In der Mitte der Pariser Haute-Couture-Woche kam viel Sehenswertes auf das Publikum zu. Diesmal brauchte es auf das Modedéfilé des aus Venezuela stammenden und in Paris wirkenden Modeschöpfers Oscar Carvallo nicht lange zu warten.
Am 2. Juli 2013 präsentierte Oscar
Carvallo im Festsaale der Bürgermeisterei des 4. Arrondissements
seine neue Kollektion „Eagle Eye“, wohinter der Gedanke an die
Beobachtung von Vögeln inmitten einer delikaten antiken
Winterlandschaft stand. Dazu paßten Abendkleider in Kupfer, Rot,
Blau, Weiß und Schwarz. Die leichten Texturen und feinen Spitzen
aus Calais, mit gestickten Details kombiniert und von Transparenz
unterbrochen, ließen die anspruchsvolle Trägerin zugleich
fragil und feminin aussehen, um ihr „Mysterium“ in den Winterhimmel
entschweben zu lassen. Oscar Carvallo hatte die futuristische Frau vor
Augen, die Vogelkrallen als Accessoires trägt, provoziert und alle
Mitmenschen auf einmal berührt.
Der libanesische Modeschöpfer Tony
Yaacoub zeigte seine neue Kollektion im Salon Impérial des
Hotels „THE WESTIN PARIS“. Für die kommende Herbst-Winter-Saison
setzte er, getreu seiner Philosophie, auf eine bewußt
vereinfachte und abgespeckte Silhouette. Feine Linien, die sich
gleichsam in den Himmel verloren, subtile geometrische Formen und
kontrastierende Materialien wie Samt, Crêpe, Laméseide und
Paillettenketten prägten die Kollektion. In Etuikleidern verbanden
sich Transparenz und Asymmetrie. Sich kräuselnde Jacquardseide gab
den Röcken und Schleppen den rechten Pfiff. Rhodoidblätter,
deren Feinheit ein Skalpell geschaffen zu haben schien, schillerten
unter den Scheinwerfern. Für Tony Yaacoub machte Schmuck die
Opulenz der Komposition erst perfekt. Verdrehte barocke Halsketten aus
Perlen, Armbänder mit Strass-Steinen und Cabochon-Clips erschienen
wie Stickereien. Eine solche Schatztruhe am Körper erweckte ein
Bustier zum Leben oder betonte die Hüft- oder Schulterpartie mit
einer Kaskade. Smaragd, Saphir, Rubin, Granat und Amethyst funkelten im
Lichte der Scheinwerfer so auf, daß die Trägerin
herrschaftlich erstrahlte. Dies alles war nach der Intention des
Textilkomponisten Tony Yaacoub „Musik für die Augen“.
In den Fluren und Salons der Botschaft der
Föderativen Republik Brasilien, stellte der Pariser
Modeschöpfer Gustavo Lins aus Brasilien seine Kollektion „021“
vor. Die neue Kollektion des Pariser Modeschöpfers Julien
Fournié war im Auktionshause „ARTCURİAL“ am Rond-Point des
Champs-Élysées zu sehen. Das Défilé unter
dem Motto „Premières Chimères“ brachte dem Publikum das
16. und frühe 17. Jahrhundert näher, da die Frisuren der
Mannequins teilweise wie die Morion-Sturmhaube der Landsknechte
aussahen, während die Silhouetten der Kleider die Pracht der
spanischen Hofmode wiederaufleben ließen.
Auf eine Zeitreise ins 16. und frühe
17.
Jahrhundert begab sich auch der Pariser Modeschöpfer
Stéphane
Rolland. In den schwarz verhüllten Spielhallen des Tennisclubs von
Paris erwies er seine Referenz den spanischen Hoftrachten. Kleider, mal
lang, mal kurz, teilweise mit Schleppe, mit der für die
Hochrenaissance, den Manierismus und den Frühbarock typischen
strengen A-Silhouette erhoben die Mannequins in den Rang einer Hofdame.
Das neben Kornblumenblau dominierende Schwarz – König Philipp II.
hatte schwarze Kleidung bevorzugt – verstärkte die zeremonielle
Wirkung wie auch die weißen, an Spitzenkrägen erinnernden
Verzierungen an den Dekolletés. Minimalistische Schnitte
ließen zusätzlich eine dunkle Romantik aufkommen.
Andächtig, gleichsam ins spanische Hofzeremoniell eingebunden,
verfolgte das Publikum das Défilé der edlen Wesen.