Die Schule der Modenation

Die Abschlußmodenschauen der Berliner Hochschulen

Veranstaltungsstätte für die Modenschau der Kunsthochschule Berlin (Weißensee) - Hochschule für Gestaltung (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 2. September 2013

Wie jedes Jahr im Sommer gingen auch diesmal die Berliner Hochschulen mit ihren Abschlußmodenschauen in die Öffentlichkeit. Damit hatten die Absolventen und Studenten der Modegestaltung wieder die Gelegenheit, ihre Kreativität abseits der Tage der offenen Tür in einem für einen Modeschöpfer üblichen Rahmen unter Beweis zu stellen.

Für die Modenschau „SEEFASHION 13“ der Kunsthochschule Berlin (Weißensee) - Hochschule für Gestaltung (KHB) galt es diesmal ins ehemalige kinematographische Theater „KOSMOS“ zu pilgern. Im dortigen Foyer war am 5. Juli 2013 eine Ausstellung zum Thema „Die Anmut der Falten“ zu sehen. Die Studenten im Grundstudium hatten die Aufgabe gehabt, die Vielseitigkeit des Faltenwurfes an ihren Kleidern umzusetzen; vorgegeben gewesen waren das Material Nessel und die Farbe Weiß. Für die Studenten im Hauptstudium lautete das erste Thema „Ich finds schön“, wobei es um Silhouetten und plastische Fortentwicklung ging. Beim zweiten Thema „Objekt der Begierde“ bildete jeweils ein eigens ausgewähltes Objekt den Ausgangspunkt der gesamten Kollektion. Zusammen mit der hochschuleigenen Strickwerkstatt waren fürs vierte Studienjahr aufwendige Stricktechniken entwickelt worden. Das dritte Thema „Luxus“ bedeutete für die Studenten eine Auseinandersetzung mit der Kaschmirwolle und eine Entwicklung individueller gestalterischer Konzepte auf der Grundlage des zeitgenössischen Luxusbegriffes. Qualität und hochwertige Verarbeitung standen dabei im Zentrum. Die Ergebnisse konnten dann bei einer Laufstegschau betrachtet werden.

Der Saal war ebenfalls der Ort, wo die Absolventen ihre Kleider vorführen ließen. Als Folge der sogenannten Bologna-Reform im Hochschulwesen teilten sich die präsentierenden Absolventen in drei Kategorien auf: „Bachelor of Arts“, „Master of Arts“, „Diplom/Meisterschüler“. Beispielsweise beschäftigte sich Stefanie Barz unter dem Motto „Audio Vision“ mit Musik als Inspirationsquelle: das Kleid als Visualisierung von Klängen in Form und Farbe; jedes Kleidungsstück ging auf ein anderes, persönlich berührendes Lied zurück. Lena Voutta bezog ihre Inspiration hingegen aus einer Polarexpedition; endlos glatte Eisflächen, abbrechende Eiswände, schmelzender Schnee und das Polarlicht verdichteten sich in ihrer Kollektion „It’s much to cold“, die experimentelle Strickarbeiten mit eingestrickten Plexiglasscherben, der Einsatz von Laser-Cut-Strukturen sowie die Verwendung wärmender Materialien wie Leder, Neopren und Wolle prägte. Unter der Bezeichnung „Misty Hunan“ erschien Maria Kochs Kollektion in schwebenden luftigen Formen, während prächtige Farben durch den Nebel hindurch schienen.

Die Universität der Künste Berlin (UdK) veranstaltete ihre Modenschau „SCHAU 13“ am 2. Juli 2013 auf der Bühne des Theaters „ADMIRALSPALAST“. Unter der Federführung des Institutes für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign zeigten die Absolventen und Studenten ihr kreatives Können. Für die Studenten im Grundstudium ging es beim ersten Thema „Superheroes“ um die Transformation des menschlichen Körpers durch Kleidung; und zwar abgewandelte Alltagskleidung. Das zweite Thema „Yunnan“ drehte sich um die gleichnamige chinesische Provinz, so daß unter experimenteller Verwendung des Nesselstoffes asiatische Krieger und Reisbauern vorkamen. Für die Studenten im Hauptstudium galten die Themen „Made in … Umbria“ und „Vis-à-vis“. Zum einen sollte das Luxusverständnis in der Modewelt dargestellt werden. Zum anderen kam es auf Kontraste an; Symmetrie und Asymmetrie trafen auf Einfachheit und Üppigkeit.

Insgesamt fiel das ausgeglichene Verhältnis zwischen Damen- und Herrenmode auf. So verpaßte beispielsweise die Absolventin Emilia Pfohl ihrer Herrenkollektion „Hermann“ schwarze Masken, welche die Gesichter zur Hälfte bedeckten. Ähnlich verhüllt waren die Mannequins bei der von der Farbe Weiß dominierten Kollektion „Call of Beauty“ des Absolventen Nan Li, doch hier wurden weich fallende Tücher getragen; Höhepunkt war das ausladende Brautkleid „Daddy’s Girl“. Der Frage der Verhüllung stellte sich auch Sibel Celik mit ihrer Kollektion „Unifemme“, deren von muslimischer Kultur beeinflußte Kleider zwar verhüllten, aber gleichwohl den Körper zu formen vermochten. Corinna Dehns Kollektion „The Man in Me“ stellte ein Bindeglied zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit dar. In Evelyn Sitters Kollektion „Treuen“ – in Anlehnung an die vogtländische Stadt gleichen Namens – waren die mit der Hand gewebten Stoffe die Besonderheit.

Mit einer Neuauflage wartete die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) am 3. Juli 2013 auf. Unter dem Motto „impuls2“ öffneten sich die Türen des Zeltes der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN SPRING/SUMMER 2014“ für eine Modenschau. Die Studenten im zweiten Semester hatten unter der Devise „Utopia 16/60 – Mode für Generationen“ vor der Herausforderung gestanden, für junge wie auch alte Menschen die passende Druckgestaltung zu finden; das Resultat waren zarte Streifen- und Wolkenmuster. Es war daneben erstaunlich, wie vielfältig sich das Kleidungsstück Hose variieren ließ, so wie bei den Absolventen des Studienganges Modedesign, nämlich Michaela Hardwig mit ihrer Kollektion „Organic Shell“, Claudia Krauspe mit ihrer Kollektion „IF IT LEAVES WAS BLEIBT“, Simon Richter mit seiner Kollektion „Weißes Gold“, Marie Thorand mit ihrer Kollektion „Bonding“ und Julie Verbarg mit ihrer Kollektion „JUNGVISIONÄRE“. Einen hohen Akzent setzte die Absolventin Dijana Zoradana Elfadivo, indem sie ihren Mannequins Hüte in spätmittelalterlicher Kegelform (Hennin) aufsetzte. An die klaren und strengen Formen Piet Mondrians erinnerten demgegenüber die Kleider aus der Kollektion „Boundaries“ der Absolventin Sara Bozorg. Die hochschuleigene Marke „30 paar haende“ war wiederum mit einer tragbaren und praktischen Kollektion vertreten..


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