Ein Hoch auf die Mode

Paris – die Modemetropole, wo sich Fisch und Hase gute Nacht sagen

Gartensaal der Botschaft des Königreiches Belgien (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 1. August 2013

Im Sommer 2013 blickte die Modewelt aufs neue gespannt auf Paris. Vom 30. Juni 2013 bis zum 4. Juli 2013 – kurz nach der Veranstaltungsreihe „Mode Masculine“ und kurz vor der Modemesse „SALON INTERNATIONAL DE LA LINGERIE ET DU SWIMWEAR“ – stand die Modemetropole im Zeichen der Haute Couture. Etliche Modeschöpfer präsentierten ihre Ideen für den Herbst und Winter 2013.

In der Botschaft des Königreiches Belgien wurde am 1. Juli 2013 ein Jubiläum gefeiert. Der belgische Modeschöpfer Edouard Vermeulen blickte auf dreißig Jahre seiner Marke „NATAN“ zurück. Seine Kleider hatten schon I.M. Mathilde Königin der Belgier, I.M. Maxima Königin der Niederlande und I.K.H. Maria Teresa Großherzogin von Luxemburg getragen. Mit seiner Kollektion für die kommende Saison schaute er zwar durch den Rückspiegel auf seinen kreativen Weg, verharrte aber nicht bei Entwürfen der Vergangenheit, sondern schlug vielmehr eine moderne Richtung ein. Es galt, zwei Erwartungshaltungen in Einklang zu bringen, nämlich die Leidenschaft für Mode sowie der Wunsch nach alltäglicher Eleganz mit einer praktischen und vielseitigen Kleidung. Das Ergebnis bestand in dreiviertellangen und ganz langen Kleidern mit integriertem Cape sowie engen Hosen mit übergroßen Tops. Wolle, Flanell, Seide und Tweed mit Goldfäden erschienen in lebendigen Farben: Puder, Terrakotta, Graugrün, Rot, Orange, Himmelblau, Schwarz. Auch fand sich der Vasarely-Stil in Drucken. Hinzu kamen gerade Lederröcke sowie Seidenkleider mit Lederriemen und Platten. Für die Kälte zeigte Edouard Vermeulen Kaschmirmäntel mit Lederärmeln, und zwar entweder in Schwarzschattierungen oder in einer Palette aus Ocker, Orange, Petroleum und Königsblau. Dem optisch eindrucksvollen Modedéfilé, auf der vierundzwanzig belgische Mannequins liefen, folgte eine Gartenparty sowohl mit dem Modeschöpfer als auch mit S.E. dem Botschafter.

Im Wandel liegt die Beständigkeit, dachte wohl der aus Syrien stammende und in Dubai wirkende Modeschöpfer Rami Al Ali, als er den Salon Pompadour des Hotels „LE MEURICE“ als Stätte für seine Modeinstallation beibehielt, doch den Termin vom Mittwoche auf den Montag legte. Diesmal beeindruckte er das Publikum mit vom Maler Gustav Klimt inspirierten Kleidern. Aus der „goldenen Phase“ des Sezessionisten machte Rami Al Ali in Verehrung für dessen erreichtes Niveau an weiblicher Intimität und Erotik einen bunten Strauß an Farben und Formen. Gold, Silber und Platin trafen auf Lavendel, Altrosa, Champagnergelb, dunkles Violett und Schwarz. Spitze, Tüll, Chiffon und Seide kontrastierten mit metallischen Textilien. Lange und fließende Konturen sowie klare, elegante Dekolletés standen für eine damenhafte Raffinesse. Kleider in Dreiviertellänge mit langen Ärmeln erinnerten an den Glamour der 1950er Jahre. Gustav Klimts geometrische Formen fanden sich letztlich in den Stickereien und Verzierungen wieder. Einmal mehr gelang es Rami Al Ali die Weiblichkeit zu krönen.

Mit seiner neuen Kollektion „Paris, je t’aime“ drückte der Pariser Modeschöpfer Éric Tibusch seine Bewunderung für den Charme und die Eleganz der 1960er Jahre aus, ohne den zeitgenössischen Stil zu vernachlässigen. In der Veranstaltungsstätte „Espace Pierre Cardin“ im Jardin des Champs-Élysées nahe dem Palais de l’Élysée präsentierte er nach Pariser Stadtvierteln und Straßen benannte Kleider, deren Silhouetten die Lebensadern der „Stadt des Lichtes“ widerspiegelten. Drei Entwürfe steuerte der frühere Pariser Modeschöpfer Claude Montana bei. Besonderer Blickfang waren die übergroßen Revers bei den Hosenanzügen, welche überdies an die revolutionäre Herrenmode der 1790er Jahre erinnerten.

Der Jardin du Palais Royal wurde für die Pariser Modeschöpfer Livia S. Stoianova und Yassen V. Samouilov aus Bulgarien wieder zum Lustgarten. Für ihre Marke „on aura tout vu“ schickten sie Kleider mit zweigartigen Verzierungen an den Schulter- und Hüftpartien über den mit zweien Baumreihen gesäumten roten Teppich. Am 30. Juni 2013 war der Laden „IRAKLI PARIS“ für die Veranstaltung „BunnyFish World Tour“ offen. Die Stoffpuppe „BunnyFish“, ein Hasenkopf und ein Fischschwanz zu einem Körper in bunten Klamotten verbunden, ist ein „FashionDoudou“ zum Schmusen und Liebkosen. In Zusammenarbeit mit dem Pariser Modeschöpfer Irakli Nasidzé aus Georgien schuf Qiao Qi, Mannequin, Malerin und Illustratorin von Kinderbüchern aus China, die in Paris lebt, mit den Stoffpuppen für Groß und Klein eine Gelegenheit, die eigenen Wünsche, Gefühle und Sehnsüchte zu ergründen. Neben der Puppenpräsentation ließ Irakli Nasidzé zwei Kleider seiner aktuellen Kollektion von Modellen vorführen. Auch hier wäre der eine oder andere Gast gerne zum Schmusen und Liebkosen übergegangen, wenn er nicht mit den Getränkegläsern und leckeren Häppchen in der Hand allzu beschäftigt gewesen wäre.


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