Liebe ist eine gefährliche Droge

Mode aus der Türkei in Paris

Nach dem Défilé mit der Marke „AF VANDEVORST“ eilen Kellner über den Laufsteg (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. November 2013

In Paris bewiesen Modeschöpfer aus der Türkei, daß türkische Mode so verführerisch und köstlich sein kann wie türkischer Honig.

So präsentierte die Modeschöpferin Arzu Kaprol am 26. September 2013 ihre Kollektion für den Frühling und Sommer 2014 in frischen Farben. Ihr Schauraum in einem Appartement befand sich in der Gegend, die für Mode weltbekannt ist: die Boutiquenmeile Rue Saint-Honoré. Weiß herrschte bei ihren Kleider und Hosenanzügen vor. Bei einer weiteren Schauraumpräsentation zeigte die Modeschöpferin Şebnem Yildiz die neue Kollektion ihrer Marke „VSP“ im eigenen Laden im Marais-Viertel. Ihre Kollektionen zeichnen sich dadurch aus, daß es weder eine strenge Aufteilung in Tages- und Abendkleidung noch einen Unterschied für formelle und informelle Anlässe gibt. Lammfell und Leder zu verwenden ist ebenso typisch wie die Kombination dieser Materialien mit Jersey. Bei den aktuellen Kleidern dominierten dunkle Töne. Der Name der im Jahre 2007 geschaffenen Marke bedeutet übrigens „Very special pieces“.

Die aus Nordirland stammende und in Paris tätige Modeschöpferin Sharon Wauchob stellte im Festsaale der Bürgermeisterei des 4. Arrondissements ihre neue Kollektion vor. Der starke, selbstbewußte Auftritt der Mannequins entsprach den wuchtigen Klängen der Begleitmusik. Dafür sorgte der „Sound Designer“ Alexander Maxwell, der neben Laurent Ballot und Nano de Clausel zur Pariser Gruppe „MODE-F“ gehört, die als Spezialist für die musikalische Untermalung von Modenschauen regelmäßig für namhafte Modehäuser arbeitet. Er hatte ein Lied der britischen „Wave“-Gruppe „Eurythmics“ aus den 1980er Jahren zu einer Langversion mit ausgiebiger instrumentaler Einleitung weiterentwickelt. So wie sie sich rhythmisch zielstrebig in den Gesang steigerte, folgten die Kleider Schlag auf Schlag. Die Umsetzung, nämlich die Verbindung von Optik und Akustik, war so kongenial, daß man gar nicht genug von den vorgeführten Stoffen bekommen konnte. Sogar wer bis dahin noch nichts für Mode übrig gehabt hatte, entdeckte seine Liebe zur Mode und zu deren Präsentation. Ein Passus des Liedes „Love Is A Stranger“ lautete nicht zufällig: „And love, love, love / Is a dangerous drug. / You have to receive it / And you still can’t / Get enough of the stuff.“

Die besagte Musikergruppe bespielte auch die Modenschau der Münchener Modeschöpfer Johnny Talbot und Adrian Runhof am 27. September 2013 im Hause der Chemie. Hinter der brandneuen Marke „audra“ steht die Pariser Modeschöpferin Audra Danielle Noyes aus Philadelphia in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Marke steht für die Verbindung der Leichtigkeit und Tragbarkeit der amerikanischen Sportkleidung einerseits und der Schönheit und Anmut der Pariser Haute-Couture-Kleidung andererseits. Die modernen, für praktische Erfordernisse des Alltages gedachten Kleider sollen der Trägerin in den Details zugleich die Raffinessen und die Qualität der Haute Couture zugute kommen lassen. Dabei geht es nicht darum, die Frau bloß zu dekorieren, sondern es gilt, sie in ihrer Weiblichkeit zu bestärken und als edles Wesen zu feiern. Ihre Debütkollektion stellte Audra Danielle Noyes nun in der Veranstaltungsstätte „Espace Commines“ auf ihrer ersten eigenen Modenschau vor. Die Kollektion gliederte sich in drei thematische Teile. Der erste Teil „Raupe“ war der jugendlichen Reinheit und Unschuld gewidmet. Dem entsprachen reines Weiß und Beige. Natürliche Stoffe, insbesondere Krepp, sowie Jacquard-Brokat vervollständigten den Ansatz. Der zweite Teil „Kokon“ stand für die Metamorphose einer Frau von der Jugend bis zur Reife. Dementsprechend umhüllten transparente Seide und Seidenorganza die weiblichen Körper wie eine Schale und gaben Halt für die Fortentwicklung. Minzgrün, Beige und Gold trugen das Farbliche dazu bei. Den dritten Teil „Schmetterling“ mit Haute-Couture-Stücken und Stickereien prägten Anmut und Eleganz.

Der späte Abend des 27. Septembers 2013 war einer Feier im Atelier Richelieu vorbehalten. Bei Appetithäppchen und Getränken konnten die Gäste unter dem Motto „Designers Apartment“ nicht nur Gespräche untereinander und mit manchen Pariser Modeschöpfern führen sowie Kontakte knüpfen, sondern auch deren neue Kollektionen in Augenschein nehmen. Dabei erwies sich die Anwesenheit Didier Grumbachs, des Präsidenten der Fédération française de la Couture, du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode, abermals als Vorteil. Die Gelegenheit einer solch kurzweiligen Schauraumpräsentation nutzte diesmal die Modeschöpferin Céline Méteil. Zur gleichen Zeit empfingen in Räumlichkeiten nahe der Place de la République mehrere Berliner Modeschöpfer, unter anderem Eleonore von Schwanenflügel und Stephanie Pupke sowie Michael Sontag, die Besucher zur Eröffnung des Schauraumes mit Berliner Mode. Deren Kleider waren bereits in der Berliner Modewoche im Juli 2013 erstmals gezeigt worden.


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