Die ewige Baustelle

Hausgemachte Probleme der Berliner Modeszene

Blumen und Küsse für den Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer (Bild: Christian Janssen)

Von Christian Janssen — 3. Februar 2013

Die Berliner Modeszene durchlief in den letzten Jahren eine durchaus beachtenswerte Entwicklung, aber in bestimmten Bereichen tritt sie immer noch auf der Stelle. Mit der Etablierung fester Veranstaltungsstrukturen jeweils im Januar und Juli eines Kalenderjahres wurde eine mit ausländischen Modemetropolen vergleichbare Modewoche geschaffen. Doch gerade ein solcher Vergleich macht klar, welche Defizite in Berlin bestehen.

Ein gewaltiges Manko in Berlin ist die mangelnde Dienstleistungsbereitschaft und fehlende Gastfreundlichkeit. Wenn beispielsweise der „Sicherheitschef“ im Hotel „ADLON“ vor der Modenschau „SAVA NALD“ am 17. Januar 2013 einen ihm nicht näher bekannten Gast beim Verlassen des Saales einfach duzte und ihn unhöflich anbrüllte zu verschwinden, zeugte dies nicht gerade von guten Manieren. Ein solch „prolliges“ Verhalten gegenüber Gästen ist in Paris und London undenkbar. Paris steht für Esprit und Eleganz, London für Stil und „Understatement“. Adäquates ist in Berlin nicht vorhanden. Entsprechend ist der Eindruck bei den wenigen ausländischen Gästen. So zeigte sich ein Journalist aus Bolivien bei einer Pausenplauderei enttäuscht von der Berliner Modewoche, indem er über Unfreundlichkeit, miese Stimmung und Langeweile klagte. Es kommt eben nicht nur darauf an, gute Mode zu machen. Es ist ebenso wichtig, die Mode gut zu präsentieren.

Glücklicherweise fehlten in dieser Saison nicht die Garanten für niveauvolle Modeschauen. Der Münsteraner Modeschöpfer Guido Maria Kretschmer enttäuschte auch diesmal das Publikum nicht. Die am 17. Januar 2013 gezeigte Kollektion „OKAPI“ stand – nomen est omen – im Zeichen des gleichnamigen Tieres, das wegen seiner Zaghaftigkeit und Eleganz zu den Lieblingstieren des Modeschöpfers zählt. Wieder hatte sich Guido Maria Kretschmer von einer außereuropäischen Landschaft inspirieren lassen; die Farbvielfalt der Serengeti fand sich in den handgefertigten Abendroben wieder. Blickfang der neuen Kollektion waren freilich die Abendkleider mit Pfauenfedern. Zur nachfolgenden nächtlichen Party im Hotel „nhow Berlin“ ließ der umtriebige und eloquente Modeschöpfer drei Modelle mit weiteren Kleidern antreten. Doch gegen 3.00 Uhr wunderten sich zwei Gäste aus Brasilien darüber, daß sich die Tanzfläche rapide leerte und die Veranstaltung schon ihrem Ende näherte.


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