Wie jedes Jahr im Sommer gingen auch diesmal die Berliner Hochschulen mit ihren Abschlußmodenschauen in die Öffentlichkeit. Damit hatten die Absolventen und Studenten der Modegestaltung wieder die Gelegenheit, ihre Kreativität abseits der Tage der offenen Tür in einem für einen Modeschöpfer üblichen Rahmen unter Beweis zu stellen.
Für die Modenschau „SEEFASHION 13“
der Kunsthochschule Berlin (Weißensee) - Hochschule für
Gestaltung (KHB) galt es diesmal ins ehemalige kinematographische
Theater „KOSMOS“ zu pilgern. Im dortigen Foyer war am 5. Juli 2013 eine
Ausstellung zum Thema „Die Anmut der Falten“ zu sehen. Die Studenten im
Grundstudium hatten die Aufgabe gehabt, die Vielseitigkeit des
Faltenwurfes an ihren Kleidern umzusetzen; vorgegeben gewesen waren das
Material Nessel und die Farbe Weiß. Für die Studenten im
Hauptstudium lautete das erste Thema „Ich finds schön“, wobei es
um Silhouetten und plastische Fortentwicklung ging. Beim zweiten Thema
„Objekt der Begierde“ bildete jeweils ein eigens ausgewähltes
Objekt den Ausgangspunkt der gesamten Kollektion. Zusammen mit der
hochschuleigenen Strickwerkstatt waren fürs vierte Studienjahr
aufwendige Stricktechniken entwickelt worden. Das dritte Thema „Luxus“
bedeutete für die Studenten eine Auseinandersetzung mit der
Kaschmirwolle und eine Entwicklung individueller gestalterischer
Konzepte auf der Grundlage des zeitgenössischen Luxusbegriffes.
Qualität und hochwertige Verarbeitung standen dabei im Zentrum.
Die Ergebnisse konnten dann bei einer Laufstegschau betrachtet werden.
Der Saal war ebenfalls der Ort, wo die
Absolventen ihre Kleider vorführen ließen. Als Folge der
sogenannten Bologna-Reform im Hochschulwesen teilten sich die
präsentierenden Absolventen in drei Kategorien auf: „Bachelor of
Arts“, „Master of Arts“, „Diplom/Meisterschüler“. Beispielsweise
beschäftigte sich Stefanie Barz unter dem Motto „Audio Vision“ mit
Musik als Inspirationsquelle: das Kleid als Visualisierung von
Klängen in Form und Farbe; jedes Kleidungsstück ging auf ein
anderes, persönlich berührendes Lied zurück. Lena Voutta
bezog ihre Inspiration hingegen aus einer Polarexpedition; endlos
glatte Eisflächen, abbrechende Eiswände, schmelzender Schnee
und das Polarlicht verdichteten sich in ihrer Kollektion „It’s much to
cold“, die experimentelle Strickarbeiten mit eingestrickten
Plexiglasscherben, der Einsatz von Laser-Cut-Strukturen sowie die
Verwendung wärmender Materialien wie Leder, Neopren und Wolle
prägte. Unter der Bezeichnung „Misty Hunan“ erschien Maria Kochs
Kollektion in schwebenden luftigen Formen, während prächtige
Farben durch den Nebel hindurch schienen.
Die Universität der Künste Berlin (UdK) veranstaltete ihre Modenschau „SCHAU 13“ am 2. Juli 2013 auf der Bühne des Theaters „ADMIRALSPALAST“. Unter der Federführung des Institutes für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign zeigten die Absolventen und Studenten ihr kreatives Können. Für die Studenten im Grundstudium ging es beim ersten Thema „Superheroes“ um die Transformation des menschlichen Körpers durch Kleidung; und zwar abgewandelte Alltagskleidung. Das zweite Thema „Yunnan“ drehte sich um die gleichnamige chinesische Provinz, so daß unter experimenteller Verwendung des Nesselstoffes asiatische Krieger und Reisbauern vorkamen. Für die Studenten im Hauptstudium galten die Themen „Made in … Umbria“ und „Vis-à-vis“. Zum einen sollte das Luxusverständnis in der Modewelt dargestellt werden. Zum anderen kam es auf Kontraste an; Symmetrie und Asymmetrie trafen auf Einfachheit und Üppigkeit.
Insgesamt fiel das ausgeglichene
Verhältnis zwischen Damen- und Herrenmode auf. So verpaßte
beispielsweise die Absolventin Emilia Pfohl ihrer Herrenkollektion
„Hermann“ schwarze Masken, welche die Gesichter zur Hälfte
bedeckten. Ähnlich verhüllt waren die Mannequins bei der von
der Farbe Weiß dominierten Kollektion „Call of Beauty“ des
Absolventen Nan Li, doch hier wurden weich fallende Tücher
getragen; Höhepunkt war das ausladende Brautkleid „Daddy’s Girl“.
Der Frage der Verhüllung stellte sich auch Sibel Celik mit ihrer
Kollektion „Unifemme“, deren von muslimischer Kultur beeinflußte
Kleider zwar verhüllten, aber gleichwohl den Körper zu formen
vermochten. Corinna Dehns Kollektion „The Man in Me“ stellte ein
Bindeglied zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit dar. In Evelyn
Sitters Kollektion „Treuen“ – in Anlehnung an die vogtländische
Stadt gleichen Namens – waren die mit der Hand gewebten Stoffe die
Besonderheit.
Mit einer Neuauflage wartete die
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) am 3. Juli 2013
auf. Unter dem Motto „impuls2“ öffneten sich die Türen des
Zeltes der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN
SPRING/SUMMER 2014“ für eine Modenschau. Die Studenten im zweiten
Semester hatten unter der Devise „Utopia 16/60 – Mode für
Generationen“ vor der Herausforderung gestanden, für junge wie
auch alte Menschen die passende Druckgestaltung zu finden; das Resultat
waren zarte Streifen- und Wolkenmuster. Es war daneben erstaunlich, wie
vielfältig sich das Kleidungsstück Hose variieren ließ,
so wie bei den Absolventen des Studienganges Modedesign, nämlich
Michaela Hardwig mit ihrer Kollektion „Organic Shell“, Claudia Krauspe
mit ihrer Kollektion „IF IT LEAVES WAS BLEIBT“, Simon Richter mit
seiner Kollektion „Weißes Gold“, Marie Thorand mit ihrer
Kollektion „Bonding“ und Julie Verbarg mit ihrer Kollektion
„JUNGVISIONÄRE“. Einen hohen Akzent setzte die Absolventin Dijana
Zoradana Elfadivo, indem sie ihren Mannequins Hüte in
spätmittelalterlicher Kegelform (Hennin) aufsetzte. An die klaren
und strengen Formen Piet Mondrians erinnerten demgegenüber die
Kleider aus der Kollektion „Boundaries“ der Absolventin Sara Bozorg.
Die hochschuleigene Marke „30 paar haende“ war wiederum mit einer
tragbaren und praktischen Kollektion vertreten..