Camouflage durch die Brille

Mode aus Deutschland in Paris

Modenschau „THE MUCH, MUCH“ im Jardin des Tuileries (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 4. November 2013

Paris ist ein Brennpunkt modischer Kreativität. Bei den Modepräsentationen in der Prêt-à-Porter-Woche durften die Modeschöpfer aus der Bundesrepublik Deutschland selbstverständlich nicht fehlen.

Am 28. September 2013 präsentierten Otto Drögsler und Jörg Ehrlich aus Giebelstadt die Kollektion „No. 9“ ihrer Marke „ODEEH“ für den Frühling und Sommer 2014 in der Veranstaltungsstätte „Espace Commines“. Diese Kollektion verstand sich als eine „Brücke von der Formen- und Bildersprache des Konstruktivismus zum Glanz des Art Déco“. Die Gegensätzlichkeit fließender und skulpturaler Silhouetten traf auf florale Abstraktionen in 3 D-Optik und eine strenge, geometrische Schnittführung. Überhaupt erforderten Kontraste eine besondere Aufmerksamkeit. Reliefeffekte bei den Jacquard-Strukturen, fließende Twill- und Seidenstrukturen sowie Gitter- und Wabenstrukturen setzten sich gegenseitig in Szene, so wie sich haariges Mohair und hauchzarter Tüll verbanden. Die Eklektik des Konstruktivismus bedeutete den Modeschöpfern viel. Beispielsweise wurden Oberteile in Eggund-Rectangular-Form in Kombination mit fließenden Shorts und ausladenden Tellerrocksilhouetten eklektisch gebrochen.

Das Spiel mit Seidendrucken drängte sich dem Betrachter nie auf, sondern erschloß sich erst allmählich und behutsam wie bei der Interpretation von Camouflageelementen in kleinen, dunklen Blütendessins. Ein Bruch mit Traditionen war beispielsweise beim Nadelstreifenblazer zu finden, der spielerisch mit Seidendrucken erschien. Der rote Faden der Kontrastierung setzte sich bei der Farbgestaltung fort, auch wenn sie diesmal zurückhaltender war als bei früheren Kollektionen. Warme Farben wie Orange und Pink standen in Wechselwirkung mit Camouflagetönen. Ein klassisches Marineblau war ebenso vorhanden wie Tiefgrün und Olivgrün. Erstmals kam es zu einer Zusammenarbeit mit den Machern der Brillenmarke „Lunettes Kollektion“. Die Betonung der Augenbrauenlinie der Sonnenbrillen vermittelte die Leidenschaft einer Diva.

Im Ausstellungshause „JEU DE PAUME“ im Jardin des Tuileries zeigte die Münchener Modeschöpferin Andrea Karg die neue Kaschmirkollektion ihrer Marke „ALLUDE“. Um seine neuen Kleider vorzustellen, veranstaltete der Frankfurter Modeschöpfer René Storck diesmal kein Défilé, sondern bezog einen Schauraum mit dem Namen „ENCENS“. In ruhiger Atmosphäre konnten Hosenanzüge, Blazer und Faltenröcke, Shorts sowie leichte Mäntel betrachtet werden. Während es bei den Mänteln eine Auswahl zwischen knöchellang und wadenlang gab, reichten die langen Hosen entweder bis zu den Knöcheln oder bis knapp unterhalb der Wade. Bis dorthin ging auch – anders als der glatte Minirock – der Faltenrock. Bevorzugte Töne bei den stets einfarbigen Stücken waren reines Weiß, Cremeweiß, Perlgrau und Lederbraun.

Wer noch erfahren wollte, was Südostasien an Mode zu bieten hat, war auf der Modeschau des indonesischen Modeschöpfers Tex Saverio im Ausstellungshause „JEU DE PAUME“ am richtigen Platze. Seine sexy Kleider machten die Mannequins zu verführerischen Wesen. Zur modischen Unterhaltung trugen zu guter Letzt junge Modeschöpfer aus Antwerpen bei. Mit der Parole „THE MUCH, MUCH“ erstürmten sie den Jardin des Tuileries, führten dabei ihre Kleider vor und verteilten eifrig Visitenkarten an die überraschten Passanten. An anderen Orten folgten am nächsten Tage weitere Aktionen …


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