Der weite Weg zur Weltspitze

Neues von den Veranstaltungen der Berliner Modewoche

Modeinstallation der Marke „Vonschwanenflügelpupke“  (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 1. September 2013

In den Belangen der Mode spielt Berlin, anders als Paris, Mailand und London, nicht in der „Champions League“. In vielerlei Hinsicht ist Berlin noch modische Provinz und weit weg von einer echten Modemetropole. Während Paris die Massen anzieht, bringt Berlin nur ein Häuflein Interessierter auf die Beine.

Diesmal dauerte die Berliner Modewoche vom 2. Juli 2013 bis zum 7. Juli 2013, was zu einer  Terminkollision ihrer Veranstaltungen mit den Pariser Haute-Couture-Schauen und der Pariser Modemesse „SALON INTERNATIONAL DE LA LINGERIE ET DU SWIMWEAR“ führte. Da die Modestadt Berlin eh schon einen beachtlichen Rückstand gegenüber den Modemetropolen Paris, Mailand und London aufweist, war die Terminplanung in Berlin kaum geeignet, den Abstand im Interesse sowohl der Berliner als auch der in Berlin präsentierenden auswärtigen Modeschöpfer zu verringern, denn die international agierenden Modejournalisten und Modephotographen hielten sich zu dieser Zeit selbstverständlich in Paris auf. Beispielsweise sind die New Yorker Modekritikerinnen Suzie Menkes und Anna Vintour in den Pariser Modewochen stets emsig unterwegs von Modepräsentation zu Modepräsentation.

Immerhin erhielt das Zelt der sich vom 2. Juli 2013 bis zum 5. Juli 2013 erstreckenden Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN SPRING/SUMMER 2014“ eine räumliche Verbesserung. An die Stelle des komplett schwarzen Studios trat der mit einem hellen holzfarbenen Boden ausgestattete Präsentationsraum „STAGE“. Diese neue Räumlichkeit nutzten die Berliner Modeschöpferinnen Eleonore von Schwanenflügel und Stephanie Pupke für ihre Modeinstallation, bei der sie am 5. Juli 2013 die Kollektion ihrer Marke „Vonschwanenflügelpupke“ für den Frühling und Sommer 2014 präsentierten. ‡ Ebenfalls dort stellte die # Modeschöpferin Eva Poleschinski ihre neue Kollektion „Enchanted Aspiration“ ihrer im Jahre 2008 in Wien gegründeten Marke „épanoui.“ vor. Inspirationsquelle für die „Architektur am Körper“ war der Architekt Oscar Niemeyer. Klare Formen und weiche Rundungen prägten die Kleider ebenso wie Weiß und Bordeauxrot als farbliche Konstanten. Neben Seide und Nylon wurden wieder von Eva Poleschinski selbst gestaltete Paillettenstoffe, Kernelement jeder Kollektion, eingesetzt. Eva Poleschinski will anspruchsvolle Exklusivität mit jugendlicher Frische verbinden. Der Markenname ist übrigens Programm; das Erblühen ist Sinnbild für die Entwicklung und Metamorphose eines Menschen durch die Mode.

Hinter der im Jahre 2011 gegründeten Marke „GLAW“ stehen die Berliner Modeschöpfer Maria Poweleit und Jesko Wilke. Feste Bestandteile der Kollektionen sind Batikleder sowie mit der Hand gebatikte und bestickte Seide. Zentrales Stück jeder Kollektion ist die Bikerjacke. Die neue Kollektion war den starken, unabhängigen, emanzipierten Frauen wie der Schauspielerin Jane Birkin gewidmet. Seide, Kalbsfell, Pythonleder und Spitze bildeten den dafür ausgewählten Materialmix. Schnürungen traten zu plissierter Seide und plissiertem Leder. Graphisch angeordnete Teilungsnähte und in graphischen Formen aufgesetzte Bänder waren ein starker Kontrast zur perlen- und kristallbestickten Seide; die für die Marke typischen Bikerabsteppungen kamen in Kombination mit fließenden Seidenstoffen vor. Die graphische Schnittführung wurde seltenen und facettenreichen Schliffen von Edelsteinen entlehnt und dann mit „schillernden Ethno-Einflüssen“ angereichert. Erdtöne trafen auf warmes Rosa; in Kombination mit Weiß und Beige erinnerten Gold-, Silber- und Bronzeschattierungen zusätzlich an funkelnde Edelsteine.

In dieser Saison bildete die Modenschau der Marke „MOGA E MAGO“ den Abschluß der Veranstaltungsreihe. Hinter der Marke stehen die Berliner Modeschöpfer Elisa Lindenberg und Tobias Noventa, die sich im Jahre 2007 im „hochkreativen Underground“ Roms kennen lernten. Damals studierte sie am Istituto Europeo di Design Modedesign; während er einer der Kreativköpfe hinter der italienischen Marke „Miss Sixty“ war, nachdem er an der Accademia di Belle Arti Dekoration studiert hatte. Der „obskure und dekadente Prunk“ Roms veranlaßte sie im Jahre 2010 in Berlin gemeinsam die Marke „MOGA E MAGO“ zu gründen, wobei sich Elisa Lindenbergs „aufständisches Begehren nach neuen Formen“ und Tobias Noventas „kontemplativem Konstruktivismus“ vereinten. Sie versteht sich als Rebellin, er als Magier. Die Marke offenbart die Pracht fragiler und flüchtiger psychedelischer Welten.

Die neue Kollektion „NOTTURNO“ enthüllte die Sinnlichkeit der Nacht. Im blassen Licht einer warmen Vollmondnacht nehmen uns MOGA E MAGO mit auf eine Reise durch den Wald. Die plötzliche Stille und ein tosendes Deliririum führen uns zu einer geheimen Quelle, an der anmutige Naiaden mit unseren Sinnen spielen. Die fließenden Formen ihrer durchsichtigen Gewänder und der Glanz ihrer hellen Rüstungen verwischen mit dem Glitzern des heiligen Gewässers unter dem flackernden Mondlicht. Planschende Lederpailletten in verschiedenen Nachtblautönen nehmen die Wellen der aufgebrachten Quelle auf, schwarze Ziegensträhnen zeigen ihre Tiefe. Das Mondlicht reflektiert auf bronzefarbenem Leder und verchromten Nieten und erhellt der Naiaden fawnes, leinenes Gewand. Unsere erglückten Sinne sind in diesem epiphanen Erlebnis gebannt. Notturno spielt mit fließenden Coutureformen in blassen und dunklen Farben und betont so die mystische Erscheinung antiker Naiaden, die amüsiert unseren Geist verwirren. Elegante Roben, mit extravaganten Lederpailletten bestickt, luftige, mit Ziegenfell besetze Gewänder und aufwendige, glitzernde Lederkettenkonstruktionen bilden das Formenalphabet der neuen Kollektion.

Die neue Kollektion „NOTTURNO“ führte den Betrachter in einen nächtlichen Wald, wo an einer geheimen Quelle anmutige Naiaden mit den Sinnen der Betrachter spielten. Die fließenden Formen ihrer durchsichtigen Gewänder und der Glanz ihrer hellen Rüstungen war so rein wie klare, unberührte Gewässer. Bronzefarbenes Leder und verchromte Nieten spiegelten das Vollmondlicht wider. Mit extravaganten Lederpailletten bestickte Roben, luftige, mit Ziegenfellen besetze Gewänder und aufwendige, glitzernde Lederkettenkonstruktionen bildeten den Formenkanon der neuen Kollektion.


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