENDER █ IMPRESSUM