Glanzvoller und unterhaltsamer Höhepunkt der Veranstaltungsreihe „Mercedes-Benz Fashion Week BERLIN AUTUMN/WINTER 2013“ war an deren letztem Tage, dem 18. Januar 2013, die Modeinstallation des Berliner Modeschöpfers Sebastian Ellrich im Studio des „Mercedes-Benz“-Zeltes. Es war eine spektakuläre Inszenierung, und zwar ein bißchen Zirkus, ein bißchen Varieté.
Eine Sängerin, eine Tänzerin, eine menschliche Marionette, eine Akrobatin, ein Stelzenläufer, ein Jongleur und ein Clown, der stets sein Unwesen trieb, bildeten unter anderem das Ensemble, mit dem Sebastian Ellrich die Kleider seiner neuen Kollektion „THE WHOLE RIGMAROLE“ vorführen ließ. Sowohl an den Kleidern als auch an der gesamten Inszenierung wurde deutlich, daß Sebastian Ellrich als Kostüm- und Bühnenbildner eigentlich im Theater zu Hause ist. Gleichwohl handelte es sich um tragbare Stücke wie Etuikleider und Blazer für die Dame sowie Smokingjacketts für den Herrn, und zwar meistens mit Schalkragen. Leuchtendes Mittelblau war diesmal der Farbakzent, der gegen Schwarz und Steingrau gesetzt wurde.
Eine Premiere innerhalb der Veranstaltungsreihe war die Modenschau der aus Rumänien stammenden und in Köln arbeitenden Modeschöpferin Andrada Ona am gleichen Tage. Hinter ihrer vor zweien Jahren gegründeten Marke „ZOE ONA“ steht das Konzept der „raffinierten Schlichtheit“, wonach die Mode natürlich wirkt, weil sie es ist. Für Andrada Ona ist zuvorderst die Qualität der Materialien wichtig. Neben Seide und Fellen hatte sie für ihre neue Kollektion in Europa gefertigte feinste Kaschmirwolle verwandt.
Nachdem die Veranstaltungsreihe mit der letzten abendlichen Modenschau am 18. Januar 2013 für diese Saison geendet hatte, gab es im Atrium des Museums für Kommunikation noch eine Modenschau für den kulturellen Austausch. Die Modeszene in vielen Ländern der ehemaligen Sowjetunion entwickelt sich dynamisch und bringt einen einzigartigen Stil hervor, was jedoch auswärts kaum bekannt ist. Das Projekt „FASHION BRIDGE“, das dazu dienen soll, junge, aber in ihrer osteuropäischen Heimat bereits etablierte Modemacher den Menschen in Mittel- und Westeuropa bekanntzumachen, fand erstmals nach Berlin. So präsentierten vierzehn Modemacher aus Rußland und Zentralasien unter dem Motto „FASHION BRIDGE 2013“ ihre Kollektionen einem interessierten Publikum. Jede ausgewählte Kollektion hatte ihre ganz eigene Ästhetik mit Stilrichtungen von modernder Klassik bis hin zu konzeptueller Avantgarde. Am Ende der Veranstaltung wurden die besten Kollektionen und das beste Modell ausgezeichnet. Auf den ersten Platz gelangte die kirgisische Modemacherin Nurgul Akmatalieva; sie durfte sich auf ein einmonatiges Trainingsprogramm in der nächsten Berliner Modewoche freuen. Den zweiten und dritten Platz belegten nacheinander die Modemacherinnen Lisa Shahno und Dina Faradzheva aus Rußland. Das „Gesicht der Schau“ wurde das Modell Alina Balakleiskaia.
Am 19. Januar 2013 eröffnete der Berliner Modeschöpfer Stefan Griese seinen zweiten Laden in der Nähe des Schlosses Charlottenburg. Stefan Griese, der bisher Damenoberbekleidung für seine Marke „Paltó“ entworfen hatte, verwirklichte endlich einen lange gehegten Wunsch, nämlich den Entwurf einer Kollektion von Herrenoberhemden. Für seine zweite Marke brauchte er nicht lange nach einem Markennamen zu suchen. Er ergab sich aus der Anschrift seines Ladens. So diente die Kaiser-Friedrich-Straße als Vorlage für die Marke „Kaiser Friedrich Herrenhemden“. Das Hemdenmodell der ersten Kollektion erhielt sogleich die Bezeichnung „Anton“, wobei das Sortiment von einfarbigen Hemden über solche mit Streifen und Rautenmustern bis zu solchen mit kunterbunten Blütenmotiven reichte; für jeden Geschmack beziehungsweise für jedes männliche Temperament war etwas Passendes dabei.
Während ein Teil der Gäste eifrig die Garderobe aufsuchte, anprobierte und kaufte, erfreute sich der andere Teil an den musikalischen Beiträgen des Opernsängers Bert Mario Temme, der Arien und Lieder textlich so abwandelte, daß sie auf den feierlichen Anlaß paßten. Jetzt wurde den Gästen klar, warum es in der Einladung „Bert präsentiert Anton“ geheißen hatte. Ein Blick auf die Wandbemalung aus den Händen des Malers Kurt Schwarzmeier – weiße Elephanten als Glückssymbole auf grasgrünem Grunde – rundete den Eindruck ab. Nebenher war genug Zeit für Gespräche mit Stefan Grieses Mitarbeitern , Freunden und Kunden. Dabei war Kritik an der neuen Berliner Modemesse „PANORAMA BERLIN“, die vom 15. Januar 2013 bis zum 17. Januar 2013 auf dem Ausstellungsgelände nahe der Flughafenbaustelle in Schönefeld veranstaltet worden war, zu hören. Bemängelt wurde vor allem die schlechte Erreichbarkeit. So sei der Weg nur unzureichend ausgeschildert gewesen; für die nächste Saison hoffe sie auf eine Veranstaltung auf dem alten Messegelände rund um den Berliner Funkturm, das wegen seiner zentralen Lage schneller erreichbar sei.